Stadt der Vampire
habe.«
Justus schaute Bob für einige Sekunden verwirrt an. »Äh, ja, also – eigentlich war’s das auch. Homer Diesels Geschichte kennen wir ja bereits. Ich habe alles, was den Unfall betrifft, noch einmal nachrecherchiert und kann bestätigen, was uns Josy erzählt hat.« Der Erste Detektiv sah von seinem Block auf und blickte Bob neugierig und auch ein wenig unsicher an.
»Gut!« Der dritte Detektiv biss sich zögernd auf die Lippen. »Folgendes habe ich herausgefunden. Yonderwood wurde im Jahre 1871 tatsächlich von einem rumänischen Einwanderer und Steinmetz namens Alexandru Zelea gegründet. Er dachte, es gäbe hier Gold, aber außer ein paar Nuggets wurde nie etwas gefunden, weshalb Yonderwood immer recht klein und bescheiden blieb. Interessant ist nun aber etwas anderes, nämlich der doch ziemlich seltsame Name des Ortes. Yonderwood heißt ja übersetzt so viel wie Jenseits der Wälder . Übersetzt man nun dieses Jenseits der Wälder wiederum ins Lateinische, dann ergibt das das Wort«, Bob hielt einen Moment inne und sagte dann mit bedeutungsschwerer Stimme: »Transsylvanien! Von dorther stammt Zelea, und das ist, wie wir alle wissen, auch die Heimat des Grafen – Dracula!«
Nacht des Grauens
»Graf Dracula?« Peter sprang aus seinem Sessel auf und starrte Bob entsetzt an. »Dieser … dieser Alex Dingsda, der Yonderwood gegründet hat, kommt aus derselben Gegend wie Graf Dracula?«
Bob nickte unmerklich.
»O Gott!« Peter ließ sich wieder in seinen Sessel fallen und raufte sich die Haare. »Das ist die Erklärung! Natürlich! Wahrscheinlich haben die damals seine Frau abgemurkst oder seine Kinder oder ihn selbst. Und weil dieser Typ ein Nachfahre von Dracula ist, rächt er sich jetzt auf seine Weise an den Bürgern von Yonderwood! Ja! So muss es sein! Irgendetwas Schreckliches muss damals passiert sein!«
»Jetzt mach aber mal halblang, Peter!« Justus bemühte sich, so gelassen wie möglich dreinzublicken, obwohl es auch ihm nach Bobs Erklärung zunächst einmal die Sprache verschlagen hatte. »Nicht jeder, der aus Transsylvanien stammt, ist automatisch ein Nachfahre jenes blutrünstigen Grafen, der –«
»Es beißt aber auch nicht jeder, der aus Transsylvanien kommt, anderen Leuten in den Hals!«, fiel Peter Justus ins Wort.
»… jenes blutrünstigen Grafen«, fuhr Justus unbeirrt fort, »der zudem – bitte zuhören! – nur eine Figur aus der Horrorliteratur ist. Es gab zwar im 15.Jahrhundert einen walachischen Fürsten namens Vlad T.epes¸, auch genannt Der Pfähler , weil er die Köpfe seiner besiegten Feinde immer an Pfählen aufspießen ließ –«
»Das wird ja immer besser!«, kommentierte Peter sarkastisch.
»… und dieser Fürst erhielt damals auch den Beinamen Dracula , aber das –«
»Siehst du! Den mein ich!«, unterbrach Peter Justus abermals. »Es gab eben schon einen echten Dracula, und sein Urururwasweißichenkel ist dieser Zelea! Und der geht jetzt in Yonderwood um!«
Justus sagte erst einmal nichts mehr und dachte kurz nach. Er wusste, dass Peter schwer zur Einsicht zu bringen war, wenn er sich einmal in die Idee verrannt hatte, dass irgendetwas Übernatürliches hinter den Dingen steckte. Aber auch er selbst war einigermaßen verunsichert. Die seltsamen Zusammenhänge, die sich ihnen auf einmal offenbarten, nagten zwar nicht an seiner vernünftigen Urteilskraft, hatten aber doch einen neuen Gedanken in ihm aufkommen lassen. »Also gut«, sagte er schließlich. »Ich schlage Folgendes vor. Wir fahren ja jetzt wieder zurück nach Yonderwood und beobachten das Dorf heute Nacht erneut. Aber morgen versuchen wir, so viel wie möglich über die Vergangenheit dieses Ortes herauszufinden. Vielleicht liegt des Rätsels Lösung ja tatsächlich in längst vergangenen Zeiten.«
Peter war natürlich alles andere als begeistert, dass sie jetzt, wo für ihn zweifelsfrei feststand, mit wem sie es zu tun hatten, überhaupt noch einmal nach Yonderwood zurückkehrten. Und dann sollten sie auch noch diesem leibhaftigen Vampir in der Nacht auflauern! Nachts! Zu seiner Zeit! In seinem Element!
Zwar sah der Zweite Detektiv auch ein, dass es sich nicht vermeiden ließ. Sie konnten die Bewohner nicht einfach im Stich lassen, sie mussten etwas unternehmen. Doch genau das warf für ihn ein neues Problem auf, ein Problem, das ihm auf der ganzen Fahrt nach Yonderwood unentwegt im Kopf herumging und das ihm erst jetzt so richtig bewusst wurde.
»Äh, Kollegen«, begann Peter daher,
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