Star Trek Voyager Invasion 4 - Die Raserei des Endes
Atemzug kündigte mit stechenden Schmerzen den Tod an. Er ahnte, dass er Fieber hatte, und er rang mit zunehmender Benommenheit. Allerdings vermied er es, auf seinen Zustand hinzuweisen. B’Elanna schien soweit in Ordnung zu sein, was vielleicht an ihren klingonischen Genen lag. Doch was ihn betraf… Nie zuvor in seinem Leben hatte er sich so elend gefühlt.
Er durfte nicht darauf hoffen, sich zu erholen. Ganz im Gegenteil: Es würde immer schlimmer werden, bis er schließlich zusammenbrach, während der intensive Partikelstrom die Zellen seines Körpers zerfetzte. Er war bereits so gut wie tot, ein wandelnder Leichnam. Und wenn schon.
Eigentlich hatte ihn das Leben an jenem Tag verlassen, an dem er begriff, was ihn jenseits des Grabs erwartete. Während ihn die Furien mit Entsetzen quälten, bekam er Gelegenheit, einen Blick ins Jenseits zu werfen, und dort sah er… nichts.
Mit dem Tod endete seine Existenz, und damit hatte es sich. Es gab kein zweites oder gar ewiges Leben, wodurch selbst die Hoffnung ihren Sinn verlor. Die Verzweiflung angesichts dieser Erkenntnis war ebenso schlimm wie das auf den Angstprojektor zurückgehende Grauen. Er hatte geschrieen und sich zusammengekrümmt, so wie B’Elanna. Doch etwas unterschied sie. Torres war jung und wusste nicht aus eigener Erfahrung, wozu die Furien fähig waren; bei ihr blieb die Furcht ein fremder Faktor, der aus ihr wich, als sie sich nicht mehr im Einflussbereich des Angstprojektors befand.
Redbays Entsetzen hingegen war total, denn es hörte nie auf. Er hatte einen Blick über den Tod hinaus geworfen und dort nur endloses graues Nichts gesehen. Das Ergebnis bestand aus existentieller Agonie, aus der Gewissheit von absolutem Chaos. Er sah dem eigenen Tod mit einer Angst entgegen, die von Minute zu Minute wuchs, selbst jenen fragilen Frieden zu zerschmettern drohte, der darauf beruhte, dass er die eigene Bedeutungslosigkeit akzeptierte. Nicht mehr zu existieren, nie wieder zu sein… Redbay starrte in einen metaphorischen Spiegel und sah dort nicht etwa sich selbst, sondern die Wände eines leeren Zimmers.
Seine Hände zitterten, als er ein weiteres Kabel hielt, damit es mit einem anderen verbunden werden konnte. Zusammen mit Torres verband er Input-Module mit Output-Anschlüssen, und zwar abseits des Verteilers, der die Energie eigentlich kanalisieren sollte. Sie konstruierten das Glasfaser-Äquivalent eines Hochofens, richteten das energetische Potential des Monds gegen ihn selbst. Wenn die Energie übertragen wurde, sollte sie von hier aus möglichst viele Schaltkreise zerstören und dadurch die Erzeugung eines künstlichen Wurmlochs verhindern.
Doch dazu mussten sie möglichst viele Kurzschlüsse schaffen. Bei diesem Tempo brauchen wir dazu noch etwa anderthalb Jahre, dachte Redbay. Verdammt!
Er blickte zu B’Elanna und sah sie plötzlich als eine sehr attraktive Frau. Der in Redbays stählerner Hülle gefangene Mensch sehnte sich nach einem letzten Hauch von Menschlichkeit. »B’Elanna …
möchten Sie… möchten Sie noch einmal mit einem Mann zusammen sein, bevor Sie sterben?«
»Nein«, antwortete sie knapp.
Soviel zur menschlichen Solidarität, dachte Redbay. Dann lächelte er, obwohl Torres es nicht sehen konnte. In seinem gegenwärtigen Zustand wäre er ohnehin nicht imstande gewesen, besonders viel zu leisten!
»Nur so ein Gedanke«, sagte er, wobei seine Stimme wieder kühl und distanziert klang. Die kurze Phase von Emotionalität und Verletzlichkeit war schon wieder vorbei. Er wusste nicht einmal, ob Torres kurz gezögert hatte, bevor sie ihm einen Korb gab. Es spielte auch keine Rolle. Nur auf die Kabel kam es an. Darauf, dass siebenundzwanzig Milliarden Furien in dem energetischen Chaos starben, das sie selbst schufen.
»Wie lange noch?« fragte er.
»Eine halbe Ewigkeit«, erwiderte B’Elanna im gleichen Tonfall, mit dem sie ihn zuvor zurückgewiesen hatte.
»Vielleicht leben wir lange genug.«
Torres brummte etwas Unverständliches und bog ein weiteres Kabel.
Captain Kathryn Janeway saß auf der Brücke, sah zum Hauptschirm und beobachtete eine Sonne, die regelrecht zu brodeln schien. Inzwischen funktionierten die Ortungssysteme der Voyager wieder, und deshalb konnten die Kommandantin und ihre Crew dem solaren Kollaps zusehen.
Die Bela-Neutron-Apparate - kosmische Nanotechnik - absorbierten bereits so viele Bosonen, Protonen, Neutronen, Leptonen und Photonen, dass die Sonne erstaunlich dunkel und kalt wirkte.
Menschen
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