Spielen: Roman (German Edition)
und so.«
»Ehrlich gesagt, du riechst«, sagte Yngve. »Weißt du, das haben die Mädchen nicht so gern.«
War das der Grund gewesen?
Doch als ich Yngve hinterher in seinem Zimmer fragte, grinste er und meinte, er bezweifle, dass es so einfach sei.
Am nächsten Morgen kam Vater zu mir herein und sagte, ich könne nicht den ganzen Sommer in meinem Zimmer hocken und lesen, ich müsse an die frische Luft, ob ich nicht schwimmen gehen wolle?
Wortlos schlug ich das Buch zu und ging an ihm vorbei, ohne ihn anzusehen.
Dann saß ich ein paar Minuten auf dem Bordstein und warf kleine Steinchen auf die Straße, aber dort konnte ich nicht sitzen bleiben, denn so sahen ja alle, dass ich nichts zu tun hatte oder niemanden, mit dem ich zusammen sein konnte, weshalb ich zu dem großen Kirschbaum hinuntertrottete, der auf der Waldseite direkt an der Straße stand, wo sanft abfallend Kristens Wiese begann, um zu schauen, ob die Kirschen vielleicht schon so reif waren, dass man sie essen konnte. Die Besitzverhältnisse für diesen Baum waren ein wenig unklar, irgendjemand meinte, es sei ein wilder Kirschbaum, andere behaupteten, er gehöre Kristen, aber unabhängig davon hatten wir ihn, seit wir alt genug zum Klettern waren, von seinen Früchten befreit, und bis jetzt hatte sich niemand beschwert. Jeder Ast war mir vertraut, ich stieg fast bis in die Spitze hinauf und auf den Ast hinaus, bis er anfing, sich nach unten zu biegen. Die Kirschen waren zwar noch nicht richtig reif, ihre Haut war sowohl hart als auch auf einer Seite grün, aber die andere Seite hatte bereits eine leichte Röte angenommen, was ausreichte, um mich die Haut abbeißen, kauen und schlucken und hinterher die Steine so weit ausspucken zu lassen, wie ich nur konnte.
Als ich dort saß, kam auf dem Fahrrad Jørn die Straße herunter. Eine Hand ruhte auf einem Benzinkanister auf dem Gepäckträger, mit der anderen lenkte er. Als er mich sah, bremste er vorsichtig ab und hielt an.
»Karl Ove!«, rief er.
Blitzschnell kletterte ich herunter, was ungefähr so lange dauerte, wie er dafür benötigte, um von seinem Fahrrad zu dem Baum zu gehen, denn als ich unten ankam, stand er nur einen Meter entfernt vor mir. Unsere Blicke streiften einander, ehe ich in den Wald hinauflief.
»Ich will mich doch nur entschuldigen!«, sagte er. »Für gestern. Ich habe gehört, dass du geflennt hast!«
Ich drehte mich nicht um.
»Das habe ich nicht gewollt!«, rief er. »Komm herunter, damit ich dir darauf die Hand geben kann!«
Ha, ha, dachte ich und stolperte zwischen Büschen und Sträuchern weiter aufwärts, bis ich auf der Kuppe stand und sah, dass er zu seinem Fahrrad zurücktrottete, aufstieg und seine schlängelnde Fahrt zu den Booten fortsetzte. Daraufhin ging ich wieder hinunter, aber die harten, bitteren Kirschen hatten jegliche Anziehungskraft verloren, so dass ich den Baum aufgab, stattdessen wieder hochschlenderte und hoffte, dass irgendwer auf der Straße auftauchen würde. Manchmal kam jemand heraus, wenn er einen vom Fenster aus sah, so dass ich die Straße hinaufging und dabei Blicke in die Gärten zu beiden Seiten warf. Alle lagen verwaist. Die Leute waren in ihren Booten unterwegs oder zum Baden auf die Seeseite der Insel gefahren oder arbeiteten. Tove Karlsens Mann lag mit einem Radio neben sich mitten auf dem gelb verbrannten Rasen auf einer Liege. Geirs, Tronds und Wenches Mutter, Frau Jacobsen, saß auf der Veranda unter einem Sonnenschirm und rauchte. Auf dem Kopf trug sie einen weißen Sonnenhut, ansonsten war ihr Körper ganz von leichten weißen Kleidern bedeckt. Der zwei Jahre alte kleine Bruder der drei saß neben ihr auf der Erde, er fiel mir zwischen den Zaunlatten flüchtig ins Auge. Hinter mir rief jemand meinen Namen. Ich wandte mich um.
Es war Geir, der mit gestreckten Handflächen die Straße herauflief.
Er blieb vor mir stehen.
»Wo ist Vemund?«, fragte ich.
»Im Urlaub«, antwortete Geir. »Sie sind heute gefahren. Hast du Lust, mit dem Boot rauszufahren?«
»Warum nicht«, sagte ich. »Wo fahren wir hin?«
Geir zuckte mit den Schultern.
»Nach Gjerstadholmen? Oder zu einer der kleinen Inseln daneben?«
»Okay.«
Geir besaß nur ein Ruderboot, so dass sein Aktionsradius wesentlich kleiner war als der anderer Bootsbesitzer, aber sein Kahn trug uns immerhin zu den kleinen Inselchen hinaus, und manchmal waren wir parallel zur Landseite der Insel kilometerweit gerudert. In den Sund hinausrudern durfte er nicht.
Wir stiegen ins
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