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Stachel der Erinnerung

Stachel der Erinnerung

Titel: Stachel der Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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kommt. Und Sarah würde London lieben. Kannst du dir ihre
Aufregung vorstellen? Allein das sollte schon genügen, damit du zustimmst.«
    Sie wollte
nicht fahren. Er sah es in ihren Augen, und in ge wisser Weise verstand er
sie. Sie öffnete den Mund, um seinen Vorschlag abzulehnen, doch dann hielt sie
inne und zog eine Augenbraue hoch.
    »Vielleicht
irre ich mich, aber könnte es sein, daß du noch einen anderen Grund hast,
diese Reise zu machen? Könnte vielleicht die Möglichkeit bestehen, daß du ein
wenig Zeit mit Lady Bainbridge verbringen möchtest?«
    Er
räusperte sich. Verflixt, dieses Mädchen war viel zu schlau. »Schon möglich.
Sicher könnte sie uns ab und zu begleiten.«
    Jessie
stand auf und kam um das Pult herum auf ihn zu. »Und was ist mit dem Skandal
unserer Heirat?«
    »Mittlerweile
hat sich der Klatsch bestimmt gelegt. Und dein Erscheinen in der Gesellschaft
wird allen zeigen, daß es nichts gibt, wessen wir uns schämen müßten.« Er
lächelte. »Außerdem glauben sowieso die meisten Leute, daß Matthew so verrückt
nach dir war, daß er nicht anders konnte. Was er getan hat, war in ihren Augen
äußerst romantisch. Sie sind sicher längst bereit, ihm zu vergeben.«
    Jessie
lächelte. »Ich glaube, die Frauen würden deinem Sohn beinahe alles verzeihen,
und die Männer fürchten sich zum Teil vor ihm. Ich wünschte nur, die Geschichte
wäre wahr.«
    »Vielleicht
ist sie das ja, meine Liebe. Warum sonst hätte mein so sehr korrekter Sohn sich
wohl so benommen?«
    Jessie
schüttelte den Kopf. »Weil er mich haben wollte. Er hatte nie vor, mich zu
heiraten – das wissen wir beide.«
    Reggie
konnte darauf nicht viel sagen. »Laß ihm Zeit, meine Liebe«, bat er. »Matthew
kann nicht sehr gut mit Gefühlen umgehen. Er hat sie in sich verschlossen,
seit dem Tag, als seine Mutter gestorben ist. Kapitän eines Schiffes zu werden
hat seine Beherrschung in allen Dingen nur noch gesteigert. Außerdem muß ich
mir selbst wohl auch einen Vorwurf machen, denn ich habe ihm in der Jugend
meine Zuneigung nie gezeigt. Doch ich glaube, daß er sich ändern wird. Ich
sehe, daß er sich schon jetzt sehr viel aus dir macht. In den Jahren, die vor
euch liegen, werden sich diese Gefühle in Liebe verwandeln.«
    Jessica
vermied es, ihn anzusehen. »Vielleicht«, wich sie ihm aus.
    Doch beiden
kam in den Sinn, daß die kurze Zeit, die sie miteinander verbracht hatten,
vielleicht alles war, was sie je haben würden.

22
    Matt
Seaton nahm seinen
Platz am Ende des langen Eßtisches ein. Er saß in der luxuriösen Kabine von
Admiral Lord Nelson, an Bord der Victory, dem Flaggschiff des Admirals.
    Nelson war
der Oberbefehlshaber der bevorstehenden Seeschlacht. Er kommandierte vier
britische Fregatten und siebenundzwanzig Schiffe, unter ihnen auch Matts
Schiff, die Norwich. Admiral Collingwood, der ebenfalls mit am Tisch
saß, war der Unterbefehlshaber, und Kapitän Hardy befehligte die Victory.
    Fünf
weitere Kapitäne waren außerdem noch zu diesem üppigen Mahl eingeladen,
bestehend aus drei Gängen mit Schildkrötensuppe, Steinbutt und Heilbutt,
knusprig gebratener Gans, Kiebitzeiern in Aspik, Spargel, frischem Gemüse und meringues
ä la creme zum Nachtisch. Drei verschiedene Weine waren zum Essen gereicht
worden, und die Männer, wohlig gesättigt, nippten jetzt an ihrem Kaffee und
ihrem Weinbrand.
    Gelächter
ertönte am anderen Ende des Tisches. Doch Matthew war abgelenkt und hatte nicht
zugehört. Er stellte sein Glas Brandy auf den Tisch und blickte aus dem
Bullauge auf das graue, unruhige Meer. Er hörte die Kapelle, die auf dem Deck
»Rule Britannia« intonierte. Sie spielten, seit die Kapitäne der anderen
Schiffe an Bord gekommen waren.
    Matt nippte
an seinem Brandy und betrachtete die Gruppe der Offiziere in ihren makellosen,
mit Gold besetzten Uniformen. Er fand, daß dieses gemeinsame Essen eine
geradezu unwirkliche Situation war. Wenn sie erst einmal der französischen und
der spanischen Flotte gegenüberstanden, würden fast fünfzigtausend Mann an den
Kämpfen beteiligt sein. Die Decks würden sich rot färben mit dem Blut der
Männer, die Luft wäre erfüllt von den Schmerzensschreien der Sterbenden.
    Hier in
diesem eleganten Raum, mit den kostbaren seidenen Gardinen, umgeben von
glitzerndem Silber und Kristall, als hätte es nie eine Schlacht gegeben, als
hätten nie brutale Kämpfe stattgefunden, war die Vorstellung schier undenkbar.
    Und dennoch
waren all diese Männer kampferprobt. Keinem von ihnen

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