Staatsanwalt sucht Polizist
hätte gedacht, dass wir es tatsächlich noch hinkriegen würden. Am Montag hatte sich Nico noch mal per SMS gemeldet und den ‚Termin‘ am Freitag bestätigt. Nun stand ich hier und guckte aufs Wasser. Vor mir planschten zwei Enten herum. Erpel, genauer gesagt. Gab es eigentlich auch schwule Enten? Eine interessante Frage, der ich unbedingt auf den Grund gehen musste - später.
Plötzlich tauchte hinter mir ein Schatten auf. Erschrocken drehte ich mich um.
Nico hatte sich von hinten angeschlichen und stand nun neben mir. „Na, gibt’s da unten was umsonst?“
„Ein Rendezvous mit dem Wassermann“, entgegnete ich und stockte. Ich schaute in die wunderschönsten grünen Augen, die ich je gesehen hatte.
„Wohin gehen wir? Willst du lieber schick oder verrucht?“, grinste Nico mich an.
Mein Herz klopfte mir bis zum Hals. Mein Mund war trocken und ich hatte ein absolutes Blackout. Genau wie damals, als ich mit neunzehn ein Date mit Christopher hatte. Christopher war zwei Jahre älter als ich. Ich kannte ihn vom Judo. Wir bummelten über einen Jahrmarkt in Wilhelmsburg – nur Gott allein wusste, wie wir da hingekommen waren - als er mich fragte, ob wir nicht ein paar Pommes frites essen wollten. Ich bejahte und so gingen wir zur rollenden Frittenbude. Die Dame hinter dem Tresen fragte mich, was ich bestellen wollte. Genau in diesem Moment schaute mich Christopher mit seinen braunen Augen an und brachte mich zum Dahinschmelzen. Leider fiel mir bei seinem Anblick nicht mehr ein, was ich eigentlich wollte, also bestellte ich eine Portion Ketchup.
„Und was dazu, junger Mann?“, fragte die Bedienung geduldig.
Ich antwortete. „Mayo“, und lächelte.
Christopher strich sich nervös die lockigen Haare aus dem Auge und verschränkte die Arme vor der Brust. Nun war alles vorbei! Die Dame fragte mich erneut, was ich dazu haben wollte und ich antwortete ihr leicht gereizt.
„Na, Ketchup, natürlich..
Die Frau grinste breit. „Dürfen es auch ein paar Pommes sein? Zum Ketchup und zur Mayo….
Oje, ich hatte nur die Beilagen bestellt. Das machte einen Supereindruck auf Christopher. Mann, war das peinlich. Ich lächelte verlegen und nickte. Das war übrigens unser erstes und letztes Date. Naja, mit Christopher wäre es eh nichts Ernstes geworden. Zurück also zu Nico, meinem Superhelden!
Da stand er nun endlich neben mir und hatte Zeit für mich. „Verrucht, natürlich!“, entgegnete ich mit gekonntem Augenaufschlag.
„Gut, dann gehen wir ins September.“ Gemächlich schlenderten wir durch die kleinen Gassen und betraten bereits nach wenigen Minuten das Lokal.
„Komm, lass uns da in den Erker gehen“, schlug Nico vor.
Okay, gehen wir in die Kuschelecke, du wilder Hengst. Gott, hatte er einen knackigen Hintern. Die Uniform stand ihm schon gut, aber diese Jeans war der Renner!
Wir setzten uns einander gegenüber, hatten aber leichten Kniekontakt – und das die ganze Zeit über. Er zog sein Knie kein einziges Mal weg, im Gegenteil, sein Bein ruhte an meinem durchtrainierten Oberschenkel.
Wir bestellten uns jeder ein großes Bier und unterhielten uns – natürlich – zuerst über unseren Beruf. So hatten wir ein gemeinsames Gesprächsthema, zu dem wir beide etwas beizutragen hatten.
„Und wo bist du zur Schule gegangen? Kommst du aus Hamburg?“
Ich verneinte. „Ich bin in Wilhelmshaven aufgewachsen. Meine Familie wohnt noch dort. Sogar meine Schwester hat es nach ihrem Jurastudium wieder dorthin verschlagen. Sie ist verheiratet und hat zwei süße Kinder.“
„Ich komme auch nicht aus Hamburg. Deshalb war ich ja auch in Versmold. Ich bin da zur Grundschule und auf die Realschule gegangen. Danach Bund und Polizeischule. Das ist mittlerweile aber auch schon wieder acht Jahre her.“
„Ich war auf dem Gymnasium, dann Zivildienst und anschließend mein Jurastudium. Danach habe ich zwei Jahre als Assessor gearbeitet und bin jetzt seit fast vier Jahren Staatsanwalt.“
„Dann hattest du wohl ein ziemlich gutes Examen, was?“
„Na ja, es war gut genug, um gleich bei der Staatsmacht anfangen zu können“, grinste ich.
Nico erzählte noch, dass er in der zehnten Klasse kurz vor den Abschlussprüfungen mit einem Kumpel nach Frankreich geflüchtet war, aber dann doch von ihm bekehrt wurde und die Prüfungen letztendlich geschrieben und bestanden hatte.
„Ich leide unter Prüfungsängsten“, gestand er zähneknirschend. „Mittlerweile geht’s, aber ich bin nicht scharf auf weitere
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