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Stachel der Erinnerung

Stachel der Erinnerung

Titel: Stachel der Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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verwickelt in unendlich
viele Skandale. Haarsträubende Geschichten wurden gemunkelt über seine vor
Jahren verstorbene Frau und ihren Liebhaber, Harold Cavendish – der Mann, der
sie erschossen hatte. Gwen durfte von diesen Sachen eigentlich gar nichts
wissen. Aber seit dem Vormittag war es ihr gelungen, hier und da einige
Informationen zu ergattern, aus etwa einem Dutzend verschiedener Quellen – was
ein recht deutliches Bild vermittelte.
    Der arme
Lord Harry, der verarmte zweite Sohn des Marquis von Havendale, hatte nie eine
Chance gehabt gegen einen Vamp wie Elizabeth Harcourt, Lady St. Cere. Sie
überzeugte Lord Harry davon, daß sie in ihn verliebt sei, daß St. Cere ein blutrünstiges
Ungeheuer sei und daß ihre Eltern sie dazu gezwungen hätten, ihn zu heiraten,
einen Mann, der sie gegen ihren Willen besessen hätte, einen Mann, dessen
Anblick sie nicht ertragen könne.
    Sie
verachtete ihn wirklich von Zeit zu Zeit, wenn er ihrem Bett fernblieb und sich
mit einer seiner Geliebten vergnügte – eine Angewohnheit, die er angenommen
hatte, nachdem er sie in einer leidenschaftlichen Umarmung mit einem seiner
Stallknechte erwischt hatte. Dennoch hatte St. Cere sich einen Erben
gewünscht, deshalb hatte er weiter mit ihr geschlafen. Er war ein erfahrener
Geliebter, und Elizabeth war unersättlich.
    Am Ende war
der arme Lord Harry der Verlierer. Er entdeckte nämlich die Frau, die er sich
als arme, leidende, wehrlose Ehefrau des sadistischen Vicomte vorgestellt
hatte, en flagrant délit mit ihrem eigenen Ehemann – und es war
offensichtlich, daß sie jeden Augenblick dieses Zusammenseins genoß.
    Er hatte
die Frau des Vicomte erschossen, hatte St. Cere ein Messer in den Rücken
gestoßen und sich dann dasselbe Messer in sein gebrochenes Herz gerammt.
    Seitdem, so
sagte man, konnte der Vicomte nichts mehr mit Frauen anfangen, außer natürlich
im Bett. Harrys Messer hatte eine häßliche, gewaltige Narbe hinterlassen. Er
war ein berüchtigter Spieler, der nur hohe Einsätze akzeptierte, der zuviel
trank und seine Zeit in Häusern mit zweifelhaftem Ruf verbrachte. Man raunte
sogar, daß er einigen sehr jungen Damen, die gerade erst die Schule absolviert
hatten, ihre Jungfräulichkeit geraubt hatte.
    Gwen
glaubte jedes Wort von diesen Geschichten. Seine glutvollen und dennoch kalten
Augen bestätigten das. Er war sicher das Schlimmste, was einer Frau begegnen
konnte – und doch, o lieber Gott, er sah so sündhaft gut aus. Wenn sie nur
einen Blick in seine Richtung riskierte, flatterten Schmetterlinge in ihrem Magen.
Sie sehnte sich danach, die Geheimnisse zu entdecken, von denen sie erst seit
der Nacht im Fallen Angel etwas ahnte.
    Obwohl er
so weit entfernt saß, fühlte sie seinen Blick auf sich, spürte, wie seine
kühlen grauen Augen langsam über ihre Brüste glitten.
    Gwen
rutschte nervös auf ihrem Stuhl herum, ihre Schenkel rieben aneinander, ein
kleiner Schweißtropfen rann zwischen ihren Brüsten hindurch. Dieser Mann
verkörperte all die ver botenen Phantasien, die sie hatte, und sie fragte
sich, wie es wohl sein würde, ihn zu küssen.
    Ernsthaft
würde sie an so etwas natürlich nicht denken. Niemals würde sie so etwas in
die Tat umsetzen. Aber als der Abend fortschritt und sie fühlte, daß er sie
weiter unverwandt betrachtete, fand sie eine Entschuldigung, um den Raum zu verlassen
und allein hinaus in den Garten zu gehen. Sie hoffte inbrünstig, daß er ihr
folgen würde.
    Während sie
über den mit Kieselsteinen bestreuten Weg durch den Garten schritt, wedelte sie
sich mit ihrem Fächer Luft zu, um ihre erhitzten Wangen abzukühlen. Sie
versuchte, die eigenartige, unerklärliche Anspannung zu ignorieren, die sie
schon den ganzen Abend über befallen hatte. Als sie den kleinen Pavillon
erreichte, einen ruhigen Platz am hinteren Ende des Gartens, kletterte sie die
Treppe hinauf in das nur schwach erhellte Innere. Durch die großen Fenster mit
den duftigen Gardinen konnte sie die Lichter des Hauses sehen.
    Es dauerte
nicht lange, bis sie Schritte auf dem Kiesweg hörte. Gwen fuhr auf, als der
elegante Vicomte den Pavillon betrat. Er blieb kurz stehen und ging dann mit
wenigen Schritten zu ihr. Mondlicht fiel durch eines der Fenster. Gwen konnte
den leicht arroganten Zug um seinen Mund erkennen und die schimmernden grauen
Augen.
    Seine
Mundwinkel kräuselten sich etwas. »Ihr seid eine kühne kleine Hexe, nicht wahr?
«
    Mit offenem
Mund sah Gwen ihn an. »Was?«
    Er lachte
leise, dann musterte er sie

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