Staerker noch als Leidenschaft
„Tatsache ist doch wohl, dass du ein Kind genauso wenig willst wie ich. Eine solche Verantwortung würde dich nur stören. Obwohl … du könntest dieser Verantwortung natürlich immer den Rücken kehren und es mir überlassen, mit den Konsequenzen unserer … Freuden klarzukommen.“
Wieso klang sie plötzlich so verbittert?
Die Verärgerung über die erzwungene Verzögerung war plötzlich vergessen. „Ich habe mich noch nie vor meiner Verantwortung gedrückt, Nicole.“ Die Familienschuld, die er beglichen hatte, war ihm noch gut in Erinnerung. „Auch habe ich dir nicht den Rücken zugekehrt. Du warst es, die mich verlassen hat.“
„Nachdem du mir tausend Türen vor der Nase zugeschlagen hast. Nur die Schlafzimmertür, die blieb offen. Aber lassen wir das lieber, Quin. Es geht um das Jetzt, und da brauche ich keine Souvenirs, weder Schmetterlinge noch Babys. Deshalb habe ich auch Kondome mitgebracht, für den Fall, dass du keine vorrätig hast.“
Das wilde Verlangen war vorerst abgekühlt, aber es bestand keine Eile, vor ihnen lag noch die ganze Nacht. Und andere Intimitäten hatten auch ihren Reiz. Quin rollte sich neben Nicole und legte den Arm unter den Kopf.
„Soll ich sie holen?“
„Ja, mach nur. Damit wir vorbereitet sind, sollte ich je wieder in Schwung kommen“, meinte er ironisch.
Nicole stützte sich auf einen Ellbogen und warf einen Blick auf seine Lenden. „Tut mir wirklich leid, Quin, ich hätte vorher etwas sagen sollen. Das war keine Absicht.“
Herausfordernd hob er eine Augenbraue. „Hattest deinen Kopf wohl woanders, was?“ Sie presste nur die Lippen zusammen. Nicole wollte auf keinen Fall zugeben, dass die Begierde auch sie überrollt hatte. Aber Quin zweifelte so oder so nicht daran. „Deine Tasche steht nebenan im Bad.“ Er deutete auf die Tür neben sich.
Entweder musste sie über ihn klettern oder auf ihrer Seite an dem blauen Schmetterling vorbei. Sie entschied sich für Letzteres. Als sie aufstand, peinlich genau darauf achtend, den Schmetterling nicht anzusehen, und auf die Badezimmertür zuging, hatte Quin Muße, ihren nackten Körper im Schein der kleinen Lampe eindringlich zu betrachten.
Ihre vollen Brüste schienen schwerer geworden zu sein, nicht mehr so spitz aufgerichtet, wie er sie in Erinnerung hatte. Eine reifere Figur, fünf Jahre älter, aber nicht weniger sexy und immer noch die schönste Frau, die Quin je gesehen hatte, mit Kurven an den richtigen Stellen, graziler Geschmeidigkeit und endlos langen Beinen.
Er war froh, dass sie keine Verlegenheit vor ihm verspürte. Es wäre auch absurd, schließlich waren sie einmal ein Paar gewesen. Trotzdem wäre es auch denkbar gewesen, dass sie die Vertrautheit lieber ignoriert hätte.
Verlegen war sie also nicht, aber Quin grübelte über ihre Feindseligkeit nach, während sie im Bad war. Er konnte es nicht nachvollziehen. Damals, als sie sich in der Bank kennen lernten, in der sie beide beschäftigt waren, hatte es sofort zwischen ihnen gefunkt. Die Chemie war überwältigend gewesen. Die Verabredung zum Abendessen hatte in einer leidenschaftlichen Nacht geendet. Es hatte Quin übermenschliche Disziplin gekostet, nicht komplett besessen von ihr zu werden und das Ziel aus den Augen zu verlieren, das er sich gesteckt hatte.
Trotz der finanziellen Belastung war er aus der Wohnung seiner Mutter ausgezogen und hatte ein Apartment gemietet, damit Nicole und er so oft wie möglich zusammen sein konnten. Sie war glücklich über das Arrangement. Sowohl im Bett als auch außerhalb waren sie blendend miteinander zurechtgekommen, hatten sich bestens ergänzt und verstanden.
Nicole war die einzige Frau, mit der er je zusammengelebt hatte. Mit der er je zusammenleben wollte. Aufregend war es mit ihr gewesen. War es immer noch. Doch letztendlich war sie nicht zufrieden mit dem gewesen, was sie miteinander teilten.
Quin konnte gar nicht mehr genau sagen, wann sie damit angefangen hatte. Sie wollte, dass sie gegenseitig ihre Eltern kennen lernten. Das war ein Weg gewesen, den er nicht gehen wollte. Das hätte bedeutet, noch intensiver mit Nicole involviert zu sein. Er wollte keine neuen Beziehungen schaffen, wenn er die Altlasten der Vergangenheit noch nicht bereinigt hatte. Ein Schritt nach dem anderen. So hatte er darauf bestanden, dass alles blieb, wie es war – nur sie beide allein. Ohne die Familien.
Natürlich hatte er gemerkt, wie sie sich emotionell zurückzog. Er sah die Ursache für diese Kälte darin, dass
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