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Spiels noch einmal

Spiels noch einmal

Titel: Spiels noch einmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esi Edugyan
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abhaust?«
    »Mann, den hab ich jetzt schon verloren. Die Deutschen haben mich überrollt.«
    Ich sagte nichts dazu.
    »Ist Chip Jones auch mitgekommen?«, fragte er.
    »Du kennst Chip?«
    Er grinste verschlagen. »Wer kennt den nicht? Sag ihm einen schönen Gruß von mir.«
    »Wann willst du abreisen?«, fragte Delilah.
    Coleman zuckte die Achseln. »Ich habe noch keine Pläne gemacht, aber es muss sein, das steht fest. Und du? Bleibst du hier?«
    Sie lächelte. »Wo Louis hingeht, dahin geh ich mit.«
    Unser Essen kam, Coleman murmelte eine Entschuldigung und machte Anstalten, sich zurückzuziehen. »Ich schau in
den nächsten Tagen mal bei dir vorbei, Lilah. Wir sehen uns, Sidney.« Er nickte mir zu.
    Aber Delilah rief ihn zurück. »Du bist also noch eine Weile hier? Obwohl der Botschafter die Party beendet hat?«
    Coleman zuckte die Achseln, auf seinem Gesicht erschien ein jungenhaftes Lächeln. Er stieß an einen Tisch, drehte sich um, wandte sich dann wieder Delilah zu. »Wo ich bin, ist immer Party, meine Liebe«, sagte er.
    Dann war er weg.
    Wir aßen schweigend. Irgendwie passte es nicht, das Thema von vorhin wiederaufzunehmen. Sie wirkte kühl, ganz ruhig. Mir war nicht wohl in meiner Haut. Der Fisch, den ich bestellt hatte, war trocken und schmeckte nach nichts, wie Sägemehl mit ein bisschen Zitronensaft.
    »Tja, er ist wirklich ein großer Mann«, sagte ich endlich. Es klang bitterer, als ich beabsichtigt hatte.
    Sie runzelte die Stirn und starrte an mir vorbei zur Küchentür. »Ich schlafe nicht mit ihm, Sid.«
    Ich lachte freudlos. »Das dachte ich gar nicht.«
    »Doch, das dachtest du.«
    »Delilah, du musst nicht –«
    Aber sie legte ihre Hand mit dem Handschuh auf meine, ihr Blick war klar und scharf. »Manchmal«, sagte sie und stockte, als hätte der Klang ihrer eigenen Stimme sie plötzlich unsicher werden lassen. Sie befeuchtete ihre Lippen. »Manchmal nimmt das Leben einfach keine Rücksicht darauf, was man will. Es tut mir leid.« Sie seufzte. »Du weißt gar nicht, wie leid es mir tut.«
    Das Blut schoss mir ins Gesicht. »Klar. Es ist jetzt sowieso vorbei.«
    »Ja.«
    »Ich bin froh, dass du heil rausgekommen bist.«
    Sie sah mich lange an. »Ich bin ohne Abschied gegangen, weil ich nicht wollte, dass es so endet. Es hätte die Dinge nicht leichter gemacht. Ich hatte Angst, alles, was ich sagen könnte, würde leer klingen, und das wäre schlimmer gewesen, als überhaupt nichts zu sagen. Jedenfalls kam es mir so vor. Ich habe mir vorgestellt, wie ich dir sage, Ich werde immer an dich denken, oder so was und wie du dann denkst, Mann, was für ein blödes, leeres Geschwätz .«
    Ich betrachtete sie, ihr erloschenes Gesicht, ihre Hände auf dem weinfleckigen Tischtuch. Sie machte sich an dem obersten Knopf ihrer Jacke zu schaffen.
    Mir war ganz elend, irgendwie war ich enttäuscht. »Willst du gehen?«
    »Ja. Ich bin fertig.« Sie legte Messer und Gabel auf ihren Teller. Sie hatte ihr Essen kaum angerührt.
    Wir traten hinaus ins Dunkel der Straße. Mir ging so vieles durch den Kopf, das ich nicht sagen wollte und das ich auch gar nicht hätte zum Ausdruck bringen können, wenn ich es gewollt hätte. Ich schaute geradeaus, auf die hell beleuchtete Brasserie voller Menschen, den kleinen Platz, auf dem kaum etwas los war, auf die Markisen der Läden unter den von Ruß und Vogelscheiße getrübten Laternen.
    Eine Weile gingen wir nebeneinander her, ohne uns anzufassen, dann hakte sie sich bei mir ein. Ich spürte wieder diese Elektrizität in meinem Arm und meinen Muskeln, ich zitterte, und dann wurde alles in mir ganz ruhig. Als wir die Brücke überquerten, wurde sie langsamer und schaute über die Steinbrüstung hinunter ins Wasser.
    »Was ist eigentlich aus Madame Delilah der zweiten geworden?«, fragte sie.
    »Aus Madame? Wir haben sie wieder in den Keller gesperrt.«
    »Echt?«
    »Ja. Der Junge hat sie zurück ins Loch befördert. Es gab keine andere Möglichkeit, sonst hätten wir sie auf der Straße aussetzen müssen.«
    »Sid«, sagte sie unvermittelt, »ich kann nicht mehr mit dir zusammensein so wie vorher.«
    »Ist schon gut.« Mir war schlecht. »Ich versteh dich schon.«
    Sie ließ meinen Arm los uns starrte mich an. »Was? Du verstehst es? Du nimmst das einfach so hin?«
    Plötzlich wusste ich nicht mehr, was sie von mir erwartete.
    »Nicht?«, fragte ich.
    »Was: nicht?«
    Ich sah sie an und suchte nach irgendwelchen Zeichen, die mir verraten konnten, was das Richtige

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