Star Trek - VOY - 014 - Das schwarze Ufer.rtf
Korridors. Die Sicherheits-Wächter eröffneten sofort das Feuer, doch das Resultat ließ sehr zu wünschen
übrig.
Ganz offensichtlich wiesen die Ryol den Phaserstrahlen gegenüber eine hohe Widerstandskraft auf.
Konzentriertes Feuer aus mehreren Gewehren trieb sie in Richtung Turbolift zurück, aber niemand von ihnen blieb auf dem Boden des Korridors liegen.
Ein roter Strahl fauchte in einem Abstand von nur
wenigen Zentimetern an Janeway vorbei und hinterließ eine schwarze Brandspur an der Wand hinter ihr. Zum
Glück erwiesen sich die Ryol als schlechte Schützen.
»Schießen Sie auch weiterhin!« wies die Kommandantin ihre Streitmacht an. Sie mußten die Ryol ständig unter Druck setzen, um zu verhindern, daß sie ihre
psychischen Fähigkeiten einsetzen konnten. Wie groß
war die maximale Reichweite des parasitären Effekts?
Hatte der Gegner die Möglichkeit, sein psionisches
Potential selbst dann einzusetzen, wenn er unter
Beschuß stand? Janeway vermutete, daß sie bald
Antworten auf diese Fragen finden würde.
»Sehen Sie nur, Captain!« entfuhr es Harry Kim, der
knapp fünf Meter entfernt Posten bezogen hatte.
Die anderen Besatzungsmitglieder teilten Kims
Überraschung. Mehrere Verteidiger schnappten entsetzt nach Luft, als die Ryol ihre humanoide Gestalt aufgaben und ein bedrohlicheres Erscheinungsbild wählten.
Dichtes, goldgelbes Fell bedeckte die bronzefarbene
Haut der Ryol, die zusätzliche Masse zu gewinnen
schienen und immer größer wurden. Fingernägel
verwandelten sich in Klauen, und Speichel tropfte von mehr als zwei Zentimeter langen Reißzähnen.
Raubtierartiges Heulen und Knurren drang an Janeways Ohren, vermischte sich mit dem Fauchen der
Phaserstrahlen und schuf eine noch unheilvollere
Atmosphäre. Sie erinnerte sich an die Ausführungen
des Doktors in Hinsicht auf Naxors DNS und nickte
verstehend. »Metamorphisches Potential«, murmelte
sie.
»Interessant, Captain«, kommentierte Tuvok, während
er mit seinem eigenen Phaser feuerte. Er war ebenfalls hinter einem Pfeiler in Deckung gegangen. »Spezies mit gestaltwandlerischen Fähigkeiten sind außerordentlich selten.«
»Leider nicht selten genug«, erwiderte Janeway. Zwar konnte sie nicht ganz sicher sein, aber sie glaubte, zum erstenmal das wahre Erscheinungsbild der Ryol zu
sehen. Zumindest wurde es ihrem Wesen gerecht. Sie
erinnerte sich an Chakotays Beschreibung von seinem
Ausflug in die geistige Welt und wußte, daß sie die
gleiche bösartige Entität sah, die den Ersten Offizier bei seiner Seelenreise heimgesucht hatte. Jetzt fallen die Masken, dachte sie. Jetzt sehen wir euch so, wir ihr wirklich seid.
An den Wänden des Korridors hatten die
Phaserstrahlen Dutzende von schwarzen Flecken und
Streifen hinterlassen. Das Fauchen und Zischen der
Entladungen schien noch lauter zu werden. Wir treiben sie zurück, dachte Janeway, und ein Teil von ihr nahm diesen Umstand mit skeptischem Erstaunen zur
Kenntnis. Es konnte doch nicht so leicht sein, einen Sieg über die Ryol zu erringen…
Wenige Sekunden später kippte Lieutenant Stevenson –
jemand aus der ersten Verteidigungslinie – zur Seite und blieb lang ausgestreckt auf dem Boden liegen. Das Phasergewehr glitt ihm aus den Händen, und eine
Sicherheitsautomatik deaktivierte es. Neben Stevenson zitterte der Lauf des Gewehrs, mit dem Fähnrich
Rodriguez schoß – die Waffe schien für ihn immer
schwerer zu werden. Am anderen Ende der Reihe
zeigte ein weiterer Sicherheitswächter ähnliche
Anzeichen von Schwäche.
Janeway gewann plötzlich den Eindruck, daß der
eigentliche Kampf erst jetzt begann: Die Ryol griffen nun auf ihre mentalen Fähigkeiten zurück, um die
Verteidiger zu überwältigen. Die Kommandantin der
Voyager sah über die Sicherheitswächter hinweg, die sich nicht gegen den Verlust von Lebenskraft wehren
konnten. Sie bemerkte einen wolfsartigen Ryol, der in den Maschinenraum starrte und den Blick seiner
schwarzen Augen auf die Männer und Frauen der
ersten Verteidigungslinie richtete. Janeway zielte mit ihrem Phaser auf das böse Gesicht und empfand
Genugtuung, als der Strahl das Wesen genau zwischen
den Augen traf und es in den Turbolift
zurückschleuderte.
»Ein ausgezeichneter Schuß, Captain«, lobte Tuvok,
legte ebenfalls auf den Lift an und feuere.
»Übung macht den Meister, Mr. Tuvok«, erwiderte
Janeway und freute sich darüber, den mentalen Angriff abgewehrt zu haben. Laßt meine Crew in Ruhe! dachte sie
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