Stadt, Land, Kuss
Packung aufgebraucht ist, und entlasse Ginge in einem geliehenen Drahtkorb nach Hause. Nachdem Gloria fort ist, prüfe ich ihre Einträge im Computer und bitte Izzy, die alten Unterlagen von Talyton Manor herauszusuchen, weil ich versuchen will herauszufinden, wie viele Tiere sie in ihrer Obhut hat. Ich weiß nicht, was ich von ihr halten soll. Wenn Gloria ihre Haustiere tatsächlich so sehr liebt, wie sie behauptet, warum hat sie dann so lange gewartet, ehe sie Ginge hierhergebracht hat? Sie muss doch gesehen haben, wie krank er ist, so viel Gewicht hat er nicht über Nacht verloren.
»Die Unterlagen sind nicht sehr aufschlussreich, fürchte ich«, sagt Izzy, als sie sie mir gibt. Glorias Tiere sind nur als »Hund« oder »Katze« aufgeführt, sodass man nicht erkennen kann, um wie viele es sich insgesamt handelt. Es überrascht mich nicht, dass die Seiten mit roten »Nicht bezahlt«-Stempeln übersät sind. »Zwischenzeitlich hatte sie vierzig oder fünfzig Tiere im Buttercross Cottage.« Izzy sieht mich an. »Natürlich nicht alle im Haus. Der Tierschutzverein hat Geld gesammelt, um im Garten ein Katzenhaus und einen Zwingerbereich für die Hunde zu bauen. Sie nannten es die ›Zuflucht‹, und Gloria betrieb es zusammen mit Fifi Greens Freiwilligen. «
»Gloria und Fifi haben sich bei der Landwirtschaftsschau gestritten«, erzähle ich ihr, erfreut darüber, dass sie durch unser gemeinsames Bemühen um Ginge mir gegenüber ein wenig aufgetaut zu sein scheint. »Der Tierschutzverein hat ihr die Unterstützung entzogen – und ich vermute, die war nicht nur praktischer, sondern auch finanzieller Natur.«
»Die beiden sind nie gut miteinander ausgekommen«, bemerkt Izzy. »Fifi hatte eine Affäre mit Glorias Mann – das ist schon Jahre her, und sie war viel jünger als er. Ganz Talyton hat sich damals das Maul darüber zerrissen. «
»Ich wusste gar nicht, dass Gloria verheiratet ist.«
»Sie ist Witwe. Ihr Mann ist an einem Schlaganfall gestorben, glaube ich. Er war Anwalt, eine große Nummer in der Stadt. Gloria sieht vielleicht so aus, als hätte sie keinen lumpigen Penny, aber in Wahrheit ist sie stinkreich. «
So etwas würde mich nicht wundern. Einmal habe ich einer älteren Frau angeboten, sie und ihren Pekinesen von einer Wohlfahrtsklinik zum großen Krankenhaus mitzunehmen, ehe sich herausstellte, dass ihr Chauffeur den Bentley in einer Parallelstraße geparkt hatte. Trotzdem ist mir nicht wohl bei der Sache. Selbst wenn Gloria es schafft, sich um sich selbst und ihre Tiere zu kümmern, bedeutet das noch lange nicht, dass sie notfalls in der Lage wäre, einer halbwilden Katze Tabletten zu verabreichen. Ich nehme mir vor, ein wachsames Auge auf Ginges Fortschritte zu haben.
»Wenn Sie mich jetzt nicht brauchen, bade ich Freddie kurz«, meint Izzy. »Ich bringe ihn heute Abend zu Chris auf den Hof. Das habe ich Ihnen noch gar nicht erzählt, oder? Chris ist einverstanden, ihm ein neues Zuhause zu geben. Und einen Job«, fügt sie glucksend hinzu. »Freddie wird Hütehund.« Doch plötzlich sieht sie traurig aus.
»Das ist ja großartig, aber Sie werden ihn vermissen, habe ich recht?«
»Schon. Allerdings hat Chris gesagt, dass ich ihn besuchen kann, sooft ich will«, antwortet Izzy, während sie Freddie aus dem Käfig nimmt und ihn liebevoll an ihre Brust drückt. Er leckt ihr über die Nase und wedelt mit dem Schwanz.
»Ich glaube, er mag Sie.«
Izzy verzieht das Gesicht, hält Freddie auf Armeslänge von sich weg und blickt auf die dunklen Flecken auf ihrem Praxisoberteil. »Dann hat er aber eine seltsame Art, das zu zeigen – er hat mich gerade angepinkelt. «
»Sie wissen ganz genau, dass ich von Chris rede.« Izzys Gesicht verfärbt sich tiefrosa. »Ich habe doch gesehen, wie er Sie am Samstag angesehen hat.«
»Nein. Ganz bestimmt nicht.« Sie kuschelt Freddie wieder an sich.
»Und Sie mögen ihn auch, nicht wahr? Ist ja auch nachvollziehbar. Ich meine, diese straffen Schafzüchtermuskeln, vermutlich ein hübsches Stück Land … das ist nicht zu verachten.«
Izzy kichert, doch dann wird sie ernst. »Glauben Sie wirklich, dass er mich mag? Ich meine … ich dachte immer … na ja, ich sehe ihn nicht so oft. Er hat viel Arbeit auf seinem Hof, und ich bin immer hier im Otter House.«
Ich beobachte Freddie. Sein Kopf liegt an Izzys Brust, und sie krault mit einem Daumen sein Ohr. Wenn er eine Katze wäre, würde er jetzt schnurren. Um Izzys willen hoffe ich, es stimmt, dass Tiere Menschen
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