Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Starke Frauen

Starke Frauen

Titel: Starke Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Horáková
Vom Netzwerk:
endlich einen Mann, der mich bis ans Ende meiner Tage lieben wird.«
    Sie irrt. Harry gefällt sich in der Macho-Spießer-Rolle, die sie ihm zudenkt, genießt das von ihr finanzierte Jetset-Leben, aber die Inszenierungen, die sie ihm verschafft, sind furiose Flops. Er gibt ihr die Schuld: »Du bringst mir Unglück. So kann ich nicht mehr.« Während sie die brave Hausfrau »spielt«, schwappt »draußen« die sexuelle Revolution bis ins deutsche Wohnzimmer. Oswald Kolle, Anti-Baby-Pille, Kommune I. Romy ist fasziniert, aber »Harry sagt, ich sollte über Politik den Mund halten und lieber anfangen, erst mal die Abendzeitung zu lesen, statt für Willy Brandt zu schwärmen. Mir! So hingewischt, als ob das jemanden was angeht, dass ich keine Schule habe.« Mit Brandt wird erstmals ein Sozialdemokrat Bundeskanzler, ein Mann ohne Nazi-Vergangenheit, der mehr Demokratie wagen will. Romy verehrt den Womanizer, sie telefonieren, diskutieren.
    Am 3. Dezember 1966 bekommt Romy ihren Sohn David: »Ehe und Mutterschaft können einen Menschen nur verbessern, erst sie machen einen zu einer richtigen Frau«, verkündet sie, »ich ordne mich Harry vollkommen unter. Ich bin nicht für Gleichberechtigung.«
    Doch der Alltagstrott und Harrys Abhängigkeit von Psychopharmaka und Alkohol beginnen sie zu lähmen: »Nach einer Weile spürte ich, dass ich mein wahres Ich unterdrücke.«
    Ausgerechnet Delon holt sie zurück vor die Kamera. Harry suhlt sich im Selbstmitleid und versucht, seine Frau kleinzureden. Die Scheidung kostet sie 1,4 Millionen Mark. Meyen erhängt sich 1979.
    Romy ist eine der 374 Frauen, die 1971 auf dem Stern -Titel bekennen, abgetrieben und damit nach § 218 eine Straftat begangen zuhaben. Und 1972 wird sie wieder Sissi. Freiwillig, denn die Kaiserin in Viscontis Film Ludwig II. ist eine souveräne Persönlichkeit.
    1974 telegrafiert sie: »Meine Mama – mehr Erfolg kann man kaum haben – mein Privatleben ist null.« Tagsüber am Drehplatz, nachts auch mal mit Frauen, z. B. Simone Signoret, im Bett (»Ich bin halt ein rechtes Mischimaschi«), träumt der Star von Heim und Herd: »Ich gehe immer aufs Ganze. Ich führe eine Sache bis zum Ende. Ich verschwende mich.«
    Alle um sie herum wissen, dass ihr Sekretär und Chauffeur Daniel Biasini ein Gigolo ist. Romy hingegen glaubt, dass er »der einzige Mann seit Alain ist, der mich mit Freuden eine Frau sein lässt«. Die 38-Jährige ist schwanger, als sie ihn 1975 in Berlin heiratet. Nachdem sie ihr zweites Kind bekommt, behauptet sie: »Wir vier – Daniel, Sarah, David und ich – sind wirklich eine perfekte Familie.« Kaum dass sie den »Mann fürs Leben« gefunden hat, fühlt sie sich stark genug, um in Deutschland zu drehen: Gruppenbild mit Dame (1976/77), nach einem Roman von Heinrich Böll. Sie bittet den Literaturnobelpreisträger um ein Treffen und fragt: »Wieso kann Heimweh so zunehmen?« Böll reagiert nicht. Nach einigen Wochen ein neuer Versuch: »Bin ich wirklich jemand für Sie, den man ohne Antwort lässt? Also unkenntlich? Bin ich das? Scheißdreck eben.« Das nicht, aber eben die »Sissi a. D.«. Schließlich darf sie ihn besuchen, ihr zweistündiges Treffen in Köln ist nichtssagend. Der Film floppt, der Versuch einer Rückkehr ist gescheitert. Die Dutschke-Deutschen haben ihr die k.u.k.-Kostümfilme noch nicht verziehen: »Was ich auch mache, in Deutschland wird man es mir ankreiden. Ich finde das zum Kotzen.«
    Zurück in Paris hört sie zufällig, wie ihr Mann am Telefon prahlt: »Sie tut ja alles, was ich will.« Drei Tage später wird ihm die Scheidungsklage zugestellt. Romy kapselt sich ein, pumpt sich voll mit Psychopharmaka, Champagner und Whiskey. »Ich bin jetzt 54 Filme alt ... Ich habe vor nichts auf der Welt Angst. Nur vor mir.«
    ----
    »Ich habe vor nichts auf der Welt Angst. Nur vor mir«
----
    Ihr letzter Partner Laurent Pétin ist ein altmodisch-anständiger Filmproduzent.Einer, der ihr nicht auf der Tasche liegt, der versucht, Ordnung zu bringen, der Alkohol versteckt und Pillen wegwirft. 1979 erhält Romy ihren zweiten César, den Oscar der Franzosen. Ihre Ausstrahlung – die Aura von Unschuld, die sie selbst in gewagtesten Sexszenen bewahrt, und die bürgerlich versteckte Schamlosigkeit – fasziniert nach wie vor. Sohn David sitzt während der Verleihung neben ihr: »Für mich ist er ein herrlicher Gefährte.«
    Am 5. Juli 1981 klettert David über den Zaun am Haus seines Stiefvaters, rutscht aus, spießt sich an einer der

Weitere Kostenlose Bücher