Stadt der Sterne strava2
hinaufsteigen und sie öffnete die Trenntür zu Falcos Raum. Er schlief noch. Blass und erschöpft lag sein Gesicht auf seinen Kissen.
Die Tür zum nächsten Raum öffnete sich und Lucien trat ein. Er hatte dunkle Ringe unter den Augen, aber als er Georgia sah, lächelte er.
»Du hast es geschafft!«, sagte er. »Falco hat mir alles erzählt. Er fand es ganz herrlich.« Lucien reichte ihr den Silberring.
»Auch den Verkehr?«, fragte Georgia, während sie den Ring wieder anbrachte.
»Auch den Verkehr.«
Georgia setzte sich in einen Sessel. Sie war plötzlich ganz erschöpft. »Wir haben jetzt wohl zwei Wochen Zeit«, sagte sie, »wenn ich Glück habe und von Alice aus jede Nacht herkommen kann. Nach dem Rennen würde er sowieso nach Giglia zurückkehren. Und nachdem Russell meinen Talisman schon einmal kaputtgemacht hat, traue ich mich nicht, es länger als nötig aufzuschieben. Uns bleiben also zwei Wochen, um ihm alles beizubringen, was er über das Leben im einund
zwanzigsten Jahrhundert wissen muss.«
»Das schaffen wir«, sagte Lucien. »Wir machen es gemeinsam.«
Die nächsten beiden Wochen waren die hektischsten in Georgias Leben. Am nächsten Tag fuhr sie mit Alice in der Eisenbahn nach Devon. Alices Vater Paul holte sie mit seinem Landrover ab.
Er war ein netter, bärtiger Mann, freundlich und witzig. Wenn Georgia nicht die Paläste in Talia gekannt hätte, hätte sie sein Anwesen in Ehrfurcht versetzt, aber so kam es ihr normal vor. Es war ein großes Bauernhaus aus roten Ziegeln, mit Nebengebäuden und Ställen und einer Pferdekoppel. In den Ställen stand Alices Pferd, eine große braune Stute namens Trüffel.
Noch bevor sie auspackten, gingen die Mädchen sie besuchen.
»Die ist ja toll«, sagte Georgia neidisch. Es war ja schön und gut, die Pferde im Widder-Stall in Talia reiten zu dürfen, aber im richtigen Leben würde sie wohl nie ein Pferd besitzen. Und da war Alice, ein Mädchen ihres Alters, die ein eigenes Pferd hatte, das sie die ganzen Ferien über reiten konnte – und jedes Wochenende, wenn sie wollte. Der Stall hatte noch einen zweiten Bewohner. »Darf ich vorstellen? Conker«, sagte Paul. In der Box neben Trüffel stand ein Wallach, der dem remanischen Arcangelo ziemlich ähnlich war.
»Wo kommt der denn her?«, fragte Alice, die genauso überrascht war wie Georgia. »Er gehört meinem Nachbarn«, klärte Paul sie auf. »Du weißt doch, Jim Gardiner, weiter unten an der Straße. Er ist in Ferien und wollte Conker in einem Mietstall unterstellen, aber ich hab ihm angeboten auf ihn aufzupassen, wenn die Freundin meiner Tochter ihn reiten dürfte. Das hab ich doch gut gemacht, oder?
Du würdest doch gerne reiten, solange du hier bist, Georgia? Alice hat erzählt, dass du ziemlich gut bist. Glaubst du, dass du mit ihm fertig wirst?« Georgia war sprachlos vor Freude und konnte nur nicken. Das war ja wie im Himmel.
Die Mädchen gewöhnten sich einen gemütlichen Rhythmus an. Georgias Zimmer lag neben dem von Alice und zu ihrer Erleichterung fand sie heraus, dass ihre Freundin keine Frühaufsteherin war. Das bedeutete, dass Georgia nach ihrer Rückkehr aus Talia noch ein paar Stunden Schlaf bekommen konnte.
Wenn die zwei Mädchen dann morgens nach unten kamen, war Paul schon seit Stunden zu seiner Arbeit als Rechtsanwalt in die benachbarte Stadt gefahren.
Georgia und Alice machten sich ein kombiniertes Frühstück und Mittagessen aus Pfannkuchen, Obst und Eiern und dann verbrachten sie den restlichen Tag mit Reiten.
Stundenlang ritten sie mit Trüffel und Conker in die Heide, und wenn sie genug hatten, ließen sie die Pferde grasen, während sie selbst sich auf den weichen Torfboden setzten und dicke Stullen verspeisten, die sie in ihren Satteltaschen mitgebracht hatten.
Es war ein verzauberte Zeit. Die Tage waren lang und sonnig und die Mädchen erzählten sich endlos von ihren Familien. Alice berichtete von der Ehe ihrer Eltern. Sie hatten sich an der Universität kennen gelernt. Ihre Mutter, Jane, war politisch aktiv und Vorsitzende des Studentenbundes gewesen. Und keiner hatte je erwartet, dass sie sich mit Paul zusammentun würde, dem einzigen Sohn aus einer gutbürgerlichen Mittelklasse-Familie.
»Sie haben sich schon bald nach meiner Geburt getrennt«, erzählte Alice. »Und als meine Großeltern gestorben sind, ist mein Vater nach Devon zurückgezogen.
Ich kenne das Haus hier schon, solange ich denken kann.«
»Verstehen sie sich noch, deine Eltern?«, fragte
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