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Stachel der Erinnerung

Stachel der Erinnerung

Titel: Stachel der Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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Übung, das Schiff mit den vierundsechzig
Kanonen kampfbereit zu machen.
    Ein Schiff
dieser Größenordnung konnte in einer Zeit von weniger als sechs Minuten
gefechtsklar sein. Die Stückpforten wurden geöffnet, das Pulver aus den
Magazinen herangeschafft und die Kugeln aus den Spinden geholt. Da ein Teil der
Männer an Deck schlief, mußten ihre Sachen blitzschnell verstaut werden, um
kein zusätzliches Chaos anzurichten. Danach wurden die Kanonen geladen,
herausgefahren und waren zum Feuern bereit.
    Der Rekord
der Norwich bei dieser Übung lag bei fünf Minuten und siebenundzwanzig
Sekunden.
    Matt warf
einen Blick auf die goldene Uhr, die mit einer feinen goldenen Kette an seiner
Tasche befestigt war. »Fünf Minuten fünfunddreißig Sekunden. Zwar kein Rekord,
aber sicher eine sehr gute Zeit. Wie es scheint, Leutnant, habt Ihr und die
Männer mich nicht sehr vermißt, als ich weg war.«
    Leutnant
Munsen griente. »Ob Ihr es nun glaubt oder nicht, Sir, wir sind alle sehr froh,
Euch wieder bei uns zu haben.« Das Schiff war neu mit Kupfer beschlagen worden
und danach wieder
in See gestochen, noch ehe Matts Urlaub zu Ende gewesen war. Normalerweise
wurde er unruhig, wenn er an Land war, und sehnte sich nach seinem Schiff.
    Doch jetzt
wollte sich der Frieden nicht einstellen, den er sonst immer verspürte, wenn er
wieder an Bord war. Er war ruhelos und unstet auf eine Weise, die er nicht
begreifen konnte. Jessie ging ihm nicht aus dem Kopf. Er dachte an ihre Tat in
der Nacht des Feuers. Sie war in das brennende Gebäude gelaufen – das war dumm
und verrückt gewesen. Also genau das leichtsinnige Benehmen, das er von einer
Jessie Fox erwartete.
    Daß sie es
allerdings für ihn getan hatte, veränderte die Dinge irgendwie, zwang ihn,
hinter ihre Unbesonnenheit zu sehen, die Frau dahinter zu entdecken. Und es
weckte in ihm den Wunsch, herauszufinden, was sie dazu getrieben hatte, so
etwas zu tun.
    Er mußte
anerkennen, daß Jessie von Natur aus ein fürsorglicher Mensch war. Das zeigte
ihr Verhalten Viola Quinn gegenüber, bei seinem Vater und auch bei Gwendolyn
Lockhart. Jessie würde alles für die Menschen tun, die ihr am Herz lagen. Wenn
sie ihr Leben für ihn aufs Spiel gesetzt hatte, dann mußte ihr also sehr viel
an ihm liegen.
    Aber was
fühlte er für sie?
    Er hatte
sich diese Frage wieder und wieder gestellt, Dutzende von Malen, seit er sie
verlassen hatte. Er sehnte sich nach ihr, das konnte er unmöglich leugnen. Ihn
verlangte nach ihr, in jeder Minute des Tages und auch in seinen Träumen. Das
war es auch, was er in der Nacht des Feuers gefühlt hatte – Lust –, wenigstens
hatte er sich das auf der Reise von Belmore nach Portsmouth einzureden
versucht. Doch seitdem waren Wochen vergangen, lange Tage und Nächte, in denen
er genügend Zeit gehabt hatte nachzudenken.
    »Ah, da
seid Ihr ja, Kapitän. Ich dachte mir, daß ich Euch hier finden würde. Das
Exerzieren war erfolgreich, nehme ich an.« Dr. Graham Paxton, ein schmächtiger
Mann von etwa Mitte Dreißig, war der dienstälteste Sanitätsoffizier an Bord der Norwich und außerdem einer von Matts besten
Freunden.
    »Besser,
als ich es erwartet habe. Leutnant Munsen hat mich in meiner Abwesenheit gut
vertreten.«
    »Werdet Ihr
ihn für Euren Posten vorschlagen, wenn Ihr Euch aus der Marine zurückzieht?«
    »Ja. Ich
glaube, er wird ein sehr guter Kapitän sein.«
    »Bis dahin
wird es noch eine Weile dauern, wenn Ihr die Absicht habt, im Dienst zu
bleiben, bis wir gegen die Franzosen kämpfen.«
    »Ihr wißt,
daß ich das tun muß.«
    »Es hat in
letzter Zeit keine Neuigkeiten über Bewegungen der französischen Flotte
gegeben. Solange Ganteaume und seine Schiffe noch eingeschlossen sind, ist
Villeneuve nicht stark genug, einen Angriff durchzuführen.«
    »Nein, sie
können uns noch nicht in einen Kampf verwickeln, aber sie können es kaum erwarten.
Villeneuve wird unruhig in Indien. Früher oder später wird Napoleon ihm
befehlen zurückzukommen, und er wird versuchen, sich mit Ganteaume zu verbünden.
Und diesmal, so glaube ich, wird Nelson es ihm erlauben. Er will diese
Konfrontation. Er möchte, daß die Bedrohung einer Invasion endlich zu Ende
ist, ein für allemal.«
    Der Doktor
blickte sinnend zum Horizont. Er war ein häuslicher Mensch, verheiratet mit
einer Frau, die er anbetete. Zusammen hatten sie eine dreijährige Tochter und
einen vier Jahre alten Sohn. »Es werden auch eine Anzahl spanischer Schiffe dabeisein.
Zusammen wird ihre Flotte so

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