Stadt der Sterne strava2
gerne mit Trab begnügen!«, keuchte Lucien, der auf dem Rücken einer sanften braunen Stute durchgeschüttelt wurde, die sie für ihn ausgesucht hatten und die Dondola hieß.
»Zage nicht«, sagte Dethridge. »Wir machen schon noch einen Reitersmann aus dir.«
Georgia wusste nicht, was sie an dem Nachmittag, als sie aus der Schule kam, machen sollte. Nach Hause wollte sie nicht gehen, denn wahrscheinlich war Russell dort, aber seit Russells gemeinen Anschuldigungen hatte sie auch Hemmungen, in den Antiquitätenladen zu gehen. Sie hatte überlegt, woher ihr Stiefbruder wohl von ihren Besuchen bei Mr Goldsmith wusste. Doch schließlich sagte sie sich, dass Russell eigentlich nicht beim Laden herumlungern konnte, daher besuchte sie den alten Herrn dann doch. Er war gerade dabei, einer Dame im Tweedkostüm zwei grüne Vasen zu verkaufen, daher wartete sie und blätterte ein paar ältere Ausgaben einer Zeitschrift durch, die auf einem Marmortischchen in einer Ecke lagen. Mr Goldsmith war äußerst guter Laune, als er die Geldscheine in seine Kasse legte. Es war sein erster Verkauf seit Tagen. »Du siehst ja wieder besser aus, meine Liebe«, sagte er.
»Es geht mir auch gut«, berichtete Georgia. »Der Arzt hat gesagt, es sei nur Erschöpfung.«
»Und hast du dein Pferdchen wieder gefunden?«
»Russell hat es gehabt«, sagte Georgia finster. »Sie haben ihn gezwungen es rauszurücken, aber er hatte die Flügel abgebrochen. Sehen Sie.«
Sie holte das geklebte Pferd hervor und wickelte es aus. Mr Goldsmith betrachtete die Flügel. »Das hat aber jemand sehr gut geklebt«, sagte er. »Meine Mutter«, sagte Georgia, aber sie konnte ihm natürlich nicht erzählen, dass sie noch nicht wusste, ob das Pferd tatsächlich wieder in Ordnung war.
»Du hast also mit deinem Stiefbruder Recht gehabt?«, fragte Mr Goldsmith.
»Was haben deine Eltern dazu gesagt?«
»Nichts!«, sagte Georgia verbittert. »Ich hab jetzt den Ärger am Hals, nicht er.«
»Wieso hast du Ärger bekommen?«, wollte Mr Goldsmith wissen. Georgia zögerte. »Es ist nicht so wichtig«, sagte sie. »Eigentlich bin ich gekommen, um Ihnen zu sagen, dass das Pferdchen wieder aufgetaucht ist und dass ich eine Weile in Ferien gehe. Ich glaube, unsere Eltern wollen Russell und mich eine Weile trennen.«
»Deine Besuche werden mir fehlen«, sagte Mr Goldsmith, »aber das klingt ja ganz gut.«
»Ja, und ich darf ein richtiges Pferd reiten – das von meiner Freundin – in Devon.«
Rodolfo hatte einen seiner Spiegel auf den Großen Kanal gerichtet. Er verfolgte eine Mandola, die von seinem Bruder gesteuert wurde und den jungen Chimici und seine Cousine beförderte. Er lächelte, als er sah, wie die beiden jungen Leute die Köpfe zusammensteckten und Gaetano Francesca auf die Sehenswürdigkeiten aufmerksam machte.
»Es funktioniert doch gut, nicht wahr?«, sagte eine Stimme hinter ihm.
Er drehte sich zu Arianna um und lächelte jetzt ihr zu. »Ich habe dich gar nicht gehört. Muss wohl das Alter sein.«
Arianna, die durch den Geheimgang gekommen war, legte die Hand auf Rodolfos Schulter. »Aber nein«, sagte sie. »Die beiden sehen doch glücklich aus, nicht?«
»Das ist ein gefährliches Spiel, das du da spielst«, schalt Rodolfo.
»Ich?« Arianna sah ihn mit großen Augen an. »Was könnte natürlicher sein für den Principe als die Zeit mit der einzigen Verwandten zu verbringen, die er in Bellezza hat?«
Rodolfo zog eine Augenbraue hoch. »Weißt du, du wirst deiner Mutter mit jedem Tag ähnlicher.«
Und Arianna wusste nicht so recht, ob das ein Kompliment war oder nicht.
Georgia lag da, hielt das geklebte Pferd fest und dachte an Remora, wagte jedoch nicht einzuschlafen. Sie hatte furchtbar Angst, dass es mit der Stravaganza nicht klappen könnte. Doch als sie merkte, dass sie eindöste, machte sie ein feierliches Versprechen. »Wenn ich nach Remora zurückkehre, tue ich so bald wie möglich, was Falco wünscht – bevor Russell den Talisman noch mal in die Finger bekommt.«
Als Georgia die Augen öffnete, sah sie das Sonnenlicht durch die Lücken zwischen den Dachziegeln auf den goldenen Staub im Heuboden des Widder sickern.
Sie hörte das Scharren der Pferde auf dem Steinboden unter ihr und das Mahlen ihrer Zähne in den Futterkrippen. Sie war zurück!
Staunend sah sie das kleine Pferd in ihrer Hand an. Es war so winzig und zerbrechlich und doch hatte Russells Zerstörungswut seiner Zaubermacht nichts anhaben können.
Georgia klopfte sich das
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