Stadtgeschichten - 01 - Stadtgeschichten
Pläne für das Grove Play besprochen.« Er versuchte, ungezwungen zu klingen, doch Frannie war schon zu sehr hinüber, um seine Bemühung noch würdigen zu können.
»’ne Menge Arbeit, was?«
»Wir haben nachher noch was getrunken. Du weißt ja, wie das so geht.«
Frannie nickte und unterdrückte einen Hickser. Sie wußte zweifelsohne, wie das so ging.
Edgar wechselte das Thema. »Und du? Hattest du einen schönen Tag?« Er redete mit ihr wie ein bemühter Vater mit einem kleinen Kind. Was war bloß aus dem zauberhaften jungen Mädchen geworden, das mal wie Veronica Lake ausgesehen hatte?
»Ich war mit Helen und Gladys zu Mittag in diesem entzückenden Restaurant an der Polk Street … im Pavilion. Danach habe ich eine Keramikente gekauft. Ganz was Feines. Vielleicht ist es auch eine Gans. Eigentlich ist sie wohl als Suppenterrine gedacht, aber ich habe mir überlegt, daß sie in deinem Arbeitszimmer mit ein bißchen Efeu drin ganz hinreißend aussehen würde.«
»Sehr schön.«
»Auuußerdem … war ich am Nachmittag beim Treffen meiner Opera Guild, und dort habe ich eine ganz wunderbare Neuigkeit erfahren. Was glaubst du, was es ist?«
»Ich habe keine Ahnung.« O Gott, wie er dieses Spiel haßte!
»Mach doch. Nur ein klitzekurzes Ratespielchen.«
»Frannie, ich bin seit heute früh auf den Beinen …«
»Llliebst du mich denn kein bißchen?«
»Himmelherrgott noch mal!«
»Ach so, schon kapiert! Wenn du bloß den Miesepeter spielen willst … Rate mal, wer in der Stadt ist!«
»Wer?«
Frannie hielt die Spannung so lange wie möglich aufrecht, drapierte erst mal ihren Körper auf dem Sofa um und rückte ihre Perücke zurecht. Sie braucht Zuwendung, dachte Edgar. Von dir hat sie schon lange keine mehr bekommen.
»Die Huxtables«, sagte Frannie schließlich.
»Die wer?«
»Also wirklich, Edgar. Nigel Huxtable. Der Dirigent. Seine Frau ist Nora Cunningham.«
»Ich erinnere mich dunkel.«
»Du hast die ganze Aida mit den beiden verschlafen.«
»Ja. Ein wunderbarer Abend.«
»Sie sind wegen einer Benefizveranstaltung für Kurt Adler hier. Es weiß praktisch niemand, daß die beiden im Mark wohnen … Und wir werden ihnen zu Ehren eine Party geben!«
»Ach ja?«
»Freust du dich denn gar nicht?«
»Wir hatten gerade letzten Monat eine Party, Frannie.«
»Aber das ist ein richtiger Coup, Edgar! Die Farnsworths werden platzen vor Neid. Viola hat sich jetzt zwei Monate lang diebisch gefreut, weil sie meint, daß sie mit diesem lächerlichen kleinen Barbecue, das sie für Baryschnikow gegeben hat, allen anderen eins ausgewischt hat.«
»An die Party kann ich mich gar nicht mehr erinnern.«
»Und ob du dich erinnern kannst. Sie hat diese schäbigen russischen Kellner aus einem Lokal an der Clement Street angeheuert, die dann Russisches Dressing und Russischen Tee serviert haben, und bei Baryschnikows Ankunft hat der Organist das Lara-Thema aus Doktor Schiwago gespielt. Es war so schauerlich, daß ich gar keine Worte dafür finde!«
»Das waren doch gerade eine ganze Menge.«
»Edgar … neben den Huxtables verkommt Baryschnikow zu einer Witzfigur wie … Barney Google. Und ich weiß, daß ich sie kriegen kann, Liebling.«
»Frannie, ich glaube aber nicht, daß ich …«
»Bitte … Ich habe mich auch nicht beklagt, als du mir verboten hast, Truman Capote oder Giancarlo Giannini einzuladen.«
Edgar drehte sich zur Seite. Er konnte es nicht mitansehen, wenn Frannie das gleiche bemitleidenswerte Clownsgesicht zog wie Emmett Kelly. »In Ordnung, dann versuch’s halt. Und laß es nicht zu teuer werden, ja?«
Emma machte ihm ein Stück übriggebliebene Quiche warm. Er aß in seinem Arbeitszimmer und blätterte dabei das neue Buch durch, das er bestellt hatte: Death as a Fact of Life.
»Was liest du denn da, Liebling?« Frannie lehnte am Türrahmen.
Er schlug das Buch zu. »Konsumentenforschung. Langweiliges Zeug.«
»Kommst du ins Bett?«
»Ja gleich, Frannie.«
Als er ins Schlafzimmer kam, lag sie wie tot im Bett und schnarchte.
Begegnung im Park
Edgar meldete sich über die Gegensprechanlage bei Mary Ann.
»Ich brauche so schnell wie möglich das Drehbuch für Adorable. Ich glaube, ein Exemplar ist bei Beauchamp.«
»Der ist gerade außer Haus, Mr. Halcyon.«
»Dann fragen Sie mal bei Mona nach.«
»Ich glaube nicht, daß sie …«
»Fragen Sie bei ihr nach, verdammt noch mal! Irgendwer muß doch eines haben!«
Sobald Mary Ann sich auf den Weg gemacht hatte, wählte Edgar die
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