Stahlhart
beinahe mit uns aus gewesen. Ich kann mir vorstellen, dass Roland ähnliche Sorgen hatte. Britta hatte erzählt, dass er sie zwar unheimlich geliebt, aber sie auf Schritt und Tritt kontrolliert habe, er sei ihr sogar heimlich nachgefahren, wenn sie nur zu ihrer Mutter wollte. Sie hatte sogar mal einen Kollegen Rolands ausmachen können, der sie beschattete. Muss wohl ganz schlimm gewesen sein, denn Britta gibt so leicht nicht auf. Sie hat es wohl einfach nicht mehr ausgehalten. Aber ich wusste die ganze Zeit über nicht, um wen es ging. Ich hatte an einen Bankmanager oder so was in der Art gedacht.«
»Die Details treffen aber auch auf einen Polizisten zu.«
»Das stimmt, allerdings kann ich mir bei Roland dieses Krankhafte, fast Wahnhafte nicht vorstellen. Als ich die Scheidung hinter mir hatte, tröstete er mich, fast jeder Mann kenne solch eine Situation, er hätte das auch durchgemacht und weitergelebt.« Mit jedem Satz, den Rainer sprach, verdüsterte sich Jens Goldsteins Gesicht. »Roland hatte mir sogar Tipps gegeben, wie ich mich verhalten solle, als ich damals in Berlin saß und Britta nicht erreichen konnte. Roland hatte mir geraten, ich solle sie doch in Bremen überraschen«, erzählte Rainer weiter.
»Sag mal, du hörst dir nicht zufällig selbst zu?«
»Warum?«
»Kannst du dir nicht vorstellen, dass Roland ausrastet? Immerhin gilt für ihn das Gleiche wie für dich. Es muss ihm sehr wehgetan haben, als er mitbekam, mit wem Britta jetzt zusammen ist. Du kennst ihn länger und besser als ich. Wäre es nicht möglich, dass Roland völlig die Fassung verliert, als er sieht, dass seine geliebte Exfrau ausgerechnet bei einem Freund gelandet ist? Wenn er so krankhaft eifersüchtig ist, hat sich das nach der Scheidung wohl kaum gelegt, sondern er hat sich in die Situation reingesteigert. Hatte Britta nach der Scheidung außer dir neue Partner?«
»Ich glaube nicht. Sie ist nicht so eine, die sich sofort in irgendwelche Abenteuer stürzt, nur um zu vergessen.«
»Also warst du der Erste nach Roland und dann gleich so eine intensive Bindung mit Zusammenleben. Glaubst du, dass Roland das verkraften konnte?«
»Worauf willst du hinaus?«
»Stellst du dich blöd oder kapierst du immer noch nicht? Wir suchen nach einer Nahtstelle zu dir. Wir suchen jemanden, der dir etwas anhängen will, nebenbei auch Britta. Wir suchen jemanden, der dich aus dem Weg räumen will.«
»Du denkst an Roland? Das kann nicht sein. Er ist Polizist, sogar ein ranghoher, der schon viel Leid im Leben gesehen hat und damit umgehen kann.«
»Du sagst es: Gesehen, jetzt erlebt er es aber selbst. Das ist ein Unterschied. Er kennt sich aus, weiß, worauf er achten muss, kennt die Klippen, weiß alles über die Polizeiarbeit. Deshalb gab es keine Spuren. Deshalb wusste er, wie lange es dauert, bis die Polizei reagieren kann. Er kennt die Ringfahndungsvorgänge und, und, und. Ein anderer Täter hätte vielleicht Fehler gemacht, etwas übersehen oder nicht gewusst. Roland weiß alles. Er hat sich so vermummt, weil er wusste, wie das mit den Überwachungskameras ist. Er konnte unauffällig an Daten und Einzelheiten von Bankleuten kommen, weil jeder dachte, er brauche sie zu deren Schutz. Er wusste, wie man den Bankmechanismus zur Geldauszahlung umgehen kann. Wer weiß das schon? Und etwas sehr Wichtiges, ihm war egal, wie viel oder wenig Beute er macht. Er wollte dir nur etwas anhängen!«
»Die Banküberfälle sind das eine, aber die Toten? Er hat unbeteiligte, unschuldige Menschen nahezu abgeschlachtet.«
»Ich kann mir das auch nicht genau erklären. Aber vielleicht waren das Situationen, die aus dem Ruder gelaufen sind, wie beim Tod der Herzwurms. Der Mann hat sich auf den Täter geworfen, der daraufhin geschossen hat. Es spielt auch keine Rolle, warum. Im Gegenteil, es kam dem Täter sogar zugute, weil er dich mit einem schlimmeren Verdacht behaften konnte.«
»Aber er hat sich doch sogar heimlich mit mir getroffen und mir Ratschläge erteilt.«
»Doch nur, weil er von dir Informationen bekam. Wann du weg bist, wo du bist, ob du Zeugen hast und so weiter. Und durch seine Ratschläge konnte er dein Handeln lenken. Denk an das, was du von Berlin erzählt hast. Im Hotel hättest du womöglich Zeugen gehabt, auf der Fahrt keine und in Bremen ebenfalls nicht. Wer kann sich nach langer Zeit noch an Mitreisende erinnern, und Britta zählt als Zeugin kaum.«
»Aber eine Tat hätte doch gereicht.«
»Eben nicht. Irgendwie kamst du immer
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