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Spürst du den Todeshauch: Thriller (German Edition)

Spürst du den Todeshauch: Thriller (German Edition)

Titel: Spürst du den Todeshauch: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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an der Seite, von der ein Wort ›Stilmöbel‹ lautete.«
    Nachdrücklich fuhr er fort: »Wie gesagt, überprüfen Sie, zu welcher Uhrzeit ich gestern bei Simon war. Kurz vor siebzehn Uhr habe ich mich von ihm verabschiedet. Erst danach sind Tracey Sloanes Überreste auf dem Gelände der angesehenen Stilmöbel-Manufaktur von Connelly gefunden worden.«
    »Warum hat er das nicht gleich Nick Greco erzählt, als er da mals nach Sloanes Verschwinden von ihm befragt wurde?«, wollte Carlyle wissen.
    »Das habe ich ihn auch gefragt«, erwiderte Noah. »Er hatte damals wohl schon einiges auf dem Kerbholz und hat befürchtet, selbst zum Verdächtigen zu werden.«
    »Damit hat er nicht ganz falschgelegen«, grummelte Carlyle.

82
    S ammy gehörte zu den vielen Obdachlosen, die von der Polizei zu Clyde Hotchkiss befragt wurden. Zunächst hatte er abgestritten, jemals von ihm gehört zu haben, schließlich wollte er keinen Ärger haben. Aber als ihn einer seiner Freunde darauf hinwies, dass Clyde, wie in den Fernsehnachrichten gesagt wurde, eventuell zwei junge Frauen umgebracht hatte, fühlte sich Sammy an seine Bürgerpflichten erinnert.
    Tony Bovaro war ein junger Polizist im Chelsea District, der ihn morgens immer weckte, wenn er mal wieder vor einem Gebäude nächtigte. »Okay, Sammy«, sagte er dann, »du weißt, du hast hier nichts verloren. Also schaff dich fort, sonst muss ich dich mitnehmen.«
    Diesmal machte sich allerdings Sammy auf die Suche nach dem Polizisten. Am Donnerstagnachmittag fand er Officer Bovaro, der mit seinem Partner im Streifenwagen saß. »Ich muss Ihnen was sagen, Officer«, begann er und ver suchte zu verbergen, dass er schon ziemlich angesäuselt war.
    »Hallo, Sammy. Hab dich schon zwei Tage nicht mehr gesehen«, begrüßte Bovaro ihn. »Was gibt’s?«
    »Was es gibt? Na, dann werfen Sie mal einen Blick auf die blauen Flecken an meinem Kinn.«
    Der vierundzwanzigjährige Polizist stieg aus und begutachtete Sammys verdrecktes, unrasiertes Gesicht. Die purpur-schwarze Schwellung an Sammys Kiefer war nicht zu übersehen. »Das sieht ja übel aus, Sammy. Wie ist das denn passiert?«
    Sammy sah, dass der Polizist sich aufrichtig für seine Geschichte interessierte. »Dieser Typ, Clyde, der, von dem ihr glaubt, dass er die Studentin umgebracht hat, der hätte letzte Woche fast mich abgemurkst. Ich wollte mich nämlich neben ihn legen, aber da hat er was dagegen gehabt, und als ich sage, nein, ich geh nicht …«
    Sammy ließ unerwähnt, dass er Clyde den Inhalt seiner Weinflasche übers Gesicht geschüttet hatte. »Da geht Clyde auf mich los und prügelt auf mich ein, das könnt ihr euch gar nicht vorstellen, krankenhausreif nennt man das, das war nämlich ein ganz fieser Typ, dieser Clyde, völlig durchgeknallt, nur damit Sie’s wissen. Ich hab gehört, die Studentin da, die hat er geschlagen, und ich wette, die hat er auch abgemurkst. Von der anderen, der vor dreißig Jahren, von der weiß ich nichts, aber wenn die ihm damals in die Quere gekommen ist, dann hat er sie auch allegemacht, da können Sie Gift drauf nehmen.«
    »Schon gut, Sammy, immer mit der Ruhe«, beruhigte ihn Officer Bovaro, während sein Kollege bereits zum Funkgerät griff und die neuen Informationen über Clyde Hotchkiss weiterleitete.
    Eine Stunde später wiederholte Sammy auf der Polizeidienststelle seine Geschichte mit noch größerem Eifer und schmückte sie hier und dort noch ein wenig aus, behauptete auch, dass die Leute auf der Straße Angst vor Clyde Hotchkiss gehabt hätten. »Bei uns hat er nur der einsame Clyde geheißen«, sagte Sammy mit schmalem Grinsen, wobei trotzdem mehrere Zahnlücken zum Vorschein kamen. Und zum Nutzen der Polizisten, die noch nicht in den Genuss einer Nahansicht seines verdreckten Antlitzes gekommen waren, schob er den Kiefer vor und sagte: »Clyde, der war jähzornig, das könnt ihr euch nicht vorstellen, ein Killer war das. Ich kann von Glück reden, dass ich noch am Leben bin, so wie der auf mich eingeprügelt hat.«
    Als Sammy die Polizeidienststelle verließ, folgte ihm ein Reporter, dem er schon beim Betreten aufgefallen war und der nun den Grund für seinen Besuch erfahren wollte. »Es war meine Pflicht, das zu melden«, antwortete Sammy mit allem gebotenen Ernst. Und dann erzählte er erneut seine nun noch weiter ausgeschmückte Geschichte.

83
    N ick Greco ließ die knapp zwanzig Jahre Revue passieren, die er sich mit dem Sloane-Fall befasst hatte, bevor er in Rente gegangen war.

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