Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau

St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau

Titel: St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
solltet Ihr doch mit den Traditionen Eurer Familie vertraut sein. Sobald die Brautsucherin sich erklärt hat, kann man die Wahl nicht mehr ändern. Und Effie zu umschmeicheln oder sie zu bedrohen, hat überhaupt keinen Zweck. Also könnt Ihr genauso gut gleich wieder nach Hause fahren!« »Kate, Kate!«, unterbrach er sie lachend. »Ich versichere Euch, dass ich nicht gekommen bin, Effie zu plagen. Sondern um Euch zu sprechen.« »Mich?«
    Die Hand, die er hinter dem Rücken gehalten hatte, kam nun zum Vorschein. Er reichte ihr ein kleines Gebinde mit rosafarbenen Röschen.
    Kate starrte auf die Blumen, als hielte er ihr eine Schlange hin.
    »Für wen sind die denn?«, fragte sie misstra'uisch. »Für Euch, bitte sehr.« Er schenkte ihr das Lächeln, bei dem die Dorfschönen reihenweise in Ohnmacht gefallen wären.
    Nach einem Moment der Verwirrung kam sie dahinter, was Victor mit diesem Sträußchen bezweckte. Kopfschüttelnd erklärte sie:
    »Wenn Ihr glaubt, mich bestechen und auf Eure Seite ziehen zu können, dann habt Ihr Euch aber gewaltig geirrt. Ich mag ja die St.-Leger-Sage für blanken Unsinn halten, aber Mollie glaubt fest daran. Ihr habt das arme Mädchen die halbe Nacht lang warten lassen!« Er zuckte zusammen, kannte offensichtlich so etwas wie ein schlechtes Gewissen, und entgegnete: »Ich hatte wirklich vor, zu ihr zu gehen, war sogar schon auf dem Weg zu ihrem Haus, als mir klar wurde, dass ich Mollie niemals heiraten könnte, weil ich in eine andere verliebt bin.«
    »Und wer ist dieses unglückselige Geschöpf?«
    »Ihr!«
    »Was?«
    Victor nahm ihre Hand, und Kate war viel zu verdutzt, um ihm das zu verwehren. »Ich liebe Euch von ganzem Herzen, und ich verstehe kaum, warum mir das nicht schon früher aufgefallen ist«
    »O ja, natürlich. Die Erkenntnis muss Euch gekommen sein, als Euch mein Schirm auf den Kopf traf. Ich fürchte, ich habe etwas zu hart zugeschlagen.«
    Der junge Mann ging auf diesen Spott nicht ein, sondern versuchte, ihre Finger an seine Li ppen zu führen.
    »Lasst das!«, fuhr sie ihn an und riss ihre Hand weg. »Habt Ihr denn vollkommen den Verstand verloren?«
    »Nein, nur mein Herz. Aber ich will mich Euch nicht auf der Schwelle erklären. Sollen wir nicht ins Haus gehen?«
    »Nein!«
    »Dann bleibt mir wohl kein andere Wahl«, seufzte der Jüngling.
    Zu Kates großer Bestürzung kniete er vor ihr nieder, mitten auf dem Gartenweg, wo das halbe Dorf ihn sehen konnte. Er legte den Strauß vor sie hin wie ein alter Römer, der seiner Göttin ein Opfer darbringt. Nun nahm er auch noch den Hut ab, hielt ihn sich vors Herz und säuselte: »Kate Fitzleger, wollt Ihr mir die Ehre erweisen, meine Frau zu werden?«
    »Nein, ganz gewiss nicht«, erwiderte sie und zog an den Falten seines Radmantels, um ihn wieder auf die Füße zu bekommen. »Nun steht schon auf, bevor Ihr Euch endgültig zum Esel macht und Euch die Hose beschmutzt.«
    »Das ist mir egal.«
    War das wirklich Victor St. Leger, der da zu ihr sprach? Die junge Frau bedachte ihn mit einem finsteren Blick. »Wenn das irgendein dummer Scherz sein sollte, so finde ich den überhaupt nicht -«
    »Das ist mein heiliger Ernst, Kate«, erwiderte er leicht beleidigt. Aber wenigstens erhob er sich wieder. »Victor, vielleicht solltet Ihr nach Hause oder in einen Gasthof fahren und Euch hinlegen. Offensichtlich seid Ihr zu lange der Sonne und der frischen Luft ausgesetzt gewesen. Das bekommt Euch nicht.«
    »Nein, mein Herz, es war nicht die Sonne, sondern der Sturm letzte Nacht. Der erinnerte mich nämlich an Eure wunderbaren blitzenden Augen, und ich begriff, wie sehr ich Euch anbete. Die Erkenntnis traf mich wie ein Blitz, wenn ich so kühn sein darf, das hinzuzufügen.« »Das ist ja wohl die lächerlichste -«, entlud sich Kate, nur um erschrocken innezuhalten. Es hatte Victor wie ein Blitz getroffen? O nein, bitte nicht! Das konnte doch nicht wahr sein, oder?
    Sie studierte seine Miene und suchte darin nach Anzeichen von Spott. Sonst neckte er sie doch auch so gerne ... Aber in seinen Zügen war nur die übliche Arroganz zu entdecken. Und der Blick aus seinen Augen hatte so viel Ehrlichkeit in sich, dass es der jungen Frau ganz anders wurde.
    Kate erstarrte. Sie konnte sich nicht mehr bewegen und keinen einzigen zusammenhängenden Gedanken fassen. Victor nutzte ihre Lage schamlos aus, legte einen Arm um ihre Hüfte und bereitete alles dafür vor, sie hier mitten auf der Türschwelle und vor allen Dorfbewohnern zu

Weitere Kostenlose Bücher