Star Wars™ Das Verhängnis der Jedi-Ritter 8: Aufstieg (German Edition)
Vestara gelungen war, die Skywalkers zu täuschen – sogar den berühmten Luke Skywalker –, und das so überzeugend, dass sie sich nach wie vor in ihrer Gesellschaft befand. Der Gedanke, einen so talentierten Machtnutzer wie Ben Skywalker auf die Dunkle Seite zu ziehen – fest an der Seite einer Sith –, hatte ihn mit Begeisterung erfüllt.
An der Seite einer Sith, die einen Hochlord umgebracht hatte … einen Hochlord, der dabei gewesen war, zu etwas … anderem zu werden. War das Verrat gewesen oder Loyalität? Spielte Vestara immer noch das Spiel, das sie für sie arrangiert hatten? Oder war vielmehr Sith-Schwert Gavar Khai, ihr Vater, derjenige, der hier übertölpelt wurde, und nicht Luke Skywalker?
Khai konnte es beim besten Willen nicht sagen. Er knurrte leise und folgte der Straße hinunter zu den Stallungen. Äußerlich waren die Ställe so hübsch und reich verziert wie das Wohnhaus selbst. Weiter daneben befand sich ein umzäuntes Gehege, wo Wildtiere wie Shumshure und Muntoks eingeritten wurden, und in der Mitte des Geheges ragte der Pferch empor, groß und rechtwinklig. Er blieb davor stehen, schnippte mit einem Finger, um den schweren Bolzen an dem großen Tor zu bewegen, das den Uvak in Schach hielt, und trat ein.
Vestara spielte nicht bloß mit ihrem eigenen Leben und ihrem Ruf, sondern auch mit dem ihres Vaters, mit dem ihrer Familie. Falls es ihr nicht gelang, Ben Skywalker auf ihre Seite zu ziehen und ihren Beitrag zum Bezwingen seines Vaters zu leisten, dann würde Gavar Khai den Löwenanteil der Vergeltungsmaßnahmen von Lord Vol und dem übrigen Zirkel tragen müssen. Und falls es dem Jungen mit seiner Überzeugungskraft tatsächlich gelang, sie »umzudrehen« …
»Das wird nicht passieren«, sagte er laut.
Er stand in der Mitte des Pferchs. Drinnen war es ausgesprochen dunkel. Uvaks waren tagaktive Geschöpfe, und normalerweise schliefen sie sofort ein, wenn man sie an einem dunklen Ort einschloss. Er hatte die Tür offen gelassen, und ein schmaler Strahl Mondlicht bot die einzige Helligkeit. Drinnen ragten zwei hohe Säulen auf, die in der Dunkelheit verschwanden. Das jetzt fest geschlossene Dach war am Tage zurückgefahren, sodass es den Tieren möglich war, uneingeschränkt zu fliegen. Falls sie sich jedoch zu weit von Zuhause entfernten, versetzte ihnen ein an den Beinen angebrachter Reif einen kräftigen Schlag.
Die Familie Khai besaß zwei Uvaks. Einer gehörte Gavar, und als Vestara noch wesentlich jünger gewesen war, hatte sie die Familie dadurch geehrt, dass sie ein frisch geschlüpftes Küken dazu gebracht hatte, sie als seine Herrin zu akzeptieren. Sie hatte das Tier Tikk genannt, nach dem klickenden Laut, den es mit dem Schnabel gemacht hatte, als es aus dem Ei geklettert war. Gavar hatte das Küken beobachtet, hatte verfolgt, wie seine Tochter ihren Willen eingesetzt hatte, um die Kreatur dazu zu bringen, zu ihr zu kommen, anstatt zu einem anderen Sith-Kind.
Sie hatte Tikk geliebt. Im Gegensatz zu ihr hatte er gewusst, was dem Tier widerfahren würde, als Vestara ihn dazu auserkoren hatte, sie zur Schüler-Ausbildung in den Tempel zu tragen.
Als Vestara den Tempel erreichte, war ihre neue Meisterin, Lady Rhea, aufgetaucht, um den Befehl zu geben, Tikk erschlagen zu lassen. Vestara hatte richtig reagiert und nicht protestiert. Zufrieden hatte Lady Rhea das Tier verschont.
Es war eine alte Tradition, eine Art erniedrigendes Einführungsritual für Novizen, das jenen gegenüber niemals erwähnt wurde, die es nicht schon selbst durchgemacht hatten. Khai wusste also, was kommen würde, und als man ihn anschließend gefragt hatte, ob er Tikk aus dem Tempel abholen wolle, war ihm klar geworden, dass seine Tochter ihre erste Prüfung bestanden hatte.
Er blickte an der Säule empor, die Tikk als Nest diente. Khai machte sich die Macht zunutze, um seine Fähigkeit zu verstärken, im Dunkeln etwas zu sehen. Von diesem Blickwinkel aus schien es, als würde Tikk tief und fest schlafen. Mit ein wenig Unterstützung durch die Macht sprang Khai mit einem Satz nach oben und landete leichtfüßig neben dem Uvak. Tikk hatte sich vom Schwanz bis zum Schnabel zusammengerollt, seine Schwingen waren einer Decke gleich über den Leib gebreitet.
Khai betrachtete ihn einen Moment lang, ehe er zu der anderen Säule hinüberschaute. Sein eigenes Reittier schlief ebenfalls. Khai streckte seine richtige, lebendige Hand nach dem anderen Uvak aus und ließ die Kreatur behutsam, unauffällig, in
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