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St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau

St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau

Titel: St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
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in Bewegung. Das kaputte Bein zog er bei jedem Schritt nach. Doch das störte Katie nicht. Es kümmerte sie auch wenig, dass er sie zu dem Haus brachte, das drohend vor ihnen aufragte.
    Sie presste sich noch stärker an die breite Brust und hatte nur noch Augen für Valentine. Seine Züge wirkten wie eine Mischung aus Kraft und Sanftheit, und dazu gehörten die Hakennase, der sinnliche Mund, das dichte schwarze Haar und das weiche Leuchten in seinen Augen.
    Katie schlang ihm die Arme um den Hals und hatte jetzt auch keine Bedenken mehr, ihren Kopf an seine Schulter sinken zu lassen. Früher hatte sie selten einen Gedanken an ihre Zukunft verschwendet. Aber jetzt wusste sie mit vollkommener Gewissheit, wie die aussehen würde. Sie würde Valentine bis in alle Ewigkeit lieben ...
    Bis in alle Ewigkeit, flüsterte der Wind das traurige Echo ihres letzten Gedankens. Die Flut war weiter angestiegen, und das kalte dunkle Wasser drohte Kates Gedanken zu stören. Die junge Frau stand auf und zog sich auf höhere Klippen zurück.
    Früher hatte sie immer Trost und Wärme darin gefunden, sich bewusst an den Tag zurückzuerinnern, an dem Val und sie sich kennen gelernt hatten. Aber heute schien das ihr Elend nur noch zu verschlimmern. Der Arzt hatte alle Versprechungen eingehalten, die er ihr gegeben hatte ... Er hatte das Abendessen mit ihr eingenommen, sie mit seinem Gehstock spielen lassen und sich erst zurückgezogen, als sie eingeschlafen war. Und im Lauf der Jahre hatte sie noch viel mehr von ihm bekommen. Bücher und Unterricht, seine Familie und seine Freundschaft.
    Nur eines hatte er ihr verwehrt - seinen Namen. Und heute Abend hatte er ihr klipp und klar erklärt, dass er ihn ihr auch nie zu geben gedachte.
    »Nie ist eine furchtbar lange Zeit, Val St. Leger«, murmelte die junge Frau, schloss den Mund und wehrte eine neue Woge schwärzester Verzweiflung ab. Verdammt sollten sie alle beide sein, die Sage wie der Fluch. So leicht würde Kate nicht aufgeben. Sicher, sie hatte eine ganze Menge Fehler - zu leicht fuhr sie aus der Haut, Geduld besaß sie überhaupt keine, und es mangelte ihr entschieden an weiblicher Feinheit -, aber niemand konnte ihr mangelnden Mut oder eine zu schwach entwickelte Entschlossenheit vorwerfen.
    Bevor das Jahr vorüber wäre, schwor Kate sich, würde sie Valentines Braut sein. Auch wenn sie noch keinerlei Ahnung davon hatte, wie sie dieses Wunder zu Wege bringen sollte. Gewiss nicht durch den Einsatz dämlicher Liebeszauber. Die Sage von der auserwählten Braut war zu stark für solchen abergläubischen Unsinn. Nein, es bedurfte viel stärkerer Magie, um Val aus dem Griff der Familientradition zu befreien, einen Zauber von solcher Macht, wie kein Sterblicher sie besaß. Also sollte sie unter den Toten danach suchen. Kate stockte der Atem. Sie wusste beim besten Willen nicht zu sagen, woher dieser Gedanke gekommen war. Vielleicht hatte der Wind ihn leise herangetragen, vielleicht hatte er sich im Murmeln der Wellen verborgen gehalten.
    Vielleicht kam er aber auch von der Burg Leger, die hinter ihr über den Klippen aufragte. Aus der Entfernung wirkte der Familiensitz wie ein dunkler Schatten. Nur der alte Turm hob sich deutlich und scharf vom sternenübersäten Himmel ab.
    In diesem alten Gemäuer sollte der gefürchtete Zauberer einst seine schaurige Magie betrieben haben - bis ein ungnädiges Schicksal ihn seinem vorzeitigen Ende zuführte. Aber man erzählte sich, dass sein ruheloser Geist noch Jahrhunderte später durch den Turm geschwebt sei. Doch es war schon Ewigkeiten her, dass irgendein entsetzter Diener etwas von einem Gespenst gestammelt hatte. Entweder hatte jemand Prospero erfolgreich vertreiben können, oder der alte Zauberer hatte einfach das Interesse daran verlor en, weiter in der Burg herumzu spuken.
    So war von dem alten Magier nichts mehr übrig geblieben außer seiner Büchersammlung in der Turmkammer, in der sich Bände voller uraltem und verbotenem Wissen befanden. Bislang hatte noch niemand gewagt, davon Gebrauch zu machen. Bisher...
    Kates Herz klopfte schneller, und ihre Hände zitterten, als der Gedanke sich in ihrem Kopf festsetzte. Sie konnte sich ziemlich gut vorstellen, wie entsetzt Valentine sein würde, wenn er wüsste, was sie beabsichtigte. Der Arzt würde ihr sagen, dass sie die Finger davon lassen und sich ihn endgültig aus dem Kopf schlagen solle. Aber wie sollte ihr das möglich sein? Niemals, dachte die junge Frau, und ein breites Lächeln erschien

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