S.T.A.L.K.E.R. 03 - Apokalypse
Monolith-Stalkern erging es nicht anders.
Den Schmerz und ihre Überraschung ignorierend, feuerten sie zurück, bis sie, einer nach dem anderen, unter Davids und Marinins Salven fielen. Der Letzte von ihnen kippte hintenüber, als ihm ein Geschoss den Kehlkopf zerfetzte. Zuckend blieb er im Gras liegen, das sich durch die Explosion entzündet hatte. Von langsam emporzüngelnden Flammen beleuchtet, regten sich die sechs Angreifer nicht mehr von der Stelle. Eine geradezu gespenstisch anmutende Stille breitete sich aus.
David wollte schon aufspringen und zu Kim eilen, doch der Major hielt ihn zurück. „Gehen wir lieber kein Risiko ein", schlug er vor, und hielt dabei seine Granate hoch.
David nickte und griff nach der eigenen.
Sekunden später landeten die beiden Sprengkörper links und rechts der Birkengruppe. Sie waren kaum aufgeprallt, als eine der vermeintlichen Leichen in die Höhe schnellte und nach der von David geworfenen Granate langte. Mit einem unartikulierten Schrei, der nur verzerrt unter der zerfetzten Schutzmaske hervordrang, holte er weit nach hinten aus, um sie zurückzuwerfen.
Doch David war kein Anfänger. Nach dem Lösen des Sicherungsstiftes hatte er genügend Zeit verstreichen lassen.
Die Granate explodierte, noch ehe der Stalker den Arm nach vorne durchziehen konnte. Seine Hand zerplatzte wie eine reife Frucht, während sich der Splitterregen ballonförmig nach allen Seiten hin ausbreitete. Bäume, Sträucher, selbst das Gras wurden genauso zerhäckselt wie der Rücken und seine Beine. Die Detonation von Marinins Granate zog das Gesicht in Mitleidenschaft.
Unterhalb der zerfetzten Hand hatte die Sprengkraft den Unterarm bis zum Ellenbogen aufgespaltet. Eine undefinierbare Masse aus Fleisch- und Anzugfetzen flatterte umher, als der Mann den ihm verbliebenen Stumpf in die Höhe riss. Sein Blut pumpte stoßweise aus der offenen Arterie hervor. Ein feiner Sprühregen senkte sich wie roter Nebel auf ihn und die Umgebung herab, bis die Fontäne nachließ und er in den Knien einknickte.
„Sicherheit", meldete David zynisch, als der Mann im Gras versank.
Der Major ging nicht auf die Bemerkung ein. Bestimmt verspürte er ein ebenso flaues Gefühl im Magen. Unter anderen Umständen hätten sie vielleicht beide für einen Moment innegehalten und über den Wahnsinn nachgedacht, in dem sie hier steckten. Doch die Sorge um Kim verdrängte jeden Anflug von Mitleid.
Rasch lösten sie sich aus ihrer Mulde und rannten geduckt los. Von den Monolith-Stalkern bei den Birken hatten sie nichts mehr zu befürchten, doch in der Zone musste man bei jedem Schritt mit neuen Überraschungen rechnen.
Die erste erwartete sie schon bei den Birken.
Trotz der morgendlichen Nässe hatten sich die zersplitterten Bäume entzündet. Zwei von ihnen waren so morsch, dass die Flammen nur über die raue Borke zu streichen brauchten, um die Glut zu entfachen. Kleine Feuerzungen leckten die Stämme empor und hinterließen dampfende, verkohlte Fasern. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis das Holz lichterloh brannte. Dann bestand die Gefahr, dass sich das Feuer im ganzen Kessel ausbreitete.
„Schneller!", rief David. „Uns läuft die Zeit davon." Dabei war es längst zu spät.
Doch das wurde ihnen erst klar, als am vor ihnen liegenden Hang eine Leuchtpistole abgefeuert wurde. Entsetzt blieben sie stehen. Nicht aus Angst um ihr eigenes Leben, sondern weil sie im aufsteigenden Rot sahen, dass Kim sich im Griff dreier Monolith-Stalker wand, die sie mit vereinten Kräften den Hang hinaufzerrten.
Den starken Händen dieser Übermacht hatte Kim nicht viel entgegenzusetzen. Wann immer sie versuchte, sich gegen den Aufstieg zu widersetzen, wurde sie mit brutalen Schlägen gefügig gemacht.
Ihre Pumpgun lag am Fuß des Abhangs, neben zwei verrosteten Öltonnen, die ihr als Deckung gedient haben mochten. Dort musste sie von der hiesigen Truppe (Delta I, II oder III ― wen interessierte das schon?) überrascht worden sein. Von hinten überfallen, während sie nach vorne hin Delta IV bekämpft hatte.
Was für ein mieses Spiel!
David rannte sofort los, um ihr zu Hilfe zu eilen. Er hätte gerne gefeuert, doch dafür stand Kim zu dicht bei ihren Entführern. Die Gefahr, sie bei einem Schusswechsel zu verletzen, war einfach zu groß. David musste näher heran, um sie heraushauen zu können, noch ehe sie über den Rand des Erdkessels verschwand.
Er lief, ohne an seine eigene Sicherheit zu denken. Nicht, weil er darauf vertraute,
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