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St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau

St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau

Titel: St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
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zusammenbeißen, um nicht laut zu schreien. Mühsam erreichte er das Sofa und ließ sich darauf fallen. Allem Anschein nach war dieses Wunder vorüber. Er musste den Kristall wieder anlegen, dann vergingen die Schmerzen, fuhr es ihm durch den Sinn. Doch kaum hatte er sich aufgerappelt, warnte ihn eine innere Stimme. Der Arzt ließ sich auf die Kissen fallen und massierte sein Knie. Es schmerzte wie damals, als er sich die Verletzung zugezogen hatte. An jenem Tag, an dem er seinen Bruder Lance verwundet auf dem Schlachtfeld in Spanien gefunden hatte.
    Lance war ein Mal zu oft tollkühn gewesen. Valentine öffnete sich ihm und übernahm von ihm die Schmerzen ... Und irgendwie war alles furchtbar schief gelaufen .,. Jetzt stand ihm bei der Erinnerung der Schweiß auf der
    Stirn. Der Arzt hatte nie genau verstanden, was an jenem Tag passiert war. Offenbar hatte er von seinem Bruder viel mehr als nur die Wundschmerzen erhalten ... In dieser Sekunde tauchte eine neue Erinnerung in ihm auf:
    Er kniete in der Diele, beugte sich über einen Mann, um ihm zu helfen...
    Valentine versuchte angestrengt, mehr herauszufinden ... Ein Sturm hatte gewütet, vor ihm war die Halskette mit dem Splitter aufgetaucht, und etwas hatte seinen Unterarm umklammert...
    Warum setzte sein Gedächtnis immer wieder aus? Doch gleichzeitig spürte er die Gewissheit, dass sein Leben davon abhinge, sich an alles zu erinnern. Etwas Dunkles und Schreckliches hatte sich in der zurückliegenden Nacht ereignet. Etwas, das mit dem Sturm, dem Kristall und einer generationenalten Feindschaft zu tun hatte... Rafe Mortmain!

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    8
    Im Hafen herrschte die übliche Betriebsamkeit. Stauer trugen Kisten und Fässer die Gangways hinauf, alte Seemänner mit ihrem Seesack auf dem Rücken suchten nach einer neuen Heuer, Wagen fuhren so nah wie möglich an die Kaimauer heran, und Passagiere überwachten das Entladen ihres Gepäcks. Doch selbst in diesem Gewimmel fiel der Gentleman in dem marineblauen Reisemantel auf - vor allem den Damen. Eine straffe militärische Haltung war ihm eigen, und er strahlte eine ruhige Würde aus. Silberne Fäden durchzogen sein dunkles und gepflegtes Haar. Und seine Züge wirkten wie gemeißelt. Für einen Seemann sah er etwas blass aus, aber jedes weibliche Wesen, das seiner ansichtig wurde, hielt ihn sofort für den Kapitän eines der stolzen Schiffe im Hafen.
    Dabei fühlte sich Rafe Mortmain im Moment nicht so recht wohl in seiner Haut. Er eilte an der Reihe der wartenden Kutschen entlang und hielt seinen Handkoffer besonders gut fest. Der Captain starrte stur geradeaus und nahm mit niemandem Augenkontakt auf - und das nicht nur deshalb, weil er immer noch glaubte, steckbrieflich gesucht zu werden.
    Der Mann fühlte sich ungewohnt unsicher, wie jemand, der unerwartet dem Tod im letzten Moment von der Schippe gehüpft war.
    Eigentlich hätte er nämlich längst tot sein müssen. Er verstand nicht, was ihn davor bewahrt hatte. Rafe atmete tief ein und genoss den Geschmack der würzigen Seeluft. Was für ein Wunder, immer noch am Leben zu sein. Aber nur die eine Hälfte von ihm freute sich, während die andere zunehmend unruhiger wurde. Am Abend vor Allerheiligen war ihm etwas höchst Sonderbares zugestoßen.
    Wie viel Zeit war seitdem vergangen? Ein Tag oder deren drei? Sein Erinnerungsvermögen hatte ziemlich nachgelassen. Er wusste weder, wie er aus Torrecombe fortgekommen, noch, wie er nach Falmouth gelangt war - oder dort seine versteckte Kiste mit Kleidungsstücken und Geld wieder an sich gebracht hatte. Als Rafe heute Morgen im Red Lion Inn erwacht war, hatte ihn jedoch weniger der Gedächtnisverlust als vielmehr sein ungepflegtes Äußeres erschreckt. Er war zwar kein besonders eitler Mann, aber ein Mindestmaß an Pflege war auch ihm wichtig.
    Nachdem er sich von einem Barbier hatte herrichten lassen, fühlte er sich wieder halbwegs wie ein Mensch. Zum wiederholten Mal hob sich seine Hand an den Hals. Die Kette war immer noch fort. Irgendwie war es ihm gelungen, das verdammte Ding endgültig loszuwerden. Wenn er nur wüsste, wie ...
    Rafe erinnerte sich dunkel an ein einsam gelegenes Haus am Meer... an Valentine St. Leger, der ihn im Stürzen aufgefangen hatte ... an den Kristallsplitter... und danach an nichts mehr.
    Ob der Arzt mit dem Kristall auch Rafes Krankheit übernommen hatte? Ob Valentine überhaupt noch lebte? Aber vielleicht griff der Splitter einen St. Leger nicht an. Immerhin stammte er ja aus dem

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