St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau
glühen. Zitternd ob ihres eigenen Verlangens schob sie eine Hand zwischen sich und ihn und öffnete den obersten Knopf seines Hemds. Aber seine Hand legte sich um die ihre und zwang sie, aufzuhören. Dann schob er sich hoch, stützte sich auf und starrte Kate an, als sehe er sie zum ersten Mal. Das Glitzern in seinen Augen erlosch. »Du lieber Himmel!«, sagte er heiser. »Val?«, fragte sie bang und fürchtete, in ihrer Unerfahrenheit einen schlimmen Fehler begangen zu haben. Kate streckte eine Hand aus, um ihm über die Wange zu streichen, aber er wich voller Entsetzen vor ihr zurück.
Der Arzt verließ das Sofa, als könne er nicht rasch genug von Kate fortkommen. Als er den Kamin erreichte, musste er sich mit beiden Händen am Sims festhalten. Kate spürte immer noch seine Lippen auf ihrem Mund, bebte noch unter seinen Berührungen und kam wesentlich langsamer hoch. Verwirrung und das Gefühl, beraubt zu sein, beherrschten sie. »Val, was ist mit dir -« »Raus!«
Das harte Wort traf sie wie ein Peitschenhieb. »Wie ... wie bitte?«
»Zieh dich an und verschwinde!« »A-aber...«
»Bist du schwerhörig, Mädchen? Ich habe gesagt, du sollst dich anziehen und dann mein Haus verlassen. Sofort, ehe ich -« Er beendete den Satz nicht, sondern kehrte ihr den Rücken zu und ballte die Hände zu Fäusten. Kate hatte das Gefühl, von ihm geschlagen worden zu sein. Sie warf ihm einen langen verletzten und verständnislosen Blick zu. Dann richtete sie ihre Kleider, und alle Leidenschaft erlosch in ihr. Wenig später begannen ihre Wangen wieder zu brennen, doch nicht aus neuer Begierde.
Die junge Frau kam sich wie ein dummes Ding vor, beschämt und wie ein Flittchen. Ob Zauber oder nicht, Val war auch jetzt noch Gentleman geblieben. Vermutlich stieß ihn ihr undamenhaftes Gebaren ab. Als sie den letzten Knopf geschlossen hatte, sagte sie kläglich: »Tut... tut mir Leid, Val.«
»Dir tut es Leid?« Er drehte sich zu ihr um, sah sie aber mit gerunzelter Stirn an.
»Ja, denn was gerade geschehen ist, war alles meine Schuld, und -« Sie unterbrach sich, denn das Gelächter, welches er jetzt anstimmte, verletzte und verwirrte sie.
Und plötzlich sah er wieder aus wie ihr Val, ließ sich neben ihr auf dem Sofa nieder und ergriff ihre Hände. »Meine wilde Kate«, murmelte er. »Du bist solch eine kleine Närrin. Wie kannst du annehmen, dass du etwas mit dem zu tun hättest, was eben zwischen uns geschehen ist.«
»Aber natürlich habe ich das.« Sie schob trotzig das Kinn vor, weil sie diesen nachsichtigen Tonfall heute mehr denn je hasste. »Du kannst mich doch nicht immer noch als kleines Mädchen ansehen, das von nichts eine Ahnung hat. Ich habe dir schon oft gesagt, dass ich nicht so unschuldig bin.«
»Du bist so ahnungslos wie ein Neugeborenes«, widersprach er und küsste ihr sanft die Fingerspitzen. »Ach, du begreifst ja nicht einmal, wie nahe ich davor stand, dich zu entehren.«
»Aber du könntest mich doch nie entehren!« »Doch. Ich erhalte gerade eine Vorstellung davon, wozu ich in der Lage bin.« Er wurde ernst, ließ ihre Hände los, erhob sich und zog Kate hoch. »Bitte, geh jetzt.«
Ihr blieb nichts anderes übrig, als zu gehorchen. Auch wenn sie ihm viel lieber über das Haar gestrichen und die ernsten Falten in seinem Gesicht zum Verschwinden gebracht hätte.
Als die junge Frau letzte Nacht ihren Zauber über dem Beschwörungsfeuer gesprochen hatte, hatte sie sich nur immer währendes Glück vorgestellt - und das Ende von Vals Einsamkeit und ihrer unerfüllten Sehnsucht. Aber sie hätte nie geglaubt, was der Zauber für Erschütterungen in ihm auslösen würde. Wie sooft musste Kate sich eingestehen, dass sie wieder einmal überhaupt nicht nachgedacht hatte.
Voller Zerknirschung und Verdruss schlich sie an ihrem Freund vorbei zur Tür.
»So ganz ohne Kuss und Abschiedsgruß musst du dich nun auch nicht davonschleichen.« Neue Hoffnung entstand in ihr, und sie konnte den Kopf wieder hoch tragen. Sie eilte zu ihm zurück, bereit, sich an seine Brust drücken zu lassen.
Aber Val legte ihr die Hände auf die Schultern und sorgte so für einigen Abstand. Züchtig küsste er sie auf Stirn und Nase. Flüchtig streiften seine Lippen dann über die ihren. Kate seufzte und drängte sich an ihn. Und im nächsten Moment lag sie in seinen Armen und küsste ihn wie eine Verhungernde, während er sie hielt, als wolle er sie nie mehr loslassen.
»Nein!« Halb lachend stieß Val sie von sich. »Großer Gott,
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