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Spiel ums Glueck

Titel: Spiel ums Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miranda Jarrett
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weiß es nicht“, erwiderte er aufgebracht, „aber ich werde Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um es herauszufinden.“
    Ein dritter Schuss hallte durch die Nachtluft, diesmal schien die Kugel ihn nur knapp verfehlt zu haben. Cassia hörte hastige Schritte auf sie zukommen und presste, außer sich vor Angst, den Kopf an Richards Schulter.
    „Leg dich flach hin“, flüsterte er ihr ins Ohr. „Bleib unten, Mädchen, und alles wird gut. “
    „Ich liebe dich“, hauchte sie so leise, dass sie nicht sicher sein konnte, ob er ihr Geständnis vernommen hatte. Doch sie hatte das starke Bedürfnis, es ihm zu sagen, was auch immer geschehen mochte. „Ich liebe dich, Richard Blackley.“ „Master Blackley!“, rief ein Mann. „Master Blackley, Sir, ich bin es, Hudson! Melden Sie sich, Sir, damit wir wissen, wo Sie sind, Sir!“
    „Hudson, hier!“ Richard richtete sich auf und winkte. „Wir sind hier!“
    „Wer ist der Mann, Richard?“, fragte Cassia, während sie hastig ihr Oberteil zuknöpfte und ihre Röcke glatt strich.
    „Er ist einer der Wachposten, die ich eingestellt habe, damit sie die Grenze meines Grundstücks ablaufen.“ Rasch hob er die Amethystkette auf, die aus dem Samtetui gefallen war, und steckte sie in die Tasche. „Hudson! Sie sind mir höchst willkommen, das kann ich Ihnen versichern! Konnten Sie erkennen, wer auf mich geschossen hat? Haben Sie den Bastard erwischt?“
    „Nein, Sir“, erwiderte der Mann, der inzwischen bei ihnen angelangt war, und sah sich wachsam um. Er hielt eine Flinte in der Hand. „Es tut mir leid.“
    Erst jetzt nahm der Wachposten Cassia wahr. Er tippte sich an die Hutkrempe. Nicht dass es ihr etwas ausmachte, dass er sie übersehen hatte; sie war zu verängstigt und zugleich erleichtert, dass die Gefahr erst einmal überstanden war.
    „Ein Schatten ist alles, was ich sehen konnte, Sir“, fuhr Hudson fort. „Jemand huschte durch die kleine Allee dort.“ „Finden Sie den Kerl, Hudson“, befahl Richard grimmig. „Es ist mir einerlei, wer er ist und welchem Stand er angehört. Ich will, dass er gefasst und den Konstablern vorgeführt wird. “
    Zwei weitere Wachposten, die ihre Flinten geschultert hatten, kamen auf sie zugelaufen, mit hechelnden Spürhunden an der Leine. Hudson pfiff kurz, und Männer wie Hunde blieben unverzüglich stehen. Cassia legte zitternd den Arm um Richard. Sie fragte sich, was aus Greenwood Hall, in dem sie sich so geborgen gefühlt hatte, geworden war.
    „Wir werden den Schuft finden, Sir“, versicherte Hudson. „Er wird nicht weit kommen, in welche Richtung er auch geflohen sein mag.“
    Luke saß wie ein Eichhörnchen hoch oben in der alten Eiche und presste, umgeben von dichtem grünen Laub, den Rücken gegen die raue Borke des Stamms. Er hoffte inständig, dass die bewaffneten Männer nicht hochschauen und ihn entdecken würden. Als Luke die Hunde gesehen hatte, war ihm klar gewesen, dass er es war, nach dem sie suchten. Einer der Hunde schnüffelte bereits unter dem Baum herum, aber das Tier blieb ruhig und fing nicht an zu bellen.
    Er wagte nicht, hinunterzusteigen, nicht jetzt, egal, wie steif seine Glieder inzwischen waren. Und er hatte mächtigen Hunger und Durst. Er saß bestimmt bereits eine geschlagene Stunde hier oben im Geäst, doch die Männer blieben noch immer in der Nähe, Luke konnte die Lichter ihrer hin und her schaukelnden Laternen sehen. Sie schienen etwas zu suchen und verteilten sich über das Feld und die Wiese.
    Er seufzte unhörbar und stellte den zerrissenen Kragen seiner Joppe auf. Er war bereits des Öfteren davongejagt worden; indes hatte bis jetzt nie jemand auf ihn geschossen. Luke konnte nicht behaupten, dass er die Tatsache, dass es heute anders gewesen war, erbaulich fand. Die Kugel hatte ihn nur um ein Haar verfehlt, sie war buchstäblich an seinem Ohr vorübergepfiffen. Eines stand auf jeden Fall fest: Er würde seinem Vater eine tollkühne Geschichte erzählen können.
    Er lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust, um sich ein wenig zu entspannen. Von hier oben aus konnte er durch eine Lücke im Blattwerk die vier rauchenden Schornsteine und das Dach des väterlichen Hauses erkennen. Der alte Kesselflicker, der ihn auf seinem Fuhrwerk ein Stück des Weges mitgenommen hatte, war so freundlich gewesen, ihm das Gebäude zu zeigen. Greenwood Hall hieße es, hatte er gesagt, als habe ein Haus einen eigenen Namen. Danach hatte der Mann ihm erzählt, wie Blackley zu dem

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