Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spielen: Roman (German Edition)

Spielen: Roman (German Edition)

Titel: Spielen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Ove Knausgård
Vom Netzwerk:
lo lo. I feel lo lo lo, I feel lo lo lo, I feel lo lo lo. Lo, I feel lo. I feel lo. I feel so lonely. I feel so loney. I feel so lonely lonely lonely lo. I feel so lonely lonely lonely lo. Lonely lone. Ah I feel SO LONELY! So lonely. So lonely. So lonely. So lonely. So lonely. I feel so lonely. I feel so lonely. I feel so lonely.
    Jede kleine Nuance in Stings Stimme machte ich mit, sogar das Wimmern am Ende. Von Zeit zu Zeit hämmerte ich vor Begeisterung mit geballter Faust gegen den Badewannenrand. Als das Lied vorbei war, trocknete ich mir die Hände ab, drehte die Kassette um und spulte zu Masoko Tanga vor, einem weiteren Lieblingssong.
    Oh, Masoko Tanga!
    Hinterher stellte ich mich in meinem Zimmer vor den Schrank, um Kleider zum Anziehen herauszusuchen.
    Schließlich entschied ich mich für das hellblaue Hemd mit den weißen Knöpfen und meine dunkelblaue Levis.
    »Wann kaufen wir eigentlich Kleider für den 17. Mai?«, fragte ich Mutter und blieb im Wohnzimmer vor ihr stehen.
    »Wir haben doch erst Ende März«, antwortete sie. »Dafür haben wir noch alle Zeit der Welt.«
    »Aber sind sie jetzt nicht vielleicht billiger?«, wandte ich ein.
    »Mal sehen«, sagte sie. »Weißt du, solange Papa studiert, sind wir ein bisschen knapp bei Kasse.«
    »Aber ein bisschen Geld haben wir doch noch, oder?«, fragte ich.
    Sie lächelte.
    »Natürlich bekommst du neue Kleider für den 17. Mai.«
    »Und Schuhe.«
    »Und Schuhe.«
    Der Nationalfeiertag am 17. Mai war für uns nach wie vor der Höhepunkt des Frühjahrs, so wie Weihnachten das wichtigste Ereignis des Winters war. In der Schule sangen wir Lieder wie Auch wir sind eine Nation , Norwegen in Rot, Weiß und Blau und die Nationalhymne Ja, wir lieben dieses Land und nahmen im Unterricht den Nationaldichter Henrik Wergeland durch und was 1814 in Eidsvoll geschah, als das Norwegische Grundgesetz formuliert wurde. Zu Hause wurden Schleifen und Flaggen herausgesucht sowie alles, was es an Flöten und Tröten gab. Am Feiertag selbst wurden an allen Fahnenmasten Flaggen gehisst, und schon am frühen Morgen kamen die einzelnen Familien in Trachten, Kleidern oder Anzügen sowie Mänteln, wenn es kalt war oder regnete, aus ihren Häusern, die Kinder mit kleinen Fahnen in den Händen, manche auch mit einem Instrumentenkoffer in der Hand, denn nicht wenige unserer Nachbarn spielten in Musikkapellen mit, und deren Mitglieder trugen naturgemäß eine Uniform statt der Sonntagskleider, in die sie erst später schlüpfen würden. Die Uniform des Tromøy-Schulmusikcorps bestand aus einer senfgelben Jacke und einer schwarzen Hose mit weißen Streifen an den Seiten und einem schwarzen, an die Kopfbedeckung von Fremdenlegionären erinnernden Hut aufdem Kopf. Die Brustpartien waren mit Medaillen besetzt, die sie bei den unzähligen Musikfestivals verliehen bekommen hatten, an denen sie teilgenommen hatten. Dann glitt ein Auto nach dem anderen aus den Einfahrten auf die Straße und in die Stadt, wo man weit außerhalb des Zentrums parken musste, da die Menschen aus allen Himmelsrichtungen herbeiströmten und dichtgedrängt entlang des langen Weges standen, den der Festzug nehmen würde. Und dieser Zug, das waren wir. Wir stellten uns auf der Halbinsel Tyholmen auf, unter dem Banner der Grundschule Sandnes, unter der wir voller Stolz in einer nahezu endlos langen Reihe gingen, die nicht nur aus allen Schulen Arendals bestand, sondern auch aus allen Schulen in der näheren Umgebung der Stadt. Nach dem Aufstellen würden wir in Zweierreihen durch die Straßen der Stadt ziehen, umgeben von einem Menschenmeer, das man unablässig im Auge behalten musste, da die Eltern, denen man zuwinken musste und die Fotos von einem machen wollten, im Prinzip überall stehen konnten.
    Dieser Tag, der 17. Mai 1980, verlief allerdings anders als die anderen Nationalfeiertage, die ich erlebt hatte. Als wir aufstanden, regnete es, was ich schade fand, da ich über meinen neuen Kleidern nun eine Regenjacke anziehen musste. Ich hatte eine hellblaue Levis-Jeans, ein Paar kreideweiße Tretorn-Tennisschuhe und eine gräulich weiße, taillenkurze Jacke bekommen. Vor allem mit der Hose war ich sehr zufrieden. Vor den Häusern entlang der Straße ertönten von Zeit zu Zeit langgezogene, klagende, muhende Töne aus den Flöten, mit denen die Kinder umherliefen. Autotüren wurden zugeknallt, auf Gartenwegen erschallten Rufe, es herrschte eine angespannte, aber auch erwartungsvolle Atmosphäre. Als wir den Sammelplatz auf

Weitere Kostenlose Bücher