Star Trek Voyager06 - Die Ermordete Sonn
immer wieder. Der zweite erweckte den Eindruck, Haltung angenommen zu haben. Er hatte die Hände auf den Rücken gelegt, und der Blick seiner bernsteinfarbenen Augen galt Nata.
Abgesehen von den verschiedenen Haltungen sahen die beiden Verunier völlig gleich aus. Er mußte erst noch lernen, die subtilen Unterschiede zwischen den einzelnen Individuen zu erkennen.
»Bitte erlauben Sie mir, Ihnen meine Landsleute vorzustellen«, sagte Nata. »Das ist Kaavi, unsere beste Pilotin. Sie wird Ihre Kontaktperson sein, solange Sie sich auf Veruna befinden, Lieutenant Paris.«
Kaavi kniff die Augen zusammen und neigte kurz den Kopf. Paris wiederholte die wortlose Geste. Sie hat irgendeinen Komplex, dachte er. Ob er uns betrifft?
Die Viha sah Torres und streckte den Arm aus. »Das ist unser Chefingenieur, Anahu.«
Anahus Verhalten stellte einen auffallenden Kontrast zur brüsken Art Kaavis dar - er verneigte sich würdevoll. »Ihr Besuch gibt uns neue Hoffnung, Chefingenieur Torres.«
Das automatische Übersetzungsmodul gab der Stimme einen männlichen Klang.
»Commander Chakotay, Ihr Captain hat uns mitgeteilt, daß Sie sich für unsere Kultur interessieren.
Derartiges Interesse ehrt unser Volk. Ich werde mir alle Mühe geben, Sie mit unseren Traditionen vertraut zu machen.«
Chakotay verbeugte sich fast ebenso würdevoll wie zuvor Anahu. »Indem ich mehr über Ihr Volk erfahre, entdecke ich vielleicht neue Möglichkeiten, Ihnen zu helfen.«
Paris spürte die ganze Zeit über Kaavis Blick auf sich ruhen. Sie schien zu glauben, ihn nur lange genug anstarren zu müssen, um alle seine Geheimnisse zu enträtseln. Profundes Unbehagen erfaßte den Navigator. Er versuchte, Kaavi zu ignorieren, sah sich um und fühlte, wie er in der Hitze zu schwitzen begann.
Sein Tricorder summte leise, als er mit einer Sondierung begann.
Man hätte die Verunier für ein einfaches, sogar »primitives« Volk halten können. Weder Natas Erscheinungsbild noch ihre Ausdrucksweise deutete auf Wissen um überlichtschnelle Raumfahrttechnik, elektronische Kommunikation oder etwas anderes hin, das über die Kenntnisse einer einfachen Dorfältesten hinausging. Das galt auch für den Ort, auf dem der Retransfer nach dem Beamen stattgefunden hatte. In der unmittelbaren Umgebung stellte der Tricorder nur organische Substanzen fest.
Sie standen in einem großen, flachen Bereich. Einige Meter weiter rechts erstreckte sich eine offene Grube mit heißem, blubberndem Schlamm. Offenbar hatte sie eine besondere Bedeutung für die Verunier, denn darüber bemerkte Paris eine Art Dach, das nur sanfte Wölbungen aufwies, keine Kanten. Sengende Hitze ging von der brodelnden Masse darunter aus.
An die Grube schlossen sich Hütten an, die vier gerade Reihen bildeten und aus dem gleichen glänzenden Stein bestanden wie das >Dach<. Sie boten zumindest ein wenig Schutz vor den Elementen. Durch die offenen Türen sah Paris geflochtene Matten, einige Schüsseln und Krüge aus dem bereits vertrauten braunen Stein und kleine, hin und her huschende Schemen - vielleicht verunische Kinder?
Am Ende jeder der vier Reihen stand eine größere, geschlossene Hütte.
Wieder bewegte sich etwas, und eine kleine Version der Verunier spähte nach draußen. Paris wußte nun, daß seine Vermutung zutraf - die >Schemen< in den Hütten waren tatsächlich Kinder. Dieser verunische Sprößling schien kaum sechzig Zentimeter groß zu sein. Ein und zwei Sekunden lang starrte er den Navigator von der Voyager groß an, wich dann hastig in den Schatten zurück. Paris hielt das verunische Kind für viel attraktiver als die erwachsenen Exemplare.
Seine Aufmerksamkeit kehrte zu der Grube zurück. Warum hatte sich die hiesige verunische Gemeinschaft ausgerechnet an diesem unerfreulichen Ort niedergelassen, neben einer Mulde mit kochendem Schlamm?
Er sah kurz auf die Anzeigen des Tricorders - und erschrak.
»Etwas Lebendiges ist da drin gefangen, Commander!« stieß er hervor und näherte sich der Grube.
Paris verharrte, als er eine Mischung aus Keuchen und Krächzen vernahm - verunisches Gelächter, wie er inzwischen wußte. Verwirrt blickte er zu Nata.
»Natürlich befindet sich etwas Lebendiges in der Grube«, sagte die Viha. »Wenn das nicht mehr der Fall ist, haben wir allen Grund, sehr traurig zu sein. Es handelt sich um eine unserer Brutgruben.«
Paris riß die Augen auf. »Eine Brutgrube?« wiederholte er fassungslos.
»Sie bringen Ihre Eier da drin unter?« fragte Torres nicht
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