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Spiel um Macht und Liebe (German Edition)

Spiel um Macht und Liebe (German Edition)

Titel: Spiel um Macht und Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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sich in ihm der Eindruck, versagt zu haben. Manchmal ging er einem Treffen mit ihnen sogar aus dem Weg, um dieses Schuldgefühl nicht zu erleben.
    Aber Sir Alex’ Firma ging es immer besser. Auf Sauls Drängen hin hatten sie einige kleinere Konkurrenten gegen deren Willen aufgekauft, sodass die Manager dieser Firmen nur fassungslos zusehen konnten. Doch Sir Alex gab die Kontrolle nicht ab. Immer noch hatte Saul den Eindruck, als habe er sein letztes Ziel, den letzten Schritt noch nicht erreicht.
    Und dann zu Weihnachten, nach seinem neununddreißigsten Geburtstag, hatte Cathy ihn voller Freude angesehen und zu ihm gesagt: „Ich bin so glücklich, Onkel Saul. Und du?“
    Er hatte bereits zu einer automatischen Antwort angesetzt, aber aus irgendeinem Grund hatte er sich unterbrochen. Mit einem Mal war die Wärme und das Chaos des Wohnzimmers seiner Schwester verschwunden, und Saul sah sich wieder vor seinem Vater stehen, der ihm erzählte, wie wichtig der Erfolg sei. Voller Schmerz und Anteilnahme sah er den unglücklichen Blick in den Augen seines Vaters. Und als er blinzelte, sah er den Eingang seines Hauses in Westchester. Er sah den Baum mit den roten und goldenen Ästen und das versteinerte Gesicht seiner Exfrau. Die zurückgezogene misstrauische Art seiner Tochter und das Gesicht seines kleinen Sohns, der ihn nicht erkannte. Dieses Gefühl verschlug ihm die Sprache, und vor Schmerz verzog er unwillkürlich das Gesicht. Christie, die ihn aufmerksam beobachtete, fragte besorgt, ob ihm schlecht sei.
    Immer wieder hatte er Witze über ihre Kochkünste gemacht, und die Backkartoffeln hatte er im vergangenen Jahr mit Kanonenkugeln verglichen. Sie seien vielleicht gut genug, damit Cathy damit spielen könne, aber mehr auch nicht. Cathy liebte es, wenn er ihre Mutter aufzog und die auf die Scherze einging.
    „Nein, es ist nichts“, sagte er jetzt nur und redete es sich selbst ein. Aber von da an war nichts mehr wie vorher. Es war, als habe sich seine ganze Welt leicht verschoben, sodass er die Dinge jetzt aus einem leicht veränderten Winkel sah. Oft gefiel ihm dieser Anblick überhaupt nicht. Er stellte sich mit einem Mal Fragen, die ihn noch nie interessiert hatten. Gefühle tauchten in ihm auf, die er nicht wahrhaben wollte, und einmal hatte er sogar bei einer wichtigen Sitzung der Diskussion nicht mehr folgen können. Er schlief schlecht und regte sich leicht über seine Untergebenen auf. Voller Angst wurde ihm bewusst, dass er über sein Leben irgendwie die Kontrolle verlor, und aus dieser Erkenntnis erwuchs noch mehr Angst. Es war fast Panik, mit der er dafür kämpfte, das zu bewahren, was er zu verlieren glaubte.
    Er hatte mehr Angst als je zuvor in seinem gesamten Leben. Mehr noch als damals, als er in das unglückliche Gesicht seines Vaters gesehen hatte. Oder als er in den Prüfungen durchgefallen war. Oder als er seine kleine Tochter gehalten hatte. Er hatte mehr Angst als zu dem Zeitpunkt, als Karen ihn um die Scheidung gebeten hatte. Dennoch war ihm nicht klar, weswegen er diese Angst hatte oder wovor er sich fürchtete.
    Er besaß doch alles, was er sich je ersehnt hatte, oder nicht? Sicher, er hatte ein paar Opfer bringen müssen, aber er war nicht der einzige Mann, der geschieden war und den Kontakt zu seinen Kindern verloren hatte. So etwas geschah heutzutage, auch wenn es traurig war. Er hatte Erfolg, und vor sechs Monaten hatte Sir Alex angedeutet, dass er sich wirklich bald zur Ruhe setzen wolle. Niemand konnte es Saul streitig machen, Sir Alex’ Nachfolger zu werden. Was also ging mit ihm vor? Wieso hatte er morgens beim Aufwachen manchmal so eine merkwürdige Stimmung? Weshalb wurde ihm beim Blick in den Spiegel manchmal übel? Und warum empfand er beim Gedanken an seine Kinder so eine wilde Wut?
    Das liege am Stress, sagten die Ärzte. Das war der letzte Beweis für seinen Erfolg. Welcher erfolgreiche Geschäftsmann kannte nicht die Bedeutung dieses Worts und wusste nicht, welche aufputschende Wirkung Stress haben konnte? Aber sein Stress war irgendwie anders. Er beflügelte ihn nicht, sondern machte ihn kaputt. Es war, als würde Saul von seinem eigenen Körper und seinen eigenen Sinnen im Stich gelassen und angegriffen.
    Dann teilte Sir Alex ihm mit, er solle seine Freundschaft zu Dan Harper nutzen, um eine Übernahme dessen Firma zu ermöglichen. Er habe vor, dieser Firma jede finanzielle Grundlage zu rauben, und etwas in Saul, von dem er bislang nichts gewusst hatte, hatte sich dagegen

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