Star Trek Voyager06 - Die Ermordete Sonn
tatsächlich mit Empörung, aber die Worte klangen ganz anders, waren ganz und gar nicht typisch für den sonst so frechen Lieutenant.
»Nennen Sie Kaavi oder eine andere Verunierin nie wieder >Echsenfrau<. Die Bewohner von Veruna Vier gehören zu den freundlichsten Personen, die ich kenne. Von ihrem Anstand und Takt könnten Sie sich eine Scheibe abschneiden. Ich empfehle Ihnen dringend, höflicher zu sein, Talaxianer!«
Alle wandten sich Paris zu und starrten ihn überrascht an. Jene Gene, denen er blondes Haar und blaue Augen verdankte, hatten ihm auch helle Haut gegeben, die Schamesröte in aller Deutlichkeit zeigte.
Derzeit reichte das rote Glühen bis zum Haaransatz des Lieutenants. Trotzdem hielt er den erstaunten Blicken trotzig und herausfordernd stand.
Diesmal machte Paris keine Witze. Diesmal meinte er es ernst.
Es gibt doch noch Wunder, dachte Chakotay. Er bemerkte Paris’ Blick und deutete ein Nicken an.
Als der Turbolift das Brückendeck erreichte, verließ Tom Paris die Transportkapsel als erster und schritt sofort zum Konferenzzimmer. Die anderen folgten langsamer.
»He, was ist denn los?« fragte Neelix.
Kes’ Lippen formten das für sie typische hintergründige, geheimnisvolle Lächeln, das Chakotay daran erinnerte, wie wenig sie eigentlich vom Volk der Ocampa wußten.
Sie sprach noch sanfter als sonst, als sie sagte: »Ich glaube, Tom ist einer Frau begegnet, die er mag und respektiert, an der ihm etwas liegt - und die er physisch nicht begehrt.« Das Lächeln wuchs ein wenig in die Breite, gewann eine schelmische Qualität. »Und das verwirrt ihn sehr.«
Natürlich gab es im Konferenzraum keine Uhr, deren Ticken auf das Verstreichen der Zeit hinwies.
Doch Janeway fühlte sich so, als hinge eine an der Wand.
Es gelang ihr nicht, sich zu entspannen, denn es gab zu viele Dinge, die schiefgehen konnten. Die von Kim analysierten Daten aus dem Computer der Eroberung wiesen darauf hin, daß akerianische Raumschiffe in der Lage waren, bis auf Warp neun zu beschleunigen. Das bedeutete: Die Sieg hatte das technische Potential, die Strecke zwischen Veruna Vier und Akeras in einem Tag zurückzulegen.
Janeway war davon ausgegangen, daß der beschädigte akerianischer Kreuzer nicht Warpfaktor neun erreichen konnte, und Tuvok hatte ihr zugestimmt.
»Die Wahrscheinlichkeit dafür, daß die Sieg während des ganzen Fluges maximale Geschwindigkeit halten kann, beträgt 2#s358#s489 zu 1.« So lauteten die Worte des Vulkaniers.
Achtundvierzig Stunden lang stellte das Kriegsschiff also kein Problem dar. Und wieviel Zeit blieb anschließend? Wie stark war die Sieg beschädigt? Aus den Aufzeichnungen der Eroberung ging hervor, daß die akerianische Flotte ursprünglich aus acht überlichtschnellen Schiffen bestanden hatte. Eines war auf Veruna Vier abgestürzt, wodurch die Verunier Gelegenheit bekamen, das eine oder andere von der akerianischen Technik zu lernen. Das Gefecht mit der Voyager hatte die Eroberung in ein Wrack verwandelt. Acht minus zwei ergab sechs.
Sechs Schiffe standen den Akerianern noch zur Verfügung.
Die Frage lautete: Wo verbargen sie sich? Die Sieg war mit ziemlicher Sicherheit nach Akeras geflogen, damit dort notwendige Reparaturen vorgenommen werden konnten. Nach dem, was sie über das Wesen der Akerianer wußten, stand eine Rückkehr der Sieg praktisch fest - Linneas würde bestimmt nicht darauf verzichten, den Kampf fortzusetzen. Und die fünf anderen Schiffe? Warteten sie im Orbit von Akeras auf den Einsatzbefehl? Oder terrorisierten sie die Bewohner anderer Sonnensysteme?
Oder befanden sie sich vielleicht in der Konkavität, im Schlund des gräßlichen Sonnenfressers?
Möglicherweise wußten ihre Kommandanten überhaupt nicht, was jenseits des Ereignishorizonts geschehen war. Und wenn diese Annahme den Tatsachen entsprach: Was sollte Janeway unternehmen, wenn jene Schiffe die Anomalie verließen?
Alles in ihr drängte danach, nicht länger zu warten und den aktuellen Vorteil zu nutzen. Die Voyager war ebenso bereit wie ihre Crew: Der Flug zum und in den Sonnenfresser konnte sofort beginnen; eine Anweisung genügte.
Und die Verunier? Janeway selbst hatte ihnen Hilfe bei der Rettung der Verschleppten versprochen bevor sie feststellte, wie niedrig des technische Niveau der Verunier war und wie schnell die akerianischen Schiffe fliegen konnten.
Sie erinnerte sich an ihre eigenen Worte, die sie vor knapp drei Tagen in diesem Konferenzzimmer ausgesprochen hatte: Es kostet
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