Spur ins Eis
brauchen sie.«
»Sie ist also das kleinere Übel. Ist das so ?«
»Leider ja.«
Will blickte durch das Guckloch. Kalyn lag schlafend im Bett.
»In Ordnung.«
Rachael schloss die Tür auf und Will schob sich mit dem Gewehr im Anschlag ins Zimmer.
Kalyn setzte sich auf. Ihr Gesicht war vom Weinen verquollen.
»Wir haben Probleme«, sagte Will.
Kalyn starrte ihn an. Ihre Augen waren dunkel vor Scham. »Ich will meine Schwester sehen. Geht es ihr gut ?«
»Ja, es geht ihr gut. Auf dem inneren See ist ein Flugzeug gelandet. Er zögerte den Namen auszusprechen, als ob dadurch die Anwesenheit des Mannes weniger real würde. »Javier und drei weitere Männer.«
Kalyn wurde blass. Ein wachsamer Ausdruck trat in ihre Augen.
»Wo sind sie jetzt ? Vor dem Haus ?«
»Nein, am anderen Ende des Sees.«
»Und du bist sicher, dass er es ist ?«
»Ich habe ihn durchs Fernglas erkannt. Er ist es ohne jeden Zweifel.«
»Wer sind die anderen Männer ?«
»Die kenne ich nicht. Einer ist Hispanier, vielleicht auch ein Alpha. Die beiden anderen sind Weiße.«
»Nun, wir wissen ja, warum sie hier sind – wegen der Sache mit Javiers Familie, vielleicht auch wegen der anderen Männer, die ich vor drei Tagen in Fairbanks getötet habe.« Sie schob die Decke zurück.
»Die Alaska-Mafia ?«
»Die Alphas arbeiten wahrscheinlich mit ihnen zusammen.«
»Bist du nicht eigentlich diejenige, die …«
»Ja, klar. Geh hinaus und erklär ihnen die Situation, Will. Ich habe dich in all das hineingezerrt. Ich wette, sie lassen dich laufen. Wahrscheinlich fliegen sie deine Familie und dich sogar aus, bevor es hier zur Sache geht.«
60
Rachael, Will und Devlin folgten Kalyn in den Flur im Erdgeschoss.
»Ich sehe das folgendermaßen«, sagte sie. »Was wollen sie ?«
»Uns töten.«
»Nein, du greifst vor. Denk an eine konkretere Motivation.«
»Keine Ahnung.«
»Zunächst einmal wollen sie in die Lodge hinein. Wir wollen, dass sie draußen bleiben, oder zumindest vorbereitet sein, um mit ihnen fertig zu werden, wenn sie hereinkommen.«
»Okay.«
»Also überlegen wir zuerst einmal, wo sie überall hereinkommen könnten.«
»Wie viele Stellen gibt es ?«
»Im Moment ? Mehr als vierzig.«
»Wieso das denn ?«
Kalyn blieb stehen, öffnete die Tür zu Raum 111 und zeigte auf das Fenster. »Zunächst einmal müssen alle Zimmer auf allen Fluren versperrt werden.« Sie klopfte an das Holz. »Diese Türen sind dick, und die Schlösser sehen sehr stabil aus. Das heißt natürlich nicht, dass sie nicht hereinkönnten, aber sie müssten dabei ziemlich viel Lärm machen. Hast du einen Generalschlüssel, Will ?«
»Ja.«
»Gib ihn Devlin und lass sie sofort damit beginnen.«
»Mir ist nicht wohl bei dem Gedanken, dass sie hier alleine …«
»Ich glaube, wir haben noch genügend Zeit.«
Will zog einen der Generalschlüssel aus seiner Tasche und reichte ihn seiner Tochter. »Geh«, sagte er. »Sei vorsichtig und denk daran, jede Tür noch einmal zu überprüfen, nachdem du sie verschlossen hast.
Als Devlin sich zurück zur Halle wandte, waren sie am Alkoven angelangt.
»Das ist unser erster schwacher Punkt«, erklärte Kalyn. »Ich wette, sie versuchen, hier oder durch das Fenster am Alkoven im Nordflügel einzusteigen. Oder beides. Wir sollten jeweils eine oder zwei Personen mit Gewehren hier und im Nordflügel postieren.«
»Wen denn ? Es gibt nur mich, Rachael und …«
»Wir brauchen die Hilfe von Sean und Ken, vielleicht auch noch ein paar von den Frauen.«
Sie liefen durch den Flur zurück zur Halle.
Kalyn zeigte auf den Eingang.
»Diese Türen bereiten mir keine Sorgen. Wir verriegeln sie, aber niemand erstürmt das Schloss von vorne. Und diese Eisenbolzen müssten sie wirklich erst in die Luft jagen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie sich mit einem solchen Paukenschlag einführen, schließlich wissen sie nicht, auf wen sie treffen.«
Sie führte sie durch den Durchgang, am Speisezimmer vorbei, zu einer Tür, die auf die Veranda ging. »Hier brauchen wir jemanden.«
Dann gingen sie wieder zurück in die Halle, in Richtung Bibliothek.
Devlin war bereits am Ende des Erdgeschosses im Südflügel angelangt. Will hörte, wie sie Türen zuschlug und abschloss.
Sie betraten die Bibliothek.
»Hier darf sich niemand aufhalten, weil sie uns durch die Fenster erschießen könnten. Wir postieren jemanden in der Halle, der diese Tür, die Eingangstür und die Zugänge zu den Fluren bewacht.« Sie öffnete die kleine
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