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Stachel der Erinnerung

Stachel der Erinnerung

Titel: Stachel der Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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Danny?« Sie kniete vor dem Kind nieder und
zog die wollene Decke ein wenig fester um es. Aber das Kind hörte nicht auf zu
zittern.
    »Ungefähr
vier, denke ich.« Er grinste verschlagen. »Die kleine Sarah ist der Grund
dafür, daß man mich zum ersten Mal an die Kette gelegt hat. Marys Vater hat uns
auf dem Heuboden erwischt. Damals war das Mädchen im dritten Monat schwanger,
und ich war dafür verantwortlich. Also mußte ich sie heiraten.« Seine
eigenartig gelben Augen blickten zu Matthew »Genau das gleiche, was dem Grafen
hier passiert ist.«
    Matt trat
drohend einen Schritt auf ihn zu, doch sein Vater hielt seinen Arm fest.
    »Ich nehme
an, Ihr wollt vorschlagen, daß das Kind bei uns bleibt«, schaltete sich der
Marquis ein, und Jessie sah ihn hoffnungsvoll an. Sie konnte sich nicht
vorstellen, dieses kleine Mädchen bei Danny Fox zu lassen. Er besaß nicht den
Funken von Charakter, ein Kind großzuziehen. Seine Erziehungsmethode
beschränkte sich auf Prügel – oder auf noch Schlimmeres. Das konnte Jessie aus
leidvoller Erfahrung bestätigen.
    »Ich hatte
gehofft, daß meine Schwester mir helfen könnte, wo sie doch die Tante des
Kindes ist. Die kleine Sarah wird nicht viele Umstände machen. Sie wird das
tun, was man ihr sagt, und sie redet auch nicht viel, eigentlich überhaupt
nicht.«
    Das konnte
Jessie sehen. Während der gesamten Unterhaltung hatte das Kind schweigend dabeigesessen.
Sie hatte Jessie nur angestarrt, als sehe sie in ihr ein etwas größeres
Spiegelbild.
    »Mama?«
fragte sie und streckte mit einem Ausdruck der Verwunderung die Hand aus, um
Jessies goldblondes Haar zu berühren. Jessies Hals wurde eng, Tränen traten in
ihre Augen.
    »Matthew?«
Sie wandte sich zu ihm um. Ihr Herz klopfte stürmisch, als wolle es aus ihrer
Brust hüpfen.
    »Wir müssen
miteinander reden, Jess.«
    Sie nickte,
voller Hoffnung und voller Angst. Sie warf Papa Reggie einen Blick zu, als sie
zusammen mit Matthew das Zimmer verließ. Sein Gesichtsausdruck verriet nichts
von seinen Gedanken. Seit seiner Rückkehr aus London hatte er eines voll
kommen deutlich gemacht: Von jetzt an war Matthew der Verantwortliche in
Belmore. Seine Entscheidung war Gesetz – der Marquis würde sich nicht
einmischen.
    Nur ein
Mann von großer Weisheit konnte eine solche Entscheidung treffen. Jessie
respektierte ihn dafür, doch im Augenblick wünschte sie, daß sie es mit dem
Marquis und nicht mit ihrem Mann zu tun hätte. Wie dachte Matthew darüber,
eventuell das Kind eines anderen Mannes großzuziehen?
    Sie fühlte
seine Hand um ihre Taille, als er sie in das Arbeitszimmer führte und die Tür
hinter ihnen schloß. Lange Zeit sagte er gar nichts. Er betrachtete nur ihr
Gesicht, auf dem sich ihre widerstreitenden Gefühle spiegelten.
    »Wenigstens
einmal sagt Fox die Wahrheit. Das Kind ist offensichtlich deine Nichte – die
Ähnlichkeit ist unheimlich.«
    »Ja.«
Jessie leckte sich über die Lippen. »Viola kannte meine Mutter. Sie sagt, sie
hat genauso ausgesehen wie ich, als sie noch ein Kind war.«
    »Wenn wir
das Kind hierbehalten, wird es Probleme mit deiner Vergangenheit geben. Wir
werden uns noch mehr Lügen einfallen lassen müssen, noch mehr Menschen werden
in den Betrug mit hineingezogen werden müssen ... ganz zu schweigen von der
ernsten Verantwortung, die du auf dich nimmst, wenn du diesem kleinen Mädchen
die Mutter ersetzen willst.« Er sah sie eindringlich an. »Denn daran denkst du
doch, nicht wahr? Du willst das Kind behalten.«
    Jessie sah
ihn fest an. Ihr Magen verkrampfte sich vor Nervosität. »Mein Bruder wird sie
schlecht behandeln. Ich bin sicher, daß er das bereits getan hat. Er hat mich
grün und blau geschlagen, wann immer er eine Möglichkeit dazu hatte. Einmal
hat er mir sogar eine Rippe gebrochen. Ein anderes Mal hat er mir ein blaues
Auge verpaßt. Er hat auch ...« Sie hielt inne, als sie den entsetzten Ausdruck
in Matthews Gesicht sah. Doch dann verwandelte sich seine Bestürzung in Wut.
    »Ich hätte
wirklich das Messer für mehr als einen kleinen Kratzer benutzen sollen«,
erklärte er zornig. Seine Hand ballte sich zur Faust.
    »Das ist
doch Vergangenheit. Ich habe es nur erwähnt wegen der kleinen Sarah. Ich kann
es nicht ertragen, daran zu denken, daß er dieses Kind auch so behandeln wird.
Vor allem, nachdem es sich hier um meine Nichte handelt.«
    »Nein.«
Matt trat vor sie und legte seinen Zeigefinger unter ihr Kinn. »Das Kind kann
auf keinen Fall bei deinem Bruder bleiben. Aber es

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