Stadt, Land, Kuss
aufgehört haben«, fährt Gloria fort.
»Hat Fox-Gifford denn nie nachgefragt, wie es ihm geht?« Ich lege meine Finger an den Draht. Ugli-dog schnüffelt an ihnen und leckt sie zutraulich.
»Ich erwarte nicht, dass jemand sich nach meinen Tieren erkundigt«, antwortet Gloria. »Hätten Sie das getan?«
»Wenn er in diesem Zustand gewesen wäre, wenn ich ihn zum letzten Mal gesehen hätte, dann ja.« Als Tierärztin hätte ich mich für sein Wohl verantwortlich gefühlt.
»Ich erinnere mich nicht, dass es vorher schon einmal so schlimm war … Trotzdem kann man ein Tier doch nicht einfach einschläfern, nur weil es eine unreine Haut hat, nicht wahr?«
»Gloria, wir müssen uns ernsthaft unterhalten – so kann das hier nicht weitergehen. Ich nehme Ugli-dog mit in die Praxis, damit ich ihn gründlich untersuchen und behandeln kann. Als Erstes braucht er dringend ein Bad und etwas Futter.«
»Das können Sie nicht machen.« Sie kneift die Augen zusammen, um die Tränen zurückzuhalten. Als ich ihr zum ersten Mal begegnet bin, wirkte sie auf mich wie eine kleine, aber dennoch einschüchternde Person, doch jetzt sehe ich nur noch eine mitleiderregende alte Frau vor mir. »Sie können ihn mir doch nicht einfach wegnehmen«, jammert sie.
»Ich habe keine andere Wahl.« Ich bemühe mich, das Mitleid nicht zuzulassen. Ich kann mir vorstellen, wie es sein muss, wenn einem die Haustiere weggenommen werden – für viele Menschen sind sie wie enge Verwandte. Für manche wäre es so, als müssten sie ihre eigenen Kinder weggeben, und vermutlich ist das auch bei Gloria, die wenige Freunde zu haben scheint, der Fall.
»Maz, ich dachte, wenigstens Sie würden mich verstehen. Ich dachte, Sie lieben Tiere.«
»Das tue ich, und genau deshalb kann ich nicht tatenlos zusehen, wie alles noch schlimmer wird.«
»Sie wollen sie mir alle wegnehmen, habe ich recht? Aber ich werde sie nicht gehen lassen«, sagt Gloria und drängt sich zwischen mich und Ugli-dog. »Nur über meine Leiche.«
»Das Einzige, was ich heute tun werde, ist, Ugli-dog mitzunehmen, um ihn zu behandeln. Außerdem werde ich Fifi anrufen, damit sie Ihnen Hilfe schickt«, sage ich mit fester Stimme. »Sie brauchen jemanden, der Ihnen hilft, das Dach zu reparieren, die Hunde auszuführen und hier drinnen sauber zu machen.«
Gloria öffnet den Mund, um zu widersprechen, aber ich komme ihr zuvor.
»Gloria, Sie sind eine intelligente Frau. Sie müssen doch einsehen, dass Sie es nicht mehr schaffen.«
Sie starrt mich an. Stumm. Gedemütigt. Geschlagen. Ehrlich gesagt würde ich sie in diesem Zustand lieber nicht allein lassen.
»Gibt es jemanden, der herkommen und Ihnen etwas Gesellschaft leisten kann?«
»Es ist niemand mehr übrig«, antwortet sie kraftlos. »Ich habe nur noch meine Tiere.«
»Kommen Sie, ich helfe Ihnen, sie zu füttern und hier drinnen ein wenig sauber zu machen, und morgen komme ich wieder.« Ich strecke die Hand aus, doch sie schreckt vor meiner Berührung zurück. »Ich verspreche Ihnen, dass alles wieder in Ordnung kommt.« Bevor ich gehe, lasse ich mein Stethoskop liegen, aber diesmal mit Absicht.
»Sie waren stundenlang weg«, sagt Izzy, als ich mit Ugli-dog im Schlepptau ins Otter House zurückkomme. Ich habe ihn im Fußraum auf der Beifahrerseite mitgenommen, und es schien ihm nichts auszumachen.
Izzy mustert den Hund. »Wen haben wir denn da?«
»Eine kleine Krise, würde ich sagen. Ich mache eine Biopsie und nehme ein paar Haut-, Haar- und Blutproben, und anschließend braucht er ein Bad.« Ugli-dog wackelt mit seinem Stummelschwanz. »Und ich auch. Ich stinke.«
Während ich von Ugli-dogs angeschwollenen, verkrusteten Ohren, seinem fettigen, fleckigen Rücken und dem roten, wundgescheuerten Gewebe zwischen seinen Zehen Hautproben nehme, schildere ich Izzy die Zustände in Glorias Tierasyl.
»Ginge habe ich nicht einmal zu Gesicht bekommen. Gloria sagt, er sei immer draußen auf den Feldern, was bedeutet, dass er seine Medizin nur bekommt, wenn er bei ihr auftaucht. Und dann gibt sie ihm mehrere Tabletten auf einmal, um die verpasste Ration nachzuholen. Ich kann mir nicht vorstellen, wie er so jemals wieder gesund werden soll.«
»Was haben Sie denn jetzt vor?« Izzy holt das Mikroskop aus dem Schrank unter der Arbeitsplatte und stellt es auf. »Ich kann Andrea, unsere örtliche Tierschutzinspektorin, anrufen, wenn Sie wollen.«
»Nein, noch nicht. Ich will erst mit Fifi reden.« Das Gespräch könnte etwas unangenehm
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