Stadtgeschichten - 04 - Tollivers Reisen
euch was Tolles von mir erzählen können.«
»Und das hier ist es jetzt, ja?« Er kniff ungläubig die Augen zusammen.
»Was?«
»Die Heirat mit … Prinz Tittenring?«
Sie war empört und zugleich erleichtert. »Nein«, sagte sie ruhig. »Ich hatte nicht vor, es publik zu machen.«
»Hattest du vor, es mir zu sagen?«
»Ja.«
»Wann?«
»Jetzt.« Sie lächelte matt. »Bißchen spät, hm?«
Er wandte sich ab und schaute wieder hinaus. Wilfred hatte den Pavillon erreicht und war jetzt nur noch ein gelber Tupfer unter dem hohen kegelförmigen Dach. »In mehr als einer Hinsicht«, sagte er.
»Es hat gar nichts zu bedeuten«, meinte sie.
»Was?«
»Die Heirat. Das ist bloß ein Arrangement, um die Einwanderungsbehörde ruhigzustellen, damit Teddy eine Arbeitserlaubnis kriegt …«
»Und in San Francisco mit seinem Schniedelwutz rumwedeln kann.«
»Das war nie das Thema«, sagte Mona.
Er starrte sie fassungslos an. »Wie ist es dazu gekommen? Ich meine … seit wann ist das in der Mache?«
»Seit drei Wochen oder so. Nicht lange.«
»Habt ihr euch hier kennengelernt oder in Seattle?«
»Weder noch. Es lief über … ’ne Art Agentur in Seattle.«
»Eine Agentur?« Er spuckte das Wort förmlich aus. »Agentur für was? Bräute aus dem Katalog?«
»Ja«, sagte sie ungerührt. »Genau das.«
Er schnaubte gehässig. »Weiß das hier jemand?«
Sie mußte an diese Fabia denken, die im Moment knipsend durchs Haus lief. »Na klar«, sagte sie. »Es scheint das am schlechtesten gehütete Geheimnis von Easley zu sein.«
»Typisch«, sagte er. »Ich bin immer der letzte, der was erfährt.«
Seine Nörgelei ging ihr auf die Nerven. »Du solltest es gar nicht erfahren, Mouse. Du solltest überhaupt nicht hier sein.«
»Wann geht’s denn über die Bühne?«
»Heut abend. In der Kapelle.«
»Reizend.«
»Nur die Familie. Und ein paar Freunde.«
»Keine Sorge, ich halt mich raus.«
»Das hab ich nicht gemeint.« Sie empfand sein Angebot trotzdem als Erleichterung. Die ganze Veranstaltung war ohnehin schon peinlich genug. »Es hat wirklich nichts weiter zu bedeuten«, fügte sie hinzu. »Es wird andauernd geheiratet, um irgendwelchen Leuten die Einwanderung zu erleichtern. Es ist einfach was rein Geschäftliches.«
»Wieviel?«
»Was?«
»Wieviel zahlt er dir?«
»Ach so … fünftausend.«
»Nicht schlecht.«
»Tja«, sagte sie nicht ohne Stolz, »normalerweise sind’s bloß tausend oder so, aber das war ein spezieller Fall, und mir haben sie zugetraut, daß ich damit klarkomme.« Sie mußte sich eingestehen, daß die Geschichte nicht genug hergab, um damit anzugeben. »Die Agentur kriegt natürlich zehn Prozent. Wie jede Agentur. Jedenfalls ist es … für alle Beteiligten ein fairer Preis.«
»Klar«, gab er zurück, »Hochzeit mit zwei Ringen.«
Sie begriff nicht gleich.
Er zwickte sich in eine seiner Brustwarzen.
»Oh.« Sie lachte verlegen und versuchte, mit einem eigenen Witz zu kontern. Das war vielleicht die einzige Rettung aus dieser verfahrenen Situation. »Ja, ich hab ihm gesagt, die Immigration kann er sowieso vergessen … er kommt gar nicht erst durch den Metalldetektor.«
Sein mürrischer Ausdruck blieb unverändert.
Sie musterte ihn einen Augenblick, dann stand sie auf, ging zum Büffet und stellte sein Frühstücksgeschirr aufs Tablett. »In zwei Tagen fliege ich nach Seattle zurück«, sagte sie. »Ich hatte einen netten kleinen Urlaub … und hab ganz schön Geld verdient. Und allen ist gedient. Tu bloß nicht so, als hätt ich mir was vorzuwerfen, Mouse.«
»Es ist auf deinem Mist gewachsen«, sagte er, »nicht auf meinem.«
Sie knallte das Marmeladenglas aufs Tablett. »Scheiße! Seit wann bist du so ein überheblicher Arsch?«
Er antwortete nicht gleich. »Du hast keine Ahnung, was ich bin«, sagte er ruhig. »Du hast vor lauter Weglaufen keine Zeit gehabt, es rauszufinden.«
»Mouse …«
»Was willst du überhaupt von mir?«
»Wieso?«
»Warum erzählst du mir das jetzt? Was willst du von mir hören? Herzlichen Glückwunsch zu einer lukrativen, aber bedeutungslosen Heirat?«
Sie nahm das Tablett und ging zur Tür. »Wahrscheinlich hab ich gehofft, daß du mir deinen Segen gibst. Weiß auch nicht, warum. Ich weiß nicht mal, warum ich überhaupt mit dir rede.«
»Wenn du je eine richtige Bindung …«
»Ach leck mich doch, Mouse! Laß mich bloß in Ruhe. Das hab ich nicht nötig. Seit wann verstehst du denn was von Bindungen. Du und Jon und eure popelige
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