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Stahlhart

Titel: Stahlhart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volkmar Joswig , Henning von Melle
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Boden liegen, die nur das Bremer Umland zeigte. Alles andere war weggerissen worden. Farbige Stecknadeln steckten in den Orten, die beteiligt waren, rote Bindfäden verknüpften die Fahrtstrecken nach Bremen und die innerhalb der Stadt. Die Karte sah aus wie ein Schnittmuster von einem Kleidungsstück, nur dass man ein solches nie würde tragen können.
    »Irgendwie kommen wir nicht wirklich weiter«, stellte Jens Goldstein fest. Rainer nickte. »Lass uns eine Pause machen«, schlug er vor. »Ich mache uns Kaffee, damit wir gleich wieder auf dem Damm sind.« Während Rainer in der Küche hantierte, fing Jens eine belanglose Unterhaltung mit ihm an. Er sprach laut in Richtung Küche: »Gehst du am Wochenende zu Werder?«
    »In meiner jetzigen Situation? Meine Gedanken kreisen so sehr um Britta, ich könnte nicht einmal Zeitung lesen.«
    »Du, sag mal, es geht mich ja nichts an, aber haben du und Britta eigentlich über eure jeweilige Vorgeschichte gesprochen?«
    »Eigentlich schon. Natürlich hat jeder so seine Leichen im Keller– Entschuldigung, in diesem Zusammenhang vielleicht nicht das richtige Bild– aber wir haben keine Geheimnisse voreinander. Es hatte zwar etwas gedauert und die problematischen Aspekte, besonders meiner Scheidung, kamen erst später auf den Tisch, aber ich gehe davon aus, dass jetzt alles geklärt ist.«
    »Habt ihr auch über ehemalige Partner gesprochen?«
    »Das war ein Punkt, den wir im gegenseitigen Einvernehmen ausgeklammert hatten. Irgendwie sticht es doch immer, wenn man von einer alten Liebe seines Partners oder seiner Partnerin hört. Man kann sich trotz aller Vernunft kaum gegen einen Anflug von Eifersucht wehren, wenn man hört, wie glücklich er oder sie war, welch schöne Momente erlebt wurden, welche Gemeinsamkeiten durchgestanden worden sind. Deshalb hatten wir entschieden, das auszulassen. Aber sonst wird es wohl nichts mehr geben, was wir nicht voneinander wissen. So, der Kaffee ist fertig.«
    »Na, dann halte ich mich lieber– da bist du ja«, sagte Jens gerade noch, als Rainer bereits mit einem Tablett das Wohnzimmer betrat. Mit gedämpfter Stimme ergänzte er: »Dann halte ich mich lieber zurück.«
    »Wieso? Immer raus mit der Sprache!«
    »Ne, lieber nicht.«
    »Das ist toll, erst machst du die Pferde scheu und dann einen Rückzieher. Also sag, was du sagen wolltest.«
    »Ich hatte mich nur gefragt, ob du weißt, mit wem Britta verheiratet war.«
    »Sie hatte mir zwar erzählt, dass sie geschieden ist, mehr aber nicht.«
    »Dann ist dir nicht bekannt, dass sie ihren Mädchennamen nach der Scheidung wieder angenommen hat?«
    »Nein, das hat sie nicht erwähnt.«
    »Vorher hieß sie Britta Ernst.«
    »Was?«
    »Britta war mit Roland verheiratet. Er hatte es mir mal in einem Anflug von Offenheit erzählt, als ich mit ihm in der Kogge in Worpswede saß.«
    »Was?«, wiederholte Rainer. Er konnte gar nicht begreifen, was er da hörte. Zwar hatte er Roland mehrfach eingeladen, aber der hatte sich immer zurückgehalten, ähnlich damals, als sie sich vor dem Bremer Bahnhof trafen oder am Flughafen, als Roland Ernst sofort verschwand. Irgendwie hatte Roland immer einen Grund vorgeschoben, nicht kommen zu können. Und Britta hatte auch nie eine Andeutung gemacht, wenn Rainer von Roland gesprochen hatte. Sie hatte Rainer wohl nicht verletzen und ihm beichten wollen, dass sie vor Rainer mit dessen Freund liiert gewesen war. Rainer stand mit dem Tablett, auf dem Kaffee, Tassen und Milchkännchen platziert waren, wie vom Donner gerührt.
    »Gibt es jetzt doch keinen Kaffee mehr?«, fragte Jens salopp.
    Rainer ignorierte seine Anspielung. »Irgendwie fühle ich mich hintergangen. Ich weiß, dazu habe ich kein Recht, es war ja so abgesprochen. Aber trotzdem, ich bin tief getroffen.«
    »Siehste, ich hätte doch nichts sagen sollen. Es tut mir leid.«
    »Nein, nein, schon gut. Ist okay. Ich muss es nur erst einmal verdauen. Britta hatte ganz kurz erwähnt, warum ihre Ehe gescheitert war. Ihr Mann hatte unregelmäßigen Dienst, war oft, auch nachts, unterwegs und er war fast schon krankhaft eifersüchtig, was schließlich zum Ende der Ehe führte. Britta ist eine tolle Frau, und ich kriege schon oft die begehrlichen Männerblicke mit, wenn wir unterwegs sind. Anfangs hatte ich mich auch gefragt, welche Chancen ich wirklich habe, eine dauerhafte Beziehung mit ihr führen zu können. Und dann gab es so eine Situation, als ich in Berlin war und Britta nicht erreichen konnte, da wäre es

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