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Stahlhart

Titel: Stahlhart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volkmar Joswig , Henning von Melle
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war es das.« Jens Goldstein atmete erleichtert auf und verabschiedete sich.
     
     

19
    Die Sonderkommission Bankenungeheuer setzte sich zusammen. Hauptkommissarin Hansen gab kurz wieder, welchen Eindruck sie gewonnen hatte.
    »Herr Goldstein konnte jede Klippe meistern. Aber für meinen Eindruck war das zu glatt, zu ölig. Er war sehr selbstbewusst und hatte auf alles eine Antwort. Er musste kein einziges Mal überlegen. Nicht mal bei den Alibis. Das heißt, er hat sich sehr gut auf das Gespräch vorbereitet. Wie kann man sich auf ein Gespräch mit der Polizei vorbereiten? Eigentlich ist jeder nervös, der bei einer Befragung sitzt.«
    »Er ist Gerichtsreporter und erfahren«, warf Roland Ernst ein.
    Mit langem, prüfendem Blick auf ihn sprach Frau Hansen weiter: »Natürlich hat er alles entkräften können, aber ich bin der Meinung, wir sollten uns intensiver mit Jens Goldstein befassen. Überprüfen Sie seine Angaben genau«, dabei schaute sie in Richtung einer Ermittlergruppe.
    Ein anderes Mitglied des SOKO-Teams warf ein neues Licht auf den Fall: »Wir dürfen nicht übersehen, dass wir es, zumindest teilweise, mit mehreren Tätern zu tun haben oder hatten. Vergessen wir Ulf Kern nicht. Auf ihn wurde wahrscheinlich im Zusammenhang mit dem Fall ein Mordversuch verübt. Wer sagt uns denn, dass nicht weitere Personen in den Fall verwickelt sind. Goldstein kann zwar Alibis bringen, die ja noch nicht überprüft sind, aber es führt mal der, mal jener eine Tat aus, nur das Outfit weist auf einen Täter hin. Goldstein fehlt ein schlüssiges Alibi. Vielleicht war er dieses eine Mal dran und vorher jemand anders.«
    »Ich finde das etwas sehr weit hergeholt«, warf Roland Ernst ein. »Wir haben immer das gleiche Vorgehen, immer ein relativ hohes Aggressionspotenzial. Aber gerade das ist nicht bei jedem gleich. Der Täter hat relativ dünne Nerven.«
    »Das muss auch nichts heißen«, konterte sein Kollege. »Vergessen wir nicht, dass wir es mit einer Steigerung zu tun haben. Die ersten Fälle verliefen unglücklich, dann kam der Herzinfarkt dazu, eine für den Täter nicht planbare Situation. Der ganze Fall eskaliert, der Täter verliert die Nerven und ab da ist es egal. Es spielt für den Täter keine Rolle mehr, ob ein Toter oder mehrere. Im eventuellen Strafmaß hieße das in jedem Fall lebenslänglich.«
    »Nun wissen wir aber seit der Todesstrafe, dass ein Strafmaß in den Gedanken keine Rolle spielt. Ein Täter geht davon aus, dass er unentdeckt bleibt, also spielt für ihn keine Rolle, was er abbüßen müsste.«
    »Es sind interessante Denkansätze dabei, aber für die momentane Situation bringt uns diese Diskussion nicht weiter«, unterbrach Hauptkommissarin Hansen den Schlagabtausch. »Aber die Idee, dass Goldstein zu einem Täterkreis gehören kann, wollen wir festhalten. Mehrere Täter haben an bestimmten Tagen Alibis oder zu einem Tag keines. Das wäre allerdings ein relativ neues Vorgehen, das unsere Arbeit nicht leichter macht«, fasste sie zusammen.
    »Ich möchte eines zu bedenken geben«, warf Roland Ernst ein: »Wir sollten uns zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu sehr auf Goldstein fixieren. Wir hatten schon einen Fehlschlag, weil wir zu festgefahren waren, deshalb müssen wir noch andere Optionen bedenken.«
    »Wir haben keine anderen Optionen«, gab der Kollege von eben zu bedenken.
     
    Rainer West befand sich auf dem Weg der Besserung. Er war allerdings schwer verwundert, dass sich Britta noch nicht hatte sehen lassen. Er benötigte dringend Utensilien wie Schlafanzug, frische Wäsche, Bademantel, Wasch- und Rasierzeug. Es konnte doch wohl nicht sein, dass sie bei ihrem Bruder am Bett saß, aber nicht wenigstens kurz mal zu ihm rüberkam. Immerhin lagen beide im gleichen Krankenhaus. Also machte er sich, in der linken Hand die Stange des Gestells, an dem die Infusionsbeutel hingen, mit der rechten sein weißes Krankenhaushemd mit der schicken Rückenansicht am Po festhaltend, auf den Weg zur Neurochirurgischen Intensivstation. Doch zu seiner Überraschung traf er Britta auch dort nicht an. So ging es zurück durch die langen Flure. An seinem Bett angekommen, wollte er an Brittas Arbeitsplatz anrufen, doch im gleichen Moment klingelte sein Telefon. Dr. Koschnick war dran. Es gab etwas freundlichen Small Talk und beste Genesungswünsche. Dr. Koschnick verlangte, dass sich Rainer West erst einmal gründlich durchchecken lassen sollte und sich erst wieder in der Redaktion meldete, wenn er voll auf dem

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