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Spion Für Deutschland

Spion Für Deutschland

Titel: Spion Für Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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vorbei, obwohl sie mir mächtig imponierten und ich sie noch nie aus der Nähe gesehen hatte. Aber ich durfte nicht
    stehenbleiben und mich durch meine Neugierde als Fremder verraten.
    Wir waren jetzt drei Tage in Amerika, und wir hatten unsere Sicherheit gefunden. Ich sprach drauflos und kümmerte mich den Teufel um meinen Akzent. Billy genoß den Whisky, das reichliche Taschengeld von 5000 Dollar, das ich ihm kurz nach der Landung ausgezahlt hatte, und das
    Entgegenkommen willfähriger Mädchen, das man sich in allen Ländern der Welt für etwa zweieinhalb Dol ar kaufen kann.
    Meine Arbeit bestand zunächst darin, mich durch Dutzende von Zeitungen hindurchzulesen und täglich viermal das Kino zu besuchen, mich mit
    Zimmermädchen, Taxichauffeuren und Kellnern anzufreunden, um meine
    Akklimatisation sozusagen im Laufschritt zu erreichen. Der Krieg fand zu dieser Zeit in Amerika vorwiegend auf den Titelseiten der Zeitungen statt. Die New Yorker ignorierten ihn in einer Weise, die mir die Hoffnungslosigkeit meines Auftrages deutlich vor Augen führte. Aber ich hatte mir keine Gedanken zu machen, sondern Befehle auszuführen.
    Ich ging jetzt, am dritten Tag meines Amerika-Aufenthalts, ohne Herzklopfen an den Polizisten vorüber. Ich sah den Militärstreifen lächelnd in das Gesicht.
    Ich verhandelte mit den Behörden, und ich geriet nicht mehr in Verlegenheit, wenn man mich fragte, welche Brotsorte ich zu meinen >Hamburgers< wünschte.
    »Es ist eigentlich tol «, sagte Billy, »wie die FBI schläft. Die Leute müßten uns doch längst gefaßt haben.«
    »Ja«, erwiderte ich, »das müßten sie.«
    »Jetzt kann uns gar nichts mehr passieren. Jetzt sind wir untergetaucht. Das Schlimmste war die Landung.«
    »Das Schwierigste, außer unserem Auftrag«, entgegnete ich ihm. Aber davon wol te er nichts wissen. Er stromerte durch die Stadt und gab Trinkgelder, deren Höhe mir das Blut gerinnen ließ. Ich brauchte ihn noch dringend, und ich wollte ihn bei guter Laune erhalten. New York bot ihm mehr als noch vor wenigen Wochen das zerbombte Berlin.
    Ich ging daran, meinen Sender zusammenzustellen. Zwei Möglichkeiten hatte ich, meine Nachrichten nach Deutschland durchzugeben. Auf einem Zettel standen, natürlich mit Geheimtinte geschrieben, Deckadressen in Spanien und Portugal. Dahin zu schreiben wäre so simpel gewesen, daß wohl schon der dümmste Beamte der Postüberwachung Verdacht geschöpft hätte. Besser waren die Namen und Adressen amerikanischer Kriegsgefangener in Deutschland. Wir hatten ihre verwandtschaftlichen Beziehungen und Lebensgewohnheiten genau studiert. Ich konnte also einen fingierten Brief absenden, der durchaus echt wirkte. Zwischen den Zeilen aber, unsichtbar für den Zensor, war der eigentliche Text. Das ahnungslose Internationale Rote Kreuz sollte zum Vermittler meiner Agentenbriefe gemacht werden. Die Briefe, die an bestimmte, echte Namen und Adressen gerichtet waren, wurden in Deutschland von der Abwehr geöffnet und dechiffriert.
    Aber auch dieser Weg empfahl sich nicht, weil meine Nachrichten oft Wochen gebraucht hätten, bis sie an die richtige Adresse, an das Amt VI, gelangt wären.
    Ich baute mein Sendegerät zusammen. Der gute alte Kurzwel enfunk ist nach wie vor die beste Waffe eines Spions. Es gab auch während des Krieges in Amerika noch viele Amateurfunker. Die Bestimmungen waren keineswegs so streng wie in Deutschland. Wenn man das Sendegerät sah, was ich natürlich mit al en Mitteln verhindern wollte, konnte man mich immer noch für einen Amateur halten. Wichtig war nur, daß al e Teile des Geräts amerikanischer Herkunft waren. Kurzwel enamateure pflegten eben nicht mit deutschen Sendern zu arbeiten . . .
    In mehreren New Yorker Radiogeschäften kaufte ich mir eine
    >Spezialausstattung< zusammen. Ich wollte so wenig wie möglich mit den Rundfunkhändlern zusammenkommen und betrachtete mir deshalb vorher
    genau ihre Auslagen, damit ich nicht umsonst bestimmte Teile verlangen mußte und dadurch auffiel. Ich stand vor einer Auslage in der 33. Straße und überlegte, ob ich hier eine 6-L-6-Röhre erstehen könnte. Hinter mir war auf den letzten hundert Metern ein massiver Stadtpolizist hergelaufen. Er schlenderte dicht am Randstein entlang, trug eine himmelblaue Uniform mit einer übergroßen Kokarde an der Mütze. Wie al e New Yorker Polizisten hatte er einen dünnen Stock in der Hand, der mit einer Schnur an seinem Finger festgehalten war, damit er ihn ständig in der Luft herumwirbeln

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