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Stachel der Erinnerung

Stachel der Erinnerung

Titel: Stachel der Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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noch bis morgen warten. Sicher ...«
    »Ich habe
den Befehl bekommen, noch heute abzureisen, Jess. Und das muß ich auch tun.« Er
legte beide Hände auf ihre Schultern. »Bitte, mach es mir nicht noch schwerer,
als es sowieso schon ist.«
    Papa Reggie
griff nach ihrer Hand und drückte sie. »Matthew hat recht, meine Liebe. Er muß
das tun, was man ihm befohlen hat, und wir beide müssen stark sein.«
    Jessie
verspürte einen dicken Kloß in ihrem Hals, und ihre Brust schmerzte, als hätte
ihr jemand ein Messer hineingestoßen. »Es tut mir leid«, flüsterte sie. »Ich
hatte nur gehofft, wir hätten noch etwas mehr Zeit.«
    Matthew
legte eine Hand unter ihr Kinn. »Ich auch.« Er lächelte, doch sein Gesicht war
ernst. »Komm mit nach oben und hilf mir packen.«
    Jessie
nickte nur, weil sie glaubte, sie würde kein Wort herausbringen. Als sie in
seinen Räumen waren, rief er jedoch nicht seinen Kammerdiener, sondern zog sie
in seine Arme.
    Sein Kuß
war wild, besitzergreifend und doch so zärtlich, daß ihr Tränen in die Augen
traten. Sie erwiderte seinen Kuß mit der gleichen Verzweiflung. Matthew hob sie
auf seine Arme, trug sie zum Bett und begann sie auszukleiden. Er küßte wie ein
Verhungernder alle Stellen ihres Körpers, die er von der störenden Kleidung
befreite.
    Sie liebten
sich wild, verzweifelt und voller Leidenschaft und danach noch einmal zärtlich
und sanft. Dann richtete er sich widerstrebend auf.
    »So
schmerzlich es auch ist, mein Liebling«, sagte er leise und löste sich aus
ihren Armen, »es wird Zeit. Ich kann meinen Aufbruch nicht noch länger
hinausschieben.«
    Jessie
schluckte. »Ich weiß.« Schweigend zogen sie sich wieder an. Dann sah sie zu,
wie Matthew und sein Kammerdiener das Gepäck zusammenstellten.
    Zwei
Stunden, nachdem der Botschafter der Marine Seiner Majestät die Nachricht
abgegeben hatte, stand Matthew auf den Stufen
vor dem Haus, gekleidet in seinen makellosen blauen Uniformrock und die enge
weiße Hose, und verabschiedete sich von ihnen.
    Er faßte
Papa Reggies Hand. Der Marquis sah so zerbrechlich aus wie schon lange nicht
mehr. »Paß gut auf dich auf, Vater.«
    »Komm
gesund zu uns zurück, mein Sohn.« Ein trauriges Lächeln lag um den Mund des
alten Herrn. »Ich bin zu alt, um dieses Gut allein zu verwalten. Jessica und
ich brauchen dich.«
    Matthew
nickte stumm. Sein Vater überraschte ihn, indem er ihn in die Arme nahm, als
innigen Beweis seiner Zuneigung. Dann traten sie beide einen Schritt zurück,
verlegen von der Zurschaustellung ihrer Liebe füreinander.
    Oben auf
der Treppe stellte Viola die kleine Sarah auf die Füße. »Nun lauf schon. Sag
Seiner Lordschaft auf Wiedersehen.«
    Gelbe
Rüschen raschelten am Saum ihres Kleides, als das zierliche Kind die Treppe
hinunterhopste, vor Matthew stehenblieb und ihn anstarrte, fasziniert von den
glitzernden goldenen Knöpfen seines Uniformrocks.
    »Mußt du
weggehen?«
    »Ja, meine
Süße, ich fürchte, das muß ich.«
    Ihre großen
blauen Augen füllten sich mit Tränen. »Aber ich will nicht, daß du weggehst.«
    Matthew
nahm Sarah auf den Arm. »Ich muß, meine Süße, aber ich komme wieder, so schnell
ich kann.« Er gab ihr einen Kuß auf die Wange, und auch Sarah küßte ihn. Dann
stellte er sie wieder auf die Füße.
    »Auf
Wiedersehen ... Papa.« Sie winkte ihm zu, dann begleitete Viola sie zurück ins
Haus.
    »Auf
Wiedersehen, Sarah«, rief Matthew ihr nach.
    Jessie sah,
daß alle anderen plötzlich verschwunden waren und sie beide allein gelassen
hatten. Sie drehte sich zu ihrem Mann um, der kerzengerade am Fuß der Treppe
stand, die Schultern gereckt, das Kinn hoch erhoben, so korrekt wie immer. Am
liebsten hätte sie sich in seine Arm geworfen und ihn angebettelt, bei ihr zu
bleiben. Sie wollte jammern und weinen und mit den Fäusten gegen seine Brust
schlagen. Statt dessen hob auch sie das Kinn. Sie war entschlossen, nicht zu
weinen, bis er weg war.
    »Es wird
ihr gutgehen«, sagte er. Sein Blick folgte Sarah, die gerade an Violas Hand im
Haus verschwand.
    »Ja, ich
denke schon.«
    Erst jetzt
richtete er seine Augen auf sie. »Und dir wird es auch gutgehen, Jess, ganz
gleich, was mit mir geschieht. Es wird dir an nichts fehlen.«
    Ihr Herz
preßte sich zusammen, sie bekam kaum Luft. Mühsam schüttelte sie den Kopf und
versuchte verzweifelt, die Tränen zurückzudrängen. »Bitte nicht ... bitte rede
nicht so.«
    Er legte
einen Finger unter ihr Kinn und hob ihren Kopf. »Ich werde dich vermissen

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