Spookies (German Edition)
makellosen Hals, der aus dem spitzenbesetzten Kragen der altmodischen weißen Bluse ragte.
Es stimmte. Auch wenn die Frau auf dem Foto ihre Zwillingsschwester in Blond hätte sein können, so waren Trafkers Züge bei näherer Betrachtung bei weitem nicht so ernst und kantig. Allerdings sahen dieselben Bernsteinaugen, wie bei Trafker in die Kamera.
„Das ist Roza Kastrioti. Frau von Dardan Kastrioti, dessen Eltern vor über einem halben Jahrhundert die Wera gegründet hat. Eine radikale Glaubensgemeinschaft, die sich den Kampf für den einzig wahren Gott auf ihre Fahnen geschrieben hatten und sich vor etwa fünfundzwanzig Jahren zusammenrotteten um einen kleinen Glaubenskrieg anzuzetteln.“
Er legte das Foto auf den Tisch und beugte sich vor um die Unterarme auf den Oberschenkeln abzulegen.
„Das 34. bekam den Auftrag dies zu verhindern und die Köpfe des Ganzen auszuschalten. Ihr erster Auftrag nach Burma.“
Tim sah wieder auf das Bild.
„Dann ist sie Trafs…“
Tony nickte.
„Als sie die Kastriotis erreichten, hatte sich ihre gesamte Dienerschaft schon das Leben genommen und Roza hatte im Angesicht der Niederlage vieren ihrer fünf Kinder die Kehlen aufgeschnitten und stand mit erhobenem Messer über dem Kinderbett des letzten verbliebenen Säuglings.“
„Trafker.“, sagte Kyle und Tony nickte wieder.
„Oder wie auch immer die Kastriotis sie genannt hatten. Theodor erschoss Roza und nahm das Baby mit. Allerdings hat er nie ein Wort über ihre Herkunft verloren.“
„Warum hat er dann das Foto aufgehoben? War es nicht klar, dass Traf es irgendwann rauskriegen würde?“
Tony zuckte die Schultern und sah etwas verlegen drein.
„Theodor hat gar nichts aufgehoben. Ich habe recherchiert.“, er sah wieder zum Monitor. „Aber wie gesagt: Er hat sie so gut ausgebildet, wie er konnte. Es war klar, dass sie es herausfinden würde, wenn sie wollte.“
„Und warum fällt ihnen das bei Pancevo ein?“, erkundigte sich Kyle und Alex brummte zustimmend.
„Die Wera sind nicht ausgerottet und haben noch genug Macht, wenn man weiß, an wen man sich wenden muss.“, er deutete mit dem Kinn auf den Monitor. „In Pancevo lebt Loressa Kastrioti, die Tante von Dardan Kastrioti.“
Tim spannte sich unwillkürlich an.
„Begibt sie sich dann nicht in die Höhle des Löwen?“, er tauschte einen Blick mit Alex und Kyle. „Wenn das 34. die Wera zerschlagen hat, dann könnte sie als Überlebende Rache wollen.“
„Dank dem 34. hat Loressa immerhin den Thron geerbt. Ich glaube nicht, dass jemand wie sie auf Rache aus ist.“, Tony fuhr sich nachdenklich über das Kinn. „Außerdem bin ich mir sicher, dass Trafker weiß, was sie tut.“
„Nur nicht ob das was sie tut auch wirklich gut für sie ist.“, ergänzte Kyle.
Sie blieben einen Augenblick stumm, dann ging ein sichtlicher Ruck durch Kyle und er drehte sich wieder zu Luis.
„Von wann ist das Bild?“, fragte er. „Haben wir eine Chance sie einzuholen?“
„Gestern Abend. Knappe vierundzwanzig Stunden.“
Alex und Tim sprangen auf und schnappten sich ihre Taschen, die sie im Laufe des Tages gepackt hatten.
„Auf geht’s!“
Sie waren gerade mal zwei Schritte gekommen, als Luis Stimme ein weiteres Mal aus dem Lautsprecher kam.
„Wartet!!“
Die Spookies hielten mitten im Schritt inne und auf dem dritten Monitor erschien ein weiteres Standbild, dieses Mal in besserer Auflösung, das eine Person in derselben Jeans, Jacke und Armycap von schräg hinten zeigte, wie sie gerade aus einem breiten Tor vor einem weiten Anwesen trat.
„Ich schätze sie wird sich nicht die Zeit nehmen tausendmal das Outfit zu wechseln, also habe ich die Parameter eingegeben.“, informierte Luis seine Kameraden. „Wie es scheint macht Traf eine beschauliche Rundreise durch das malerische Europa. Das hier ist von vor einer Stunde in Dobrich, Bulgarien.“
Er tippte und sah auf seinen Monitor.
„Das Tor mit dazugehörigem Haus läuft auf einen Zelko Asenov. Waffenhändler und Kriegstreiber im Ruhestand.“
„Asenov…“, Tony ließ den Namen auf der Zunge rollen und kniff die Augen nachdenklich zusammen. „Zelko Asenov lässt eine Glocke bei mir klingeln.“
Er begann wieder in seiner Tasche zu wühlen und förderte dieses Mal eine Akte zu Tage.
„Gut dass ich gerne vorbereitet bin.“, er blätterte in der Akte und tippte schließlich mit dem Finger auf ein Blatt. „Wusste ich`s doch! Vor dreizehn Jahren hatten sie einen Auftrag, der den
Weitere Kostenlose Bücher