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Spuren in der Wüste

Spuren in der Wüste

Titel: Spuren in der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Cordes
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den Topf versiegelt. ›Das ist unser Notgroschen‹, sagte er im-
    mer –« Und sie dachte: Wie oft waren wir in Not, und wie oft hat
    uns nur die Armenküche vor dem Verhungern gerettet. »Er rührte
    das Geld nicht an, bis Jim ihm das Anfangskapital gab, um sich in
    Friend's Farm einen Hof zu kaufen. Er ist nur klein, und die Eltern
    haben nicht viel Landwirtschaft dabei, aber sie haben ihr Auskom-
    men, und man sagt, das Haus sei das schönste im ganzen Dorf. –
    Aber warum hast du uns nie besucht?«
    Katharina lachte leise. »Siehst du, dazu hat es nie bei mir gereicht.
    Von meinem Erbanteil habe ich recht und schlecht meine Malerei
    finanziert. Oh, ich hatte große Pläne; eine ganz berühmte Malerin
    wollte ich werden. Aber das war zu einer Zeit, als kein Mensch da-
    ran dachte, Bilder zu kaufen. Für die Reichen waren sie nicht gut
    genug, keine Kapitalanlage, verstehst du, und für Leute wie unser-
    eins, nun, die hatten an andere Dinge zu denken. Erst mal wieder
    ein richtiges Dach über dem Kopf haben und endlich mal wieder
    anständige Möbel und Kleider und gutes Essen auf dem Tisch. Und
    da hab' ich halt als Verkäuferin gearbeitet, in einer kleinen Buch-
    handlung, und später, als die großen Kaufhäuser wieder richtig flo-
    rierten, als Dekorateurin. Aber du glaubst ja nicht, wie schnel man da aus der Mode kommt. Plötzlich waren meine Einfälle nicht mehr
    originell genug, Jüngere mußten ran. Na, und da bin ich wieder in
    eine kleine Buchhandlung zurückgekehrt, die sich auf Kunstkata-
    loge spezialisierte, und da bin ich geblieben, bis ich meine Rente
    bekam. Und heute male ich meine Kunstpostkarten. Das ist ein gu-
    tes Zubrot, aber zu einer Reise zu deinen Eltern reicht es doch nie
    ganz, denn ich möchte ja nicht mit leeren Händen kommen.«
    »Du hast uns immer so schöne Weihnachtsgeschenke geschickt.
    Das war immer ein Festtag für uns.«
    »Aber wie geht es deiner Schwester Doris? Ich habe seit langem
    keine Nachricht mehr.«
    »Sie lebt bei den Eltern in Friend's Farm. Sie ist ein sehr liebes
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    und energisches junges Mädchen, aber sie ist auch sehr pflichtbe-
    wußt, und sie weiß, daß Mutter sie im Haus braucht. Von klein auf
    war es ihr Traum, Theater zu spielen, und sie bekam auch immer
    die ersten Rollen bei Schulaufführungen. Wahrscheinlich wird sie
    eines Tages einen braven Mann aus Friend's Farm heiraten. An Ver-
    ehrern mangelt es ihr nicht –« Aber Irene dachte und sagte es auch:
    »Sie wird werden wie alle Frauen in Friend's Farm. Sie wird putzen
    und schrubben und die Fenster mindestens einmal in der Woche
    polieren, und ihre größte Sorge wird sein, wie ihre Geranien ge-
    deihen und ob sie sich die hübschsten weißen Nylongardinen im
    ganzen Ort leisten kann. Und sie wird Kinder kriegen und groß-
    ziehen und freitags abends zum Nähkreis ins Pfarrhaus gehen, wäh-
    rend ihr Mann Poker spielt oder flippert und Bier aus Dosen trinkt.
    Aber wenn sie Glück hat, wird er wenigstens nicht zu betrunken
    nach Hause kommen und weder sie noch die Kinder schlagen, son-
    dern einfach seinen Rausch ausschlafen. Und sie wird abends über
    ihrer Näharbeit einnicken oder dem Sockenstopfen, und das Fern-
    sehen wird laufen und laufen, bis die Schüsse in einem Wildwest-
    film oder Krimi sie aufschrecken, und sie wird ihr Haar auf Locken-
    wickler drehen und sich die gelbe dicke Creme ins Gesicht schmie-
    ren, auf die alle Frauen in Friend's Farm schwören, weil der Herr
    Apotheker sie nach einem alten Geheimrezept aus der alten Heimat
    herstellt. Und einmal im Monat wird ihr Mann sie zum Tanzen
    ausführen, und sie wird ein geblümtes Kleid im Sommer tragen und
    im Winter eines aus dunkelrotem Samt, und sie wird auf den ho-
    hen Stöckelschuhen umkippen, weil sie nicht daran gewöhnt ist,
    solche Schuhe zu tragen.«
    »So ist das Leben bei euch?« fragte Katharina verwundert. »Ich
    habe mir das ganz anders vorgestellt. Ich meine, Amerika ist doch
    ein so großes Land, und was man so darüber liest, ist es doch im-
    mer noch das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, nicht wahr?«
    »Das ist es eigentlich auch«, sagte Irene. »Nur wissen nicht alle
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    Menschen die großen Möglichkeiten zu nützen. Und dann ist es
    auch wiederum so groß, daß sich in den kleinen Dörfern und Or-
    ten die Menschen eng umeinanderscharen, weil ihnen diese Weite
    Angst einflößt. Natürlich gibt es auch andere, ich meine, wirklich
    Unternehmungslustige oder Abenteurer.«
    »Und was war dein

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