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St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau

St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau

Titel: St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
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helfen, damit er sich nicht mehr überarbeitete und seine besonderen Fähigkeiten schonte.
    An freundlichen Tagen würden sie beide am Strand entlangreiten oder sich endlich wieder im Fechtkampf üben. An Regentagen würde sie in der Bibliothek Tee servieren und sich zusammen mit Val ein hochinteressantes neues Buch ansehen.
    Und in ihren Mußestunden würden sie sich auf dem Sofa lieben.
    Als sie Effies Rosenbusch-Cottage erreichte, zeigte sie in Gedanken schon dem frisch gebackenen Vater seinen Erstgeborenen - und blieb von einer Sekunde auf die andere stehen.
    Vor dem Tor stand ein glänzender neuer Zweispänner mit einem Paar Grauschimmel davor. Die elegante Equipage und der livrierte Diener, der die Pferde versorgte, wirkten in einem so abgelegenen Kaff wie Torrecombe unglaublich pompös und fehl am Platz.
    Kate unterdrückte einen Fluch. Ihre Gedanken waren derart mit Val beschäftigt, dass sie jetzt weder Zeit noch Lust hatte, ihrer Adoptivmutter bei einem Klienten zu helfen.
    Erst recht nicht bei diesem hier.
    Victor St. Leger schritt gerade auf das Haus zu und achtete peinlich genau darauf, seine neuen und todschicken Hessians-Stiefel nicht zu beschmutzen. Kate wusste, dass die anderen Mädchen im Dorf Victor unglaublich attraktiv fanden. Diese dummen Gänse konnten sich stundenlang über seine schmachtenden Blicke und den sinnlich geschwungenen Mund auslassen. Kate war der junge Mann dagegen immer schon zu glatt erschienen, und verglichen mit Val wirkte er wie ein grüner Junge.
    Victor studierte in einer Regenpfütze seine Erscheinung, rückte seinen Biberpelzhut gerade und strich über die Falten seines Reisemantels.
    Kate verzog verächtlich den Mund und bedauerte Mollie Grey. Solange Victor nur sein eigenes Spiegelbild liebte, würde er seiner auserwählten Braut niemals einen Antrag machen. Er pflegte nichts anderes als den Müßiggang, leistete nichts und lebte von den Vermögen, das er von seinem Großvater und seinem Vater geerbt hatte. Für gewöhnlich verbrachte er seine Zeit in Orten wie Penzance oder in großen Städten wie Plymouth, wo er Bälle, andere Lustbarkeiten und Pferderennen aufsuchte und dort mit ebenso einfältigen Damen flirtete. Was wollte dieser Tunichtgut denn hier im Rosenbusch-Cottage? Vermutlich die arme Effie mit neuen Klagen über die Braut plagen, die sie für ihn ausgesucht hatte. »Verdammter Kerl!«, murmelte die junge Frau. Sie raffte ihre Röcke, rannte los, überholte Victor und erreichte vor ihm die Haustür.
    »Kate!«, rief er und hielt sofort inne, um zu überprüfen, ob seine Aufmachung keinen Schaden erlitten hatte. Die junge Frau wusste nicht, ob er nur jetzt wütend auf sie war oder ob er sie im Allgemeinen nicht leiden konnte. Die
    beiden hatten bislang kaum ein Wort miteinander gewechselt - außer bei dem Familienfest der St. Legers vor einem Jahr. Aber da hatte Kate sich Val zuliebe Mühe gegeben, wie eine Dame aufzutreten.
    Victor hatte sie damals durch sein lachhaftes Monokel gemustert und dann erklärt, dass ihr neues Kleid mit zu vielen Bändchen ausgestattet sei. Sie hätte besser daran getan, einige abzunehmen und sich in den Mopp von Haar zu binden.
    Kate hatte in süßlichem Tonfall entgegnet, er solle doch seinen Kragenknopf öffnen; der sei bestimmt Schuld an seinem geschwollenen Kopf.
    Das hatte er mit der Bemerkung gekontert, dass sie immer noch den Charme eines Findelkindes besäße. Eigentlich hätte es ihr gleichgültig sein können, von jemandem wie Victor beleidigt zu werden. Aber irgendwie schmerzte es doch. Kate beendete den Austausch von Nettigkeiten mit einem Hieb auf Victors Kopf. Danach verlangte Effie nicht mehr von ihrer Adoptivtochter, mit einem Sonnenschirmchen herumzulaufen. Die junge Frau baute sich vor Victor auf und stemmte die Fäuste in die Hüften.
    »Was wollt Ihr hier?«, fragte sie und gab sich nicht einmal den Anschein von Höflichkeit.
    Victor hielt eine Hand auf dem Rücken und tippte mit der anderen an seinen Hut. So viel Galanterie hätte sie nie von ihm erwartet.
    »Ich bin gekommen, um -«
    »Effie ist nicht zu Hause.«
    »Aber -«
    »Zumindest ist sie für Euch nicht zu sprechen. Meine Adoptivmutter hat schon genug für Euch getan, indem sie Euch eine Braut gefunden hat. Mollie ist ein liebes Mädchen und viel zu gut für einen ausgemachten Trottel wie Euch. Ihr solltet Euch glücklich schätzen!« »Aber das tue ich doch -«
    »Und selbst wenn es Euch an ausreichend Verstand fehlt, Dankbarkeit zu empfinden,

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