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St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau

St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau

Titel: St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
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beigegeben. Als sie dann heute das Haus verließ, hatte sie das Amulett angelegt, zwischen den Brüsten und nahe beim Herzen.
    Anfangs war auch alles gut gelaufen. Sie erinnerte sich daran, wie Val sie angestarrt hatte, als er sie in dem gewagten Kleid sah. Und natürlich war da noch das Geburtstagsgeschenk. Eine solche Halskette schenkte ein Mann doch wohl kaum einer Freundin, die er noch für ein Kind hielt. Gar nicht erst zu reden von dem Kuss - genauso wunderbar, wie sie sich ihn immer vorgestellt hatte: süß, warm und zärtlich. Kate schwebte in jenem Moment auf Wolke sieben...
    Bis Val sich von ihr gelöst hatte und sie wieder wie ein kleines Mädchen behandelte. Einerseits hielt er sie auf Abstand, und andererseits langweilte er sie aufs Neue mit dieser St.-Leger-Sage und diesem Unsinn von der auserwählten Braut.
    Kate griff sich in den Ausschnitt und zog das Lehmamulett heraus, das schon seit einiger Zeit auf ihrer Haut juckte. Das Einzige, was dieser angebliche Liebeszauber ihr eingebracht hatte, war die Krätze.
    Die junge Frau stieg auf einen Felsen und schleuderte das Amulett, so weit sie konnte, aufs dunkle offene Meer hinaus. Wie hatte sie nur so dumm sein können, sich auf einen solch blöden Aberglauben zu verlassen? Aber sie war ja auch wirklich verzweifelt gewesen. Denn sie musste gegen zweierlei ankämpfen: Dagegen, dass Val sie einfach nicht als Frau sehen wollte, und gegen diese verwünschte Familiensage.
    So sehr Kate sich auch stets über die Geschichten um Brautsucher und auserwählte Bräute lustig machte, in Wahrheit fürchtete sie diese Sage, seit Val zum ersten Mal davon erzählt hatte.
    Seitdem lebte sie in ständiger Furcht vor dem Tag, an dem Effie dem Arzt eine Braut finden würde. Und ebenso plagte sie die Sorge, das könne geschehen, noch ehe sie alt genug wäre, eine Chance zu erhalten, ihn selbst für sich zu gewinnen.
    Und wenn Effie eine Braut für ihn suchte, dann, so war das Mädchen sich leider sicher, würde das nicht ihre Adoptivtochter sein, nicht die kleine Katie Fitzleger, das Findelkind. Die Göre, die zu viel fluchte, sich zu wild gebärdete und immer noch lieber eine lange Hose statt eines Seidenkleids anzog.
    Kate schämte sich zwar ein wenig dafür, aber sie war an dem Tag sehr erleichtert gewesen, an dem Effie verkündet hatte, für Valentine könne sie wohl niemals eine Braut finden. Und sowieso würde keine albern kichernde, zimperliche Braut den Arzt jemals so lieben können wie Kate.
    Allein mit Valentine zusammen zu sein, hatte sie beruhigt und sanfter gestimmt - und ihr ihre weibliche Seite zu Be wusstsein gebracht. Val war ihr Fels und ihr Anker. Sie würde ihn niemals aufgeben können. Niemals.
    Aber ihr würde wohl kaum etwas anderes übrig bleiben, kam es ihr jetzt wieder schmerzlich in den Sinn. Zu deutlich hatte das Bedauern in seinen Augen gestanden, und zu endgültig war seine letzte Berührung gewesen. Manch einer mochte seine Sanftheit ja mit Schwäche verwechseln, aber diesen Fehler hatte sie nie begangen. Unter seinem freundlichen, geduldigen Äußeren steckte ein Kern so hart wie Eisen. Wenn er sich im Recht glaubte, konnte ihn nichts und niemand davon abbringen. Selbst wenn sie Valentine dazu bewegen könnte, sie nicht länger als Kind anzusehen, würde sie ihn wohl nie von dieser Sage abbringen. Der Arzt würde es niemals wagen, den Fluch heraufzubeschwören, indem er die heiligste Tradition seiner Familie missachtete. Genauso gut hätte man Sir Galahad auffordern können, den Eid zu brechen, welchen er an der Tafelrunde geleistet hatte. »Verdammter Kerl!«, murrte das Mädchen. »Ich wünschte, ich wäre ihm nie begegnet!«
    Kaum hatte sie diese Worte ausgestoßen, bereute sie sie sofort wieder. Sie lebte schon lange genug bei den St. Legers, um von ihrer seltsamen und vielfältigen Magie zu wissen. Da sollte man eigentlich mit solchen Wünschen vorsichtig sein ...
    »Ich habe es nicht so gemeint«, flüsterte Kate und spähte vorsichtig in den Nachthimmel hinauf. Dann sprang sie vom dem Felsen und lief dreimal rückwärts um ihn herum.
    »Der Wunsch sei aufgehoben, aufgehoben, aufgehoben«, flüsterte sie dabei.
    Dann sank sie hinter dem Stein auf den Boden, zog die Knie an und schloss alle kostbaren Erinnerungen in ihrem Herzen ein - damit keine übel wollenden Feen kommen würden, um sie ihr zu stehlen.
    Kate schloss die Augen und versuchte, sich an alle Einzelheiten des Tages zu erinnern, an dem sie vor acht Jahren nach Torrecombe

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