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Stadt, Land, Kuss

Stadt, Land, Kuss

Titel: Stadt, Land, Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Woodman
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fasse es nicht, dass sie es gewagt hat, eine ihrer Katzen hierherzubringen. Sie hat dem alten Fox-Gifford geholfen, Unterschriften gegen Emmas Praxiseröffnung zu sammeln. Emma hat ihr verziehen – Sie kennen sie ja, sie ist viel zu gut für diese Welt –, aber ich nicht.«
    »Cheryl kann von Glück sagen, dass sie keinen Erfolg hatte«, bemerke ich. »Wo haben Sie eigentlich früher gearbeitet, Izzy?«
    »In Talymouth, und davor in einer Praxis in Exeter.«
    »Also immer hier in der Nähe.«
    »Ich würde nirgendwo anders leben wollen.« Izzy lächelt. »Warten Sie nur ab. Wenn Sie erst ein paar Monate hier sind, werden Sie feststellen, dass Sie nie wieder wegwollen.«
    »Das bezweifle ich.« Für meinen Geschmack ist es hier zu still, zu einsam und viel zu schlammig. »Ach übrigens, ich habe ein paar Plastiksäcke mit hereingebracht, als ich angekommen bin. Haben Sie sie vielleicht irgendwo gesehen? Ich dachte, ich hätte sie im Personalraum stehen lassen.«
    »Wie sahen sie denn aus?«
    »Gelb.«
    »Ach, der Praxisabfall, der ist heute Morgen abgeholt worden.« Izzy wirft einen Blick auf die Uhr, die sie an ihrer Brust festgesteckt hat. »Pünktlich um acht Uhr.«
    »Alles?«, frage ich entsetzt.
    »Natürlich.«
    »Aber das waren meine Sachen – meine Kleider, meine Schuhe, mein iPod. Haben Sie die Aufkleber nicht gesehen?«
    »Vorsicht radioaktive Strahlung? Ich dachte, das wäre Ihre Art von Humor.«
    »Nicht meiner. Das verstehen meine ehemaligen Kollegen unter einem lustigen Abschiedsgruß.«
    »Das hätten Sie uns sagen sollen«, sagt Izzy betreten.
    »Ach, was soll’s. Jetzt habe ich wenigstens eine Entschuldigung dafür, mir eine komplette neue Garderobe zu kaufen, wenn ich das nächste Mal in London bin.«
    »Dafür brauchen Sie nicht extra nach London zu fahren. Es gibt wirklich schöne Sachen im Gartencenter.«
    »Was denn, Regenmäntel und Gartenhandschuhe? Das ist nicht ganz mein Stil, fürchte ich«, entgegne ich lächelnd. »Hier, ein Kätzchen gefällig?«
    Nach einer Stunde ist Saffy aus der Narkose aufgewacht, und ihre Zeiten als Zuchtkatze liegen hinter ihr. Wir haben drei Junge geholt. Nur ein kleines cremefarbenes hat überlebt und trinkt, während Saffy eifrig sein Fell leckt, bis es in winzigen verklebten Stacheln zu Berge steht.
    Es ist unglaublich niedlich. Ich liebe kleine Kätzchen.
    Ich muss ungefähr zwölf Jahre alt gewesen sein, als ich einen ganzen Wurf Katzenbabys im Treppenhaus des Wohnblocks in Battersea fand, wo ich mit meinen Eltern und meinem jüngeren Bruder lebte. Sie sahen aus wie der albtraumhafte Rattenkönig aus einem der Gedichte meines Vaters, ein Knäuel aus verhedderten Schwänzen und winzigen Körpern. Doch sie wanden und schlängelten sich nicht. Sie bewegten sich überhaupt nicht.
    Ich weinte damals nie, aber als ich mir vorstellte, was sie durchgemacht haben mussten und wie sehr sie gelitten hatten, schnürte sich meine Kehle zusammen und meine Augen begannen zu brennen. Während ich neben ihnen niederkniete, fiel eine Träne auf das Gesicht eines der Kätzchen und lief ihm ins Ohr. Es schüttelte den Kopf und öffnete das Maul, wie ein kurzes rosafarbenes Zwinkern. Es war als einziges noch am Leben.
    »Dem wäre am besten mit einem kräftigen Schlag auf den Kopf geholfen.« Mein Vater saß in einer nach Alkohol und Zigarettenrauch riechenden Donkeyjacke am Küchentisch und sah nicht einmal richtig hin, als ich es unter meinem Pullover hervorzog, um es ihm zu zeigen. Er griff nach der Flasche, die vor ihm stand, und füllte sein Glas wieder auf. »Erlöse es von seinem Leid, Amanda.«
    »Du könntest mich von meinem Leid erlösen, indem du rausgehst und dir einen verdammten Job suchst«, mischte sich meine Mutter vom Spülbecken her ein, wo sie in ihren knallbunten Gummihandschuhen bis zu den Ellbogen im Schaum steckte. Sie war erst dreißig, denn sie hatte mich früh bekommen. Ihr Gesicht war von häufigen Besuchen im Sonnenstudio gegerbt, ihr Haar zu blonden Löckchen gekräuselt, und die Träger ihres BHs hingen unter der ärmellosen Bluse auf ihre starken, sehnigen Arme herab, denen man ansah, dass sie körperliche Arbeit gewohnt war.
    »Ich arbeite immer, auch wenn ich hiersitze.« Mein Vater war zehn Jahre älter als sie, er hatte ein hageres Gesicht und von Krähenfüßen eingerahmte leuchtend blaue Augen. Er leerte sein Glas in einem Zug und stellte es mit einem Knall zurück auf die Tischplatte. »Vor allem, wenn ich hiersitze.«
    »Kann Pat dir

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