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Stachel der Erinnerung

Stachel der Erinnerung

Titel: Stachel der Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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wieder von Kopf bis Fuß. Ihm entging nicht, daß
sich ihre Brüste heftig hoben und senkten, daß sie ihr Kinn störrisch
vorreckte. »Die Hälfte der Frauen in London fürchten sich davor, mit mir allein
zu sein, Lady Gwen, aber Ihr nicht. Ich glaube, daß Ihr kein bißchen Angst
habt.«
    Womit er
nicht ganz recht hatte – aber das würde sie ihm nicht verraten. Statt dessen
zuckte sie mit den Schultern. »Wovor sollte ich mich denn fürchten? Ihr seid
doch nur ein Mann, nicht wahr? Ganz gleich, was die Klatschtanten über Euch
berichten.«
    Er zog die
dichten schwarzen Augenbrauen zusammen, und sein sinnlicher Mund wurde schmal.
»Also habt Ihr davon gehört.«
    »Jawohl.«
    »Das hätte
ich mir denken können. Hat man Euch auch all die grausigen Einzelheiten
erzählt?«
    »Ich denke
schon, ja.«
    »Es
schmeichelt mir, daß Ihr so viel Interesse an mir zeigt.«
    Gwen zog
hochmütig eine Augenbraue hoch. »Ich bin Schriftstellerin, Mylord. Ich genieße
es, die Menschen zu studieren. Ich finde, Ihr seid ein interessanter Mann.«
    Sein
Lächeln kehrte zurück, es war jetzt weicher, offener. »Richtig,
Schriftstellerin ... Das hat mir Strickland auch verraten.«
    »Wirklich?
«
    Er nickte.
Das Licht des Mondes warf einen hellen Schein auf sein Haar. »Er hat mich
ausdrücklich darauf hingewiesen, als ich ihm erklärte, ich hätte Euch damals in
der Nacht gesehen – im Fallen Angel.«
    Gwen zog
scharf die Luft ein. Ihre Knie verwandelten sich plötzlich in Pudding. Zum
zweiten Mal innerhalb weniger Minuten wurde sie unsicher. »Uuh ... Ihr wart
dort in dieser Nacht ... im ... Fallen Angel?«
    »Ich war
dort. Ihr seht nicht aus wie ein Mann, müßt Ihr wissen, selbst wenn Ihr Euch
wie ein solcher kleidet. Als Frau jedoch besteht jede Menge Hoffnung für
Euch.«
    Gwen
antwortete nicht. Sie war entsetzt, daß er in einer so verrufenen Lasterhöhle
wie dem Fallen Angel gewesen war. »Ihr seht eigentlich nicht aus wie ein Mann,
den es an einen solchen Ort zieht.«
    »Ihr meint,
ein Dirnenhaus? Ich versichere Euch, meine Süße, die meisten Männer erfreuen
sich an den fleischlichen Lüsten, ob sie nun gekauft sind oder nicht.«
    Sie
schüttelte den Kopf. »Ich meinte einen Ort, an dem Männer verkehren, die sich
daran erfreuen ... Schmerzen zu bereiten. Irgendwie hatte ich angenommen ...
ich kann mir nicht vor stellen, daß es Euch Spaß macht, einer Frau Schmerzen
zuzufügen.« Sie wandte sich von ihm ab. Tiefe Enttäuschung hatte von ihr
Besitz ergriffen, und sie fühlte sich den Tränen nahe. »Entschuldigt mich, ich
muß ins Haus zurück.« Sie wollte an ihm vorbeigehen, doch der Vicomte hielt
ihren Arm fest. Sie hoffte nur, daß er nicht bemerkte, wie sie zitterte.
    »Ich habe
in den letzten acht Jahren eine ganze Anzahl verbotener Freuden entdeckt.
Schmerz kann eine sehr unterhaltsame Ablenkung sein, denke ich. Wenn die Frau
es so wünscht, dann bin ich bereit, ihr den Gefallen zu tun. Mir ist das auf
die eine oder andere Art ziemlich gleichgültig.«
    »Ich ...
ich muß jetzt wirklich gehen.«
    Doch er
ließ ihren Arm nicht los. Statt dessen legte er eine Hand unter ihr Kinn, hob
ihren Kopf hoch und sah ihr fest in die Augen. »Ich kann sehen, daß man Euch
mißhandelt hat. Ich würde Euch niemals verletzen, Gwen.«
    Ihre
Unterlippe bebte. In ihren Augen brannten Tränen. Das hier lief ganz und gar
nicht so, wie sie es sich ausgemalt hatte. »Ich hätte nicht hierherkommen
dürfen.« Sie blinzelte, und eine einzelne Träne tropfte über ihre Wange. Mit
der Fingerspitze tupfte er sie weg.
    »Nein, das
hättet Ihr nicht tun sollen. Aber ich bin froh, daß Ihr es getan habt.« Er sah
sie an, silbern waren seine Augen, unergründlich. Dann beugte er den Kopf zu
ihr und küßte sie zärtlich. Es war ein hauchzarter Kuß, nur eine leichte
Berührung seiner Lippen.
    »Gute
Nacht, Lady Gwen.«
    Sie
schmeckte ihn auf ihren Lippen, fühlte die Wärme seines Mundes und die
Berührung seiner Hand auf ihrer Haut. »Gute Nacht, Mylord.« Sie wandte sich ab,
sah nicht zurück, sondern rannte die Treppe hinunter in den Garten, hinüber zum
Haus, durch die offene Terrassentür ins Haus hinein und hinauf in ihr Zimmer.
    Fast hatte
sie es unbemerkt geschafft, als Jessica auftauchte. Mit besorgtem
Gesichtsausdruck kam sie durch den Flur auf sie zu.
    »Gwen! Wo
um alles in der Welt bist du gewesen?«
    Sie wandte
den Blick ab und vermied Jessies prüfenden Blick. In ihrem Kopf wirbelten
alleine die Gedanken an den Mann im

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