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Stadtfeind Nr.1

Stadtfeind Nr.1

Titel: Stadtfeind Nr.1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Tropper
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die so lange in meinem Leben fehlten, auf göttliche Weise wiederhergestellt. Dem Tod ein Schnippchen zu schlagen ist ein Meilenstein, denke ich, ein Sprungbrett für ungeahnte Möglichkeiten. Dann steigt mir das dicke, brackige Wasser, das ich geschluckt habe, hinten in der Kehle hoch, und ich übergebe mich gründlich, wobei mein Körper von Krämpfen geschüttelt wird, die unvermindert anhalten, selbst nachdem mein Inneres von dem letzten Tropfen Flüssigkeit gereinigt ist. Am Rand des Wassers sinke ich auf dem abgestorbenen, bräunlichen Gras in die Knie und taumele dann auf die Seite.
    Hier falle ich augenblicklich in einen zitternden Zustand des Halbbewusstseins, nachdem meine Euphorie von vorhin völlig verschwunden ist.
    Eine unbestimmte Zeitspanne verstreicht, bevor mich ein Paar Hände auf den Rücken rollt und ich die Augen aufschlage und einen von Jareds Freunden sehe, der voller Neugier auf mich hinuntersieht. »Mr. Goffman?«, sagt er.
    »Mikey, richtig?«, grunze ich.
    »Richtig.«
    »Was machst du denn hier?«
    Ein zischendes Geräusch ertönt, und dann ein leiser Knall, und Mikey taumelt einen Schritt nach hinten, und ein Klecks roter Farbe spritzt über sein Sweatshirt. »Ach, Scheiße«, sagt Mikey.
    Ich lebe, denke ich lächelnd, während ich das Bewusstsein verliere.

35
    Wayne betrachtet wieder seine Finger. Er hält sie sich vors Gesicht, biegt und streckt sie, öffnet und schließt sie, drückt die ausgedörrten Fingerkuppen aneinander. Er ist hingerissen von den verschiedenen Teilen seines Körpers, fasziniert von ihrer ungehinderten Funktionalität, die seinem drohenden Tod ins Gesicht zu lachen scheint. »Es ist einfach eine solche Verschwendung«, sagt er zu mir, ohne den Blick von seinen Händen abzuwenden, als ich die Wohnzimmernische meines Vaters betrete, die Carly und ich in ein Schlafzimmer für Wayne umgewandelt haben. »Sie sind immer noch so ... fähig.«
    Ich reibe mir den letzten Rest Schlaf aus den Augen und setze mich auf die Kante seines Krankenhausbettes, das gestern in einem großen Umzugswagen eingetroffen ist, zusammen mit all den anderen Ausrüstungsgegenständen, die Owen geschickt hat. In typischer Owen-Manier ist mein Agent weit übers Ziel hinausgeschossen und hat genug Ausrüstung geschickt, um ein kleines Krankenhaus auszustatten.
    »Sieh dir das an«, sagt Wayne, hebt seine Decke hoch und späht darunter. »Ich habe einen Ständer, mein Gott.«
    »Hmm. Eine Erektion und eine völlig gesunde Hand, die nichts zu tun hat. Vielleicht sollte ich euch beide eine Weile allein lassen.«
    Wayne lehnt sich in sein Kissen zurück, grinst und gewährt mir so einen Blick auf sein schwarzes, verrottetes Zahnfleisch, aus dem die schleimfarbigen Zähne hervorragen wie Kies in einer Auffahrt. Alles an Wayne stirbt schnell, aber sein Mund scheint die Führung übernommen zu haben. »Meine Mutter hat zu mir gesagt, es sei medizinisch erwiesen, dass Wichsen zur Erblindung führen könnte«, sagt Wayne.
    »Es ist schön, dass ihr beide so offen über Sex reden konntet.«
    »Ja, nicht wahr? Und wie sahen die Ansichten von Mr. Goffman Senior über Masturbation aus?«
    »Er sagte, wenn ich meine Laken schmutzig mache, muss ich meine Wasche selbst erledigen.«
    Wayne lächelt und widmet sich wieder der besessenen Betrachtung seiner Finger. »Es ist einfach eine solche Verschwendung«, wiederholt er traurig.
    Es klopft an der Tür, und Fabia, die stämmige jamaikanische Krankenschwester, die ebenfalls durch Owens Vermittlung gekommen ist, tritt leise ins Zimmer und beginnt, für Wayne ein paar Pillen vorzubereiten. »Ich muss Sie jetzt baden«, sagt sie mit ihrer kräftigen, melodischen Stimme, ihr tägliches Stichwort für mich, das Zimmer zu verlassen.
    »Wo ist Carly?«, fragt mich Wayne.
    »Schläft noch.«
    »In wessen Bett?«
    Ich schüttele den Kopf über ihn, während ich zur Tür gehe. »Sie ist in Brads altem Zimmer.«
    Und Wayne schüttelt den Kopf über mich. »Joseph, Joseph«, seufzt er. »Du bringst mich noch um.«
    An der Tür halte ich einen Augenblick inne, und wir sehen uns ernst an, während sich die Ironie seiner Wortwahl allmählich in dem Zimmer um uns herum auflöst. »Wir sehen uns später«, sage ich heiser und verlasse das Zimmer.

    Am Tag nach meinem schmachvollen Trip über die Wasserfälle des Bush River, den ich wie durch ein Wunder unversehrt überstanden habe, haben Carly und ich Wayne ins Haus meines Vaters verlegt. Mrs. Hargrove funkelte uns die ganze

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