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S.T.A.L.K.E.R. 01 - Todeszone

S.T.A.L.K.E.R. 01 - Todeszone

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 01 - Todeszone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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feuchten Hände am Kittel ab. So sehr er den Großversuch auch fürchtete, sosehr freute ihn das damit verbundene Chaos. Angesichts der allgemeinen Überarbeitung würde es gewiss nicht auffallen, wenn ein Physiker aus der zweiten Reihe, wie er einer war, von der Bildfläche verschwand.

19.
    EINE SEITENSTRASSE IN TSCHERNOBYL
    NAHE DES NORDWESTKRANKENHAUSES, 1.April 2006, 22:40 Uhr
    Beschattungen waren ein langweiliges Geschäft, insbesondere, wenn sie im Alleingang und nach Feierabend durchführt wurden. Major Marinin schlug sich nun schon die dritte Nacht in seinem Lada um die Ohren. In dieser Zeit lernte er erstmals den Gameboy seines Sohnes schätzen und brachte es bei Legends of Zelda zu einer gewissen Meisterschaft.
    Oleg hatte sein Lokal wie üblich um 22:00 Uhr geschlossen und saß noch an seinen Abrechnungen. Normalerweise hielt er sich damit zwei bis drei Stunden auf, diesmal erlosch die Bürolampe jedoch bereits um 22:41 Uhr. Als kurz darauf ein Mercedes Sprinter vor dem Geschäft hielt und mit laufendem Motor in zweiter Reihe parkte, schöpfte Marinin zum ersten Mal Hoffnung, dass sein langes Warten belohnt werden könnte.
    Auf dem Beifahrersitz abgetaucht beobachtete er durchs Seitenfenster, wie Oleg in Kampfstiefeln, Tarnhosen und blauem Marinepullover vor die Tür trat und in dem wartenden Kleintransporter verschwand. Auf dem Kopf trug er eine Wollmütze mit gerollter Krempe. Es gehörte nicht viel Fantasie dazu, um sich auszumalen, dass sich der umlaufende Wulst abrollen ließ und mit Augen- und Mundlöchern versehen war.
    Marinin hätte sich selbst ohrfeigen können.
    Ein ehemaliger Elitesoldat als Imbiss-Besitzer, das war ungefähr so originell wie ein italienischer Mafia-Killer, der sich als Pizzabäcker tarnte! Ein guter Kriminalist hätte da Verdacht schöpfen müssen, obwohl sich Olegs Kochtalent nicht bestreiten ließ.
    Major Marinin startete den Lada und nahm die Verfolgung auf. Trotz des Schlafdefizits der vergangenen Tage fühlte er sich quicklebendig. Adrenalin pumpte durch seine Adern, das Jagdfieber belebte ihn wie eine Droge.
    Kiew bei Nacht, das war eine Metropole voller Leben und Verkehr. Ein Abstand von zwanzig Metern reichte, um unerkannt im gleichförmigen Strom der Scheinwerfer zu versinken.
    Mit einer Hand am Lenkrad schickte Marinin eine vorbereitete SMS an David. Ob sie rechtzeitig ankam? Er wusste es nicht. Seit ihrem gemeinsamen Abenteuer in der Betonfabrik hatten sie nicht mehr miteinander gesprochen. Alles, was er hatte, war Davids Handynummer, über die er Nachrichten hinterlassen konnte.
    Auf diese Weise war wenigstens noch jemand darüber informiert, wer die verbotenen Versorgungsgüter in die Sperrzone schmuggelte. Ob Oleg auf eigene Faust arbeitete oder in fremdem Sold stand, war noch nicht ganz klar. Auf jeden Fall schien der kahlköpfige Hüne die Bande anzuführen.
    Der Sprinter fuhr zügig, hielt sich aber peinlich genau an die jeweils gültige Geschwindigkeitsbegrenzung. Sicher gab es Fracht an Bord, mit der man lieber nicht in eine Radarfalle geraten wollte.
    Ohne große Umwege ging es nach Nordwesten, in Richtung Sperrzone.
    Sobald der Verkehr dünner wurde, ließ sich Marinin zurückfallen. Um diese Zeit waren nicht viele Kleintransporter unterwegs, deshalb behielt er den Mercedes problemlos im Blick.
    Die Häuser beiderseits der Straße wichen Bäumen und brachliegenden Feldern. Die Sperrzone rückte näher. Ob die Schmuggler das Betonwerk ansteuern wollten? Nein, in dem Fall wäre es noch weiter Richtung Westen gegangen. Der Sprinter bog aber in einen nach Norden führenden Feldweg ein.
    Marinin löschte die Fahrzeuglichter lange bevor er die Abzweigung erreichte. Zum Glück prangte eine nahezu kreisrunde Mondscheibe am nächtlichen Himmel. Fahler Schein tauchte den Feldweg, der nur aus zwei parallel im Gras verlaufenden Reifenspuren bestand, in ein annehmbares Zwielicht.
    So lange er nicht schneller als Dreißig fuhr, konnte Marinin Schlaglöcher, Sträucher und Hindernisse problemlos ausmachen. Erst auf größere Entfernung verdichtete sich die Dunkelheit zu einer kompakten Wand. Die Konturen des Sprinters verschmolzen bereits mit der Nacht, doch dank der Rückleuchten konnte er nicht entkommen.
    Das Lenkrad fest mit beiden Händen umklammert, warf Marinin einen kurzen Blick in den Rückspiegel. Er erschrak, als er sah, dass ein Fahrzeug auf der zurückliegenden Straße abbremste. Statt dem Lada ins Feld zu folgen, beschleunigte es jedoch kurz darauf wieder

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