Stadt, Land, Kuss
aufgegliedert, also brauche ich nur einzutippen, was ich gemacht habe, Enter zu drücken und abzuwarten. So weit die Theorie.
Der Bildschirm flackert und wird schwarz, dann öffnet sich eine Fehlermeldung:
Schwerer Ausnahmefehler bei Adresse 00000xxxt2zzx
»Das hat ihm wohl nicht gefallen, was?«, bemerkt Lynsey.
Ich nehme sie und die Jungs mit nach draußen an den Empfang, um herauszufinden, was passiert ist.
»Ich habe nichts angefasst, Maz.« Völlig außer sich steht Frances da. »Wirklich nicht.«
»Können Sie ihn nicht einfach neu starten?«
Frances setzt ihre Brille zurück auf die Nasenspitze, stützt sich mit den Handflächen auf der Tischplatte ab und beäugt argwöhnisch die Tastatur.
»Versuchen Sie es mit dem Einschaltknopf«, schlage ich vor. »Schalten Sie ihn aus und dann wieder ein.«
»Sind Sie sicher?«
»Nein, aber ich wüsste nicht, was wir sonst tun sollen, und Lynsey wartet auf ihre Rechnung.« Ich zögere. »Emma hat doch gesagt, Sie kennen sich mit Computern aus.«
»Beim Googeln nehme ich es mit jedem auf, von der Hardware sollte ich dagegen beim alten Mr Fox-Gifford die Finger lassen. ›Frances‹, sagte er immer, ›wagen Sie es ja nicht, die Geräte anzufassen.‹«
»Schon gut, dann bitte ich Nigel, sich später darum zu kümmern.« Ich sage Lynsey, dass wir ihr die Rechnung zuschicken werden.
»Fantastisch«, antwortet sie. »Ich bin diese Woche ohnehin etwas knapp bei Kasse, da kommt mir ein kleiner Aufschub gerade recht.«
Ich helfe ihr, Cadbury und die Jungs in dem Land Rover zu verstauen, der vor der Tür steht. Nicht gerade ein erfolgreicher Start. Bis jetzt habe ich kein Geld verdient, kaum Patienten zu Gesicht bekommen, und der Computer ist abgestürzt. Die Praxis meiner besten Freundin zu leiten erweist sich als schwieriger, als ich mir vorgestellt hatte.
Ich vermisse Crossways, die beruhigenden Geräusche der Stadt, das unaufhörliche Rauschen des Verkehrs, die Jets, die in Heathrow starten und landen, das Rumpeln und das Surren der Züge. Und nachts ist es hier im Otter House sogar noch stiller als tagsüber. Man kann das Haus atmen hören: das Knarren einer Tür, die sich im Obergeschoss in ihren Angeln bewegt, das regelmäßige Anspringen des Heißwasserboilers und das hohe Summen der Tiefkühltruhe (für die Tierkadaver, nicht Emmas Ben & Jerry’s).
Um etwas Gesellschaft zu haben, schalte ich das Radio ein. Nachdem ich noch einmal nach Freddie gesehen habe, der in seinem Käfig unter der Treppe liegt, renne ich hastig zurück nach oben in die Wohnung und erwische gerade noch rechtzeitig mein Handy, das, unter einer Ausgabe der Vet News versteckt, die Titelmelodie von Casualty dudelt, die eine der Tierarzthelferinnen in Crossways mir aus Spaß heruntergeladen hat.
Es ist Emma.
»Hallo, wie läuft’s?«, fragt sie.
»Wo bist du?«
»In Dubai …«, antwortet sie, und ich erinnere mich, dass Ben und sie dort einen befreundeten Kollegen von ihm besuchen wollten. »Ist alles in Ordnung? Hast du daran gedacht, Miff zu füttern?«
»Ja, natürlich. Ich bin sogar noch vor der Morgensprechstunde mit ihr Gassi gegangen.« Ich erzähle Emma von dem Mann auf dem Pferd, verschweige aber den Graben. Außerdem unterschlage ich die Tatsache, dass Miff aus ihrem Halsband geschlüpft ist, und die schlammigen Pfotenabdrücke, die sie beim Heimkommen auf dem Teppich in der Wohnung hinterlassen hat. »Er hat sich unmöglich aufgeführt. Wer zum Teufel glaubt der eigentlich, dass er ist«, schimpfe ich.
»Ein Geschenk Gottes an die Menschheit«, entgegnet Emma. »Das muss Alex gewesen sein, der Sohn des alten Fox-Gifford.«
»Vom Talyton Manor? Der anderen Praxis? Er ist einer der Tierärzte?« Ich atme tief ein. »Er sagte, sein Vater hätte mich und den Hund erschießen lassen, wenn er uns erwischt hätte!«
»Zuzutrauen wäre es ihm«, meint Emma. »Ich habe dir doch gesagt, die Fox-Giffords verhalten sich nicht wie normale Menschen. Sie sind wie die Triaden von Talyton St. George. Oh, ich hoffe nur, sie machen dir keinen Ärger.«
»Mach dir keine Sorgen, Emma – du sollst dich doch entspannen. Ich schaffe das schon. Es ist so ruhig hier, das wird ein Kinderspiel.«
»Ruhig?«, fragt sie und klingt dabei ein wenig gekränkt.
»Ich meine, ruhig, verglichen mit Crossways«, ergänze ich rasch, denn ich will sie nicht verletzen, obwohl ich mich schon gefragt habe, wie um Himmels willen sie mit dieser Praxis ihren Lebensunterhalt bestreiten kann.
»Du hast ja
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