Star Trek - VOY - 014 - Das schwarze Ufer.rtf
Vergessen…
Kes’ Hand zuckte so plötzlich zurück, als hätte sie einen elektrischen Schlag erhalten. Tränen strömten ihr über die Wangen. »Sie alle starben vor langer Zeit«, brachte sie schluchzend hervor. »Das Raumschiff stürzte auf sie herab. Durch den Aufprall entstand die Bucht, und die sterblichen Überreste der Einheimischen blieben unter dem Meer. Wie schrecklich!«
»Wer starb hier?« fragte Neelix. Er drückte die Ocampa vorsichtig an seine schmutzige Brust und versuchte, sie zu trösten und zu verstehen. Kes war sehr dankbar für die Umarmung – mit diesem Alptraum konnte sie nicht
allein fertig werden. »Die Ryol?«
»Nein«, erwiderte Kes bitter. »Nicht die Ryol.«
Widerstrebend wandte sie sich von Neelix’ Trost und
Wärme spendender Präsenz ab und blickte erneut zum
Skelett. Torres stand in der Nähe und sondierte den
Boden mit ihrem Tricorder.
»Erstaunlich«, sagte B’Elanna. »Ich registriere teilweise fossilisierte organische Reste unter uns, und zwar in allen Richtungen. Hier müssen Dutzende, vielleicht
sogar Hunderte von Individuen begraben liegen.«
»Eine ganze Gemeinschaft«, meinte Kes. »Innerhalb
weniger Sekunden ausgelöscht.« Sie wagte es nicht, die Knochen noch einmal zu berühren, pustete statt dessen den Staub fort, der eine Knochenhand bedeckte – bis
die kleinen, schmalen Knochen von insgesamt sechs Fingern sichtbar wurden.
»Nein, hier starben keine Ryol, sondern Neffaler«, sagte Kes.
XII.
»Faszinierend«, sagte Tuvok. »Bemerkenswert«,
pflichtete ihm der Doktor bei. »Dafür kann es nur eine Erklärung geben.«
»Ja«, bestätigte der Vulkanier. »Die Logik ist zwingend und unanfechtbar.«
»Heraus damit«, sagte Captain Janeway. »Was haben
Sie in Erfahrung gebracht?«
Sie befanden sich in der Krankenstation, und Janeway stand zwischen den beiden Biobetten von Harry Kim
und Susan Tukwila. Erleichtert stellte sie fest, daß sich beide Besatzungsmitglieder gut zu erholen schienen,
und es freute sie, einige Minuten in ihrer Gesellschaft verbringen zu können. Musik klang durch die
medizinische Abteilung der Voyager , als der sitzende Kim auf seiner Klarinette spielte. Susan hingegen
brachte ihre Besorgnis darüber zum Ausdruck, nicht
rechtzeitig ihren bald beginnenden Dienst antreten zu können. Moralprobleme oder nicht: Inzwischen fühlte
sich Janeway in Hinsicht auf die Crew viel ruhiger.
Vielleicht ist sie in besserer Verfassung, als ich bisher dachte , dachte sie. Man nehme nur Harry und Susan.
Ganz gleich, womit uns der Delta-Quadrant auch
konfrontiert – wir geben nicht auf.
Während Janeway die verletzten Crewmitglieder
besuchte, analysierten Tuvok und der holographische
Arzt die von Naxor stammende Gewebeprobe. Sie
waren gerade aus dem Labor gekommen, mit einem
kleinen Computer, der sicher viele interessante Daten enthielt.
Janeways Neugier wuchs. Was steckt wirklich hinter unseren neuen ›Freunden‹ auf Ryolanow? fragte sie sich. Es gab noch immer keine eindeutigen Beweise
dafür, daß die Ryol feindliche Absichten in Hinsicht auf die Voyager hatten, doch inzwischen nahm Janeways Argwohn immer mehr zu.
Tuvok und der Doktor wechselten einen kurzen Blick –
sie schienen nicht ganz sicher zu sein, wer als erster sprechen sollte.
»Ich überlasse Ihnen den Vortritt«, sagte der Doktor.
»Immerhin waren Sie es, der uns die DNS-Probe
beschafft hat.«
»Wie Sie meinen«, erwiderte Tuvok. »Captain, es gibt deutliche Anzeichen dafür, daß die Ryol nicht von
diesem Planeten stammen. Ihre genetische Struktur hat keine Ähnlichkeit mit der anderer Lebensformen auf
Ryolanow. Sie stellen zweifellos das Ergebnis einer
anderen Evolution dar.«
»Sind Sie sicher?« fragte Janeway.
»Ich möchte Ihnen etwas zeigen.« Tuvok führte
Janeway ins Laboratorium der Krankenstation, und dort präsentierte ein großer Bildschirm zweidimensionale
Modelle von drei verschiedenen DNS-Fragmenten.
Farbige Markierungen hoben die unterschiedlichen
Aminosäuren hervor. »Die Segmente auf der linken
Seite stammen von einem geflügelten Säugetier und
einem Strauch. Das Segment auf der rechten Seite
hingegen gehört zu Naxors Genstruktur. Man kann
deutlich erkennen, daß die ersten beiden Proben
mehrere Sequenzen gemeinsam haben – sie sind auch
in allen anderen von uns untersuchten Lebensformen
anzutreffen. In der Ryol-DNS fehlen diese Sequenzen.
Dafür weist sie einige Nukleotide auf, die in Flora und Fauna des
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