Spürst du den Todeshauch: Thriller (German Edition)
das wolle sie ihm gleich zubereiten. Manchmal ließen sie über den Zimmerservice etwas aus dem hauseigenen Restaurant kommen. Aber wenn die pochierten Eier dann endlich eintrafen, waren sie nur lauwarm, der Toast war steinhart, außerdem schaffte man es nie, heißen Kaffee zu servieren, obwohl sie ein Vermögen dafür verlangten.
Hatte man aber an einem Mittwochmorgen die Beinahe-Miss-Universum in der Küche stehen, war der Orangensaft kühl, die Eier waren perfekt pochiert, die Speckstreifen appetitlich knusprig und die Toastscheiben gleichmäßig gebräunt. Dazu hatte sie die im Kühlschrank gefundene Grapefruit, die Orangen und Birnen aufgeschnitten und zu einer Obstplatte angerichtet.
Der tägliche Hausservice kümmerte sich um die Reinigung der Wohnung. Die Putzfrauen rückten um ein Uhr an und störten ihn natürlich mit ihren Staubsaugergeräuschen, wenn er lange geschlafen oder Besuch gehabt hatte. Bernard, sein Chauffeur, besorgte das Auffüllen des Kühlschranks und der Bar. Und wenn Doug eine Cocktail- oder Dinnerparty plante, genügte ein Anruf bei Glorious Foods, dem exklusiven Catering-Service, und sie kümmerten sich um alles.
Nach dem Frühstück und nachdem Sandra, ein wahres Wunder, die Küche aufgeräumt hatte, wünschte sich Doug, sie würde verschwinden. Er musste nachdenken. Aber dann fragte sie ihn: »Doug, hast du Kate gestern besucht?«
»Nein. Man hat mir gesagt, dass sie nach dem Fieber Ruhe braucht.«
»Ich finde, du solltest sie heute besuchen, und ich werde mitkommen. Schließlich habe ich sie kennengelernt, und ich würde gern für sie beten.«
Und mit Hannah den dritten Weltkrieg auslösen, dachte Doug und erhob sich vom Frühstückstisch.
Eine Stunde später aber sprachen er und Sandra mit Dr. Patel. »Kate ist unruhig«, sagte der Arzt. »Aber das ist ein gutes Zeichen. Sie ringt mit sich und will aufwachen. Wahrscheinlich will sie nicht mehr ruhiggestellt werden. Die Schwellung im Gehirn ist zurückgegangen. Ich muss Sie allerdings warnen, erst wenn sie ganz aufgewacht ist, können wir mit Bestimmtheit sagen, ob und welche Schädigungen bleiben. Und außerdem ist es nichts Ungewöhnliches, dass sich solche Patienten an die Ereignisse unmittelbar vor dem Unfall nicht erinnern können.«
»Können wir zu ihr, Doktor?«, fragte Sandra.
Mit einigem Unbehagen musste Doug feststellen, dass Sandra sehr entschieden auftrat, fast so, als wäre sie das autorisierte Sprachrohr der Familie Connelly. Er legte ihr die Hand auf den Arm. »Ich möchte unbedingt meine Tochter sehen«, sagte er mit Betonung auf dem ich .
»Du wirst mir doch nicht verwehren, ein Gebet für sie zu sprechen, Doug?«
Doug war alles andere als glücklich, dass Dr. Patel ihr Gespräch mitbekam. Und er hasste es, dass Sandra unter ihrem Mantel einen tief ausgeschnittenen, eng anliegenden Pullover trug, der eher für einen Nachtclub im Meatpacking District geeignet gewesen wäre. Er war so mit sich selbst beschäftigt gewesen, dass ihm das vorher gar nicht aufgefallen war.
Zum Glück teilte Dr. Patel ihnen wenigstens mit, dass Hannah am Morgen bereits da gewesen sei. Sie mussten also nicht damit rechnen, dass sie in den nächsten zehn Minuten erneut aufkreuzte. Und er musste ihr ja nicht auf die Nase binden, dass er Sandra zu Kate mitgenommen hatte. »Komm!«, wies er Sandra schroff an.
Kate wälzte sich mit geschlossenen Augen hin und her. Doug fasste nach ihrer Hand. »Ich bin’s, Daddy. Du musst wieder gesund werden, für mich und Hannah. Du schaffst das. Wir brauchen dich.«
Tränen traten ihm in die Augen.
An der gegenüberliegenden Bettseite strich Sandra sanft über Kates Kopfverband. »Kate, hier ist Sandra. Erinnerst du dich, wir waren am Abend des Unfalls beim Essen, und ich hab gesehen, wie schön und wie klug du bist, ja, das bist du, und das wirst du auch wieder sein. Und ich will deine beste Freundin werden. Wenn du in Schwierigkeiten steckst, bin ich immer für dich da.«
»Das reicht, Sandra«, zischte Doug wütend.
»Gut, dann spreche ich jetzt mein Gebet.« Sandra schloss die Augen. »Schöne Kate, gesegnet seist du, und mögest du wieder gesund werden. Amen.«
Kate konnte sich ihnen nicht verständlich machen, aber sie hatte jedes Wort gehört. Und als sie wieder einschlief, ging ihr klar und deutlich ein Gedanke durch den Kopf: Flittchen.
Doug hatte gehofft, dass Sandra erneut ihre Post nachsehen müsste oder abends mit Freundinnen zum Essen verabredet war, aber sie stieg mit ihm
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