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Stadt der Sterne strava2

Stadt der Sterne strava2

Titel: Stadt der Sterne strava2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: hoffman
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fröstelnd da, während Enrico beruhigend auf es einredete und eine warme Decke über die ver
    räterischen Flügel legte.
    Am Tag zuvor hatte sich Enrico recht gemütlich in Santa Fina eingerichtet. Die Empfehlung des Herzogs hatte ihm Einlass in die Sommerresidenz der Chimici verschafft, wo er einen sehr bequemen Raum vorfand und so viel zu essen und trinken bekam, wie er wollte. Er schmuggelte das schwarze Fohlen in eine Box im Stall und freundete sich rasch mit Nello, dem Stallknecht des Herzogs, an. Nello

    kannte seinen Herrn nur zu gut. Als daher mitten in der Nacht ein Fremder auftauchte, der ein offensichtlich gestohlenes Pferd dabeihatte, stellte er keine weiteren Fragen. Auch nicht, als er sah, was für ein Pferd es war. Die anderen Bediensteten verhielten sich gleichermaßen diskret und schwiegen über den neuen Besuch; es zahlte sich nicht aus, zu viele Fragen zu stellen, wenn es um die Angelegenheiten des Herzogs ging.
    Am Morgen danach erkundete Enrico den Palast und staunte über die vielen Gemächer und die Weitläufigkeit der Treppenhäuser.
    »Dia!«, rief er bei sich aus. »Ich hatte ja keine Ahnung, wie reich diese Chimici sind.«
    An diesem Tag summte der Palast wie ein Bienenkorb. Die Nachricht war eingetroffen, dass der Herzog seinen jüngsten Sohn für ein paar Wochen herbringen würde. Alle liebten Falco wegen seines freundlichen Naturells, seines engelhaften Aussehens und seiner persönlichen Tragik.
    Enrico sah von der Loggia über dem Haupteingang aus, wie die Kutsche auf der Straße auftauchte. Er beschloss sich lieber zu verdrücken, bis der Herzog seinen Sohn einquartiert hatte, und begab sich wieder zu den Stallungen hinaus, um nach seinem Schatz zu sehen. Im Grunde seines Herzens war er nicht wild darauf, Falco überhaupt über den Weg zu laufen. Nello hatte ihm genau von dem Unfall erzählt und Enrico, der jemanden umbringen konnte, ohne mit der Wimper zu zucken, war seltsam empfindlich, wenn es um Krankheit und Behinderungen ging, vor allem bei Kindern.
    Georgia lag auf ihrem Bett und hielt das kaputte Pferd umklammert. Heiße Tränen brannten ihr auf den Wangen. Ihre Welt war in den vergangenen vierundzwanzig Stunden zusammengebrochen. Zum millionsten Mal wünschte sie sich, dass sie Dienstagnacht gereist wäre, statt sich zu drücken. Jetzt wusste sie nicht, ob sie je wieder nach Talia kommen würde. Und Russell war mit seinem gemeinen Trick davongekommen und verbreitete auch noch üble Gerüchte über eine ganz unschuldige Freundschaft. Wie schaffte er das? Er war im Unrecht, da gab es keinen Zweifel, aber jetzt stritten Ralph und Maura unten über sie! Wie sie Russell hasste. Sie dachte an Gaetano und Cesare und Lucien und wie respektvoll und freundschaftlich sie mit ihr umgingen. Das traf auch auf Falco zu. Ja, es könnte sogar sein, dass das auf Falco in besonderem Maße zutraf… Und dann gab es da noch ihre neue Freundin Alice in der Schule. Sie aßen jetzt regelmäßig zusammen Mittag und hatten sich auch nach der Schule ein paar Mal getroffen. Es war schön, wieder eine Freundin zu haben. Nur Russell – Russell war ihr einfach verhasst! Und jetzt konnte sie wahrscheinlich nicht mal mehr Mr Goldsmith besuchen!
    Plötzlich wünschte sich Georgia eine Chimici zu sein – mit all dem Geld und der Macht, die dazugehörten und die es erlaubten, seine Feinde loszuwerden. In diesem Moment hätte sie keinen Augenblick gezögert Russell einen Mörder auf den Hals zu schicken. Doch schon im nächsten Augenblick war sie entsetzt über ihre Gedanken. So war das also, wenn man so war wie der Herzog! Der einzige Unterschied zwischen ihnen war, dass er tatsächlich die Macht und die Mittel hatte.
    Georgia schämte sich.
    Es klopfte. »Georgia«, rief ihre Mutter leise, »kann ich reinkommen?«

    »Mein Herr!«, flüsterte es plötzlich hinter dem Herzog, der seine ganze Willens
    kraft aufbieten musste, um sich gelassen umzuwenden.
    »Ah!« Niccolò stieß scharf die Luft zwischen den Zähnen aus, als er sah, wer da
    stand. »Du wirst immer besser.«
    »Tut mir Leid, wenn ich Euch erschreckt habe, Herr«, sagte Enrico. »Aber ich dachte, Ihr würdet vielleicht wieder abreisen. Und ich wollte doch nicht, dass Euch entgeht, was ich Euch zu zeigen habe.«
    Er ging voran in die Ställe und führte ihn zur hintersten Box. Dort stand mit hän
    genden Flügeln und schwärzer als die dunkelsten Schatten das geflügelte Pferd.
    »Du hast es geschafft!«, sagte der Herzog mit leuchtenden Augen.

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