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St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau

St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau

Titel: St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
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neben sich ab und nahm sich ein Buch nach dem anderen vor.
    Handgeschriebene Texte, die aus Zeiten stammten, als der Buchdruck noch nicht erfunden war, und zusammengesammelt aus aller Herren Länder. Kein einziges Manuskript war in Englisch abgefasst.
    Das konnte Kate jedoch nicht abschrecken. Valentine hatte sich immer mit Fremdsprachen befasst, und diese Begeisterung teilte er seit vielen Jahren mit Kate. Dank seines hervorragenden Unterrichts sprach die junge Frau fließend Französisch und Spanisch, kam mit Latein und Altgriechisch gut zurecht und verstand sogar etwas Italienisch, Deutsch und Gälisch.
    Aber jede Übersetzung nahm Zeit in Anspruch, und sie befürchtete, dass ihr davon nicht allzu viel blieb. Mindestens eine Stunde musste bereits vergangen sein, seit sie Val davongelaufen war. Er musste sich bereits die größten Sorgen machen und hatte vermutlich das ganze Gesinde in die Nacht hinausgeschickt, um nach Kate zu suchen.
    Da blieb ihr wohl nichts anderes übrig, als sich den vielversprechendsten Text auszusuchen und mitzunehmen. Sie wischte sich die feuchten Hände am Umhang ab und suchte noch einmal die Buchreihen ab. Ein Werk stach ihr besonders ins Auge, ein schmales Bändchen von so hohem Alter, dass es bei der leisesten Berührung zu Staub zu zerfallen drohte.
    Sie zog das Buch vorsichtig heraus. Kein Autor oder Titel zierte das knarzende Leder des Einbands - dafür stieg ein Drache aus einer Lampe des Wissens, und darunter befand sich ein eingravierter lateinischer Merkspruch.
    »Derjenige, welcher ... große Macht ... besitzt, muss diese ... weise gebrauchen«, übersetzte Kate leise und ergriffen. Diese Worte hatte sie doch schon einmal irgendwo gehört.
    Ja, das Familienmotto der St. Legers, geprägt von dem Stammvater, der am ehesten Anlass hatte, die Wahrheit hinter diesem Sinnspruch zu kennen. Bei diesem Bändchen musste es sich um Prosperos Tage-oder Notizbuch handeln, dessen Seiten er mit eigener Hand gefüllt hatte.
    Die junge Frau bebte vor Aufregung. Sie wähnte sich im Besitz der Zaubersprüche des alten Magiers. Mit zitternden Fingern schlug sie das Werk auf... »Stellt das sofort wieder zurück!«
    Die Worte drangen wie ein eisiger Hauch an ihren Nacken, und ein frostiger Schauer lief ihr über den Rücken. Kate stieß einen spitzen Schrei aus und klappte das Buch wieder zu.
    Dann spähte sie vorsichtig hierhin und dorthin, konnte aber niemanden in der Kammer entdecken, nur Schatten, die sich in ihrer überhitzten Phantasie zu allem Möglichen formten ...
    Kate schnaubte und konnte es nicht fassen, wie schreckhaft sie war.
    »Du Angsthase!,« schalt sie sich laut. Dennoch würde sie das Bändchen jetzt einstecken und damit verschwinden. Sie nahm das Buch und die Kerze und erhob sich.
    »Seid Ihr schwerhörig? Ich habe gesagt, Ihr sollt das zurückstellen!«
    »Oh!«, entfuhr es der jungen Frau. Das hatte sie sich nun wirklich nicht eingebildet, die Stimme war wie ein Henkerbeil herabgesaust. In ihrem Schrecken fiel Kate auf die Knie und ließ Buch und Kerze fallen. Der Halter rollte davon, und dabei erlosch die Flamme. Die junge Frau fand sich in völliger Dunkelheit wieder. Nur durch die Schießscharten drang ein wenig Mondschein herein.
    Das Herz schlug ihr bis zum Hals, und für einen Moment wagte sie es nicht einmal, zu atmen.
    Ein rauer Wind fegte durch den Raum, ließ die Buchseiten flattern und entzündete alle Fackeln an den Wänden in einem wahren Funkenregen.
    Kate kreischte, riss das Bändchen an sich und schützte damit ihre Augen vor der plötzlichen blendenden Helligkeit. Eine halbe Ewigkeit verging, ehe sie sich getraute, das Büchlein wieder sinken zu lassen. Das Gespenst stand unmittelbar vor ihr und ragte turmhoch über ihr auf. Prospero schien die ganze Kammer auszufüllen. Er trug ein schwarzes Hemd, golddurchwirkt, und auf den Schultern einen scharlachroten Umhang, der den idealen Rahmen für seine wehende dunkle Haarmähne bot, so schwarz wie der Bart und der sorgfältig getrimmte Schnauzbart.
    So sah doch kein Dämon aus. Nein, dieses Gespenst hatte eine Hakennase, aristokratische Wangenknochen und sinnliche Lippen. Richtig, er ähnelte frappierend dem Portrait, das schon so lange in der Großen Halle hing. »Pro-Prospero?«, krächzte sie, als sie endlich ihre Stimme wiedergefunden hatte.
    »Da seid Ihr mir um einiges voraus, denn ich kenne Euch nicht.« Der Urahn sah auf sie hinab. Bei näherem Betrachten wirkten seine Augen irgendwie exotisch, und ihrem

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