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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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tatsächlich deine Hilfe.«
    »Was ist denn los?«
    »Derek ist in Schwierigkeiten.«
    »Oh, nein«, sagte Julie leise und klammerte sich noch fester an mich.

Kapitel 23
    J ulie weinte. Sie kniete neben Dereks entstelltem Leib und weinte, Tränen liefen ihr die Wangen hinab. Ich saß daneben und wartete ab. Sie musste sich mal ausweinen. Es tat weh, ihn so zu sehen, aber sie musste da jetzt durch, denn sonst würde sie nicht in der Lage sein, uns zu helfen.
    Nach einigen Minuten ließ das Weinen nach, und Julie rieb sich mit dem Handrücken unter der Nase. Ich reichte ihr ein Taschentuch. Sie wischte sich die Augen, schnäuzte sich und nickte schließlich. »Okay.«
    Jim und Doolittle traten hinzu. Im Halbdunkel des Hintergrunds nahm ich noch ein paar andere wahr, die uns zuschauten, auch Raphael war darunter. Ich hatte ihm dargelegt, dass er in Teufels Küche kommen könnte, wenn er mir half. Er aber hatte nur gegrinst und Julie und mich zu dem Haus begleitet. Jim und er hatten ein paar Minuten lang miteinander gesprochen, dann hatte man ihn eingelassen.
    Jim hockte sich neben Julie und öffnete eine kleine Keksdose. Darin lagen zwei hellgelbe Steinsplitter auf einem Bett aus weißer Watte. Einer stammte aus dem Leichnam des Vierarmigen, über den Dali gestolpert war, der andere aus Saimans Opfer. Diesen zweiten Splitter hatte Doolittle während der Obduktion entdeckt. Er war im Arm des Reapers verborgen gewesen. Jim und Doolittle hatten mir zu erklären versucht, in was sich dieser Körper zurückverwandelt hatte, nachdem sie den Splitter entnommen hatten, aber mein Hirn hatte sich gegen die Vorstellung gesperrt. Ihnen war es offenbar ganz ähnlich gegangen, denn sie hatten dieses Ding in einen Leichensack gestopft und in einem Kellerraum verschlossen. Mir rieten sie dringend davon ab, dorthin zu gehen und mir das anzusehen.
    Julie nahm einen Splitter in die Hand und konzentrierte sich, den Blick starr auf das scharfkantige gelbe Steinstückchen gerichtet. Sie sah es lange an, legte es dann in die Keksdose zurück und richtete den Blick auf Dereks Körper.
    »Hier.« Ihr schlanker Finger zeigte auf eine Stelle an Dereks Oberschenkel.
    In Doolittles dunkler Hand blitzte ein Skalpel auf. Er setzte einen Schnitt, zog die Wunde mit den Fingern auseinander und führte eine Chirurgenpinzette ein. Ich hielt den Atem an.
    Er zog die Pinzette wieder heraus. Im grellen Lampenlicht leuchtete ein blutiger Splitter auf.
    »Gott sei Dank.« Doolittle ließ den Splitter in die Keksdose fallen.
    Es ist ausgestanden. Endlich .
    »Hier«, sagte Julie und zeigte auf Dereks linke Seite.
    Doolittle zögerte.
    »Schneid hier.« Ihr Finger berührte Dereks Brustkasten.
    Der Doktor schnitt erneut. Und ein zweiter Splitter kam zum Vorschein.
    »Hier.« Nun wies ihr Finger mitten auf Dereks Brust, wo sich die schwarze Brandnarbe quer über seine Muskeln zog.
    Fuck! Wie viele von den Scheißteilen hatten sie denn noch in ihn hineingestopft?
    Doolittle schnitt. »Da ist nichts.«
    »Tiefer«, sagte Julie.
    Dunkles Blut quoll aus der Wunde.
    Ich zuckte zusammen.
    Eine Ewigkeit später sagte Doolittle: »Da ist es.« Und dann hörte ich den Splitter in den Dosendeckel fallen.
    »Gibt es noch mehr?«, fragte Doolittle.
    »Nein«, antwortete Julie.
    Ich hob den Blick wieder. Es hatte sich nichts geändert. Derek lag immer noch reglos da. »Und jetzt?«
    »Jetzt warten wir«, antwortete Doolittle.
    Ich saß in der Dunkelheit und betrachtete Derek. Drei Stunden war es nun her, dass Doolittle die Splitter entfernt hatte. Derek hatte sich immer noch nicht geregt, und sein Körper zeigte keinerlei Veränderungen.
    In einem Zimmer auf der anderen Seite des Flurs schlief Doolittle auf einem La-Z-Boy-Sessel, sein Gesicht wirkte selbst im Schlaf noch abgehärmt und erschöpft. Er hatte alles unternommen, um Derek am Leben zu erhalten, und hatte zwei Tage lang kein Auge zugetan, doch das Gefühl der Machtlosigkeit, das sich nun einstellte, hatte ihm schließlich die letzte Kraft geraubt. In der ersten Stunde, nachdem Julie die Splitter gefunden hatte, hatten wir alle gespannt gewartet. Dann hatte sich die Hoffnung zusehends in Verzweiflung verwandelt. Ich hatte mit angesehen, wie es Doolittle zugesetzt hatte, bis er das Warten schließlich vorläufig aufgegeben und sich ins Nebenzimmer zurückgezogen hatte. Auf dem Weg zum Bad hatte ich kurz nach ihm gesehen: Er lag auf dem Sessel, in tiefen Schlaf versunken.
    Julie erschien mit zwei Bechern in den

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